Bochum. Seit 19 Jahren ist der Bochumer „King of Heimorgel“ beim Wacken-Festival dabei. Seinen diesjährigen Auftritt wird er nicht so schnell vergessen.
Eigentlich war alles so wie immer: Seit 19 Jahren fährt der Musiker Mambo Kurt aus Bochum in jedem Sommer zum legendären Heavy-Metal-Festival nach Wacken. Mit seinen unverschämten Gute-Laune-Cover-Songs ist der „King of Heimorgel“ ein Garant für ausgelassene Stimmung – selbst unter gestandenen Metalfans. „Irgendwann am Abend wollen auch die härtesten am liebsten Dr. Alban hören“, erklärt Mambo seinen durchschlagenden Erfolg.
Mambo Kurt startet von Bochum in Richtung Wacken
Auch in diesem Jahr stand Mambos Tourbus wieder bereit für eine Reise nach „Wackööön!“, einer kleinen Gemeinde bei Hamburg. Der Weg dorthin verlief noch halbwegs unkompliziert: „An der Autobahnabfahrt gab es den typischen Wacken-Stau, alles nicht so schlimm. Erst einige Kilometer vor Wacken wurde es dann heftig.“
Der ellenlange Stau mit den Autos wartender Fans wuchs erheblich, nichts ging mehr vor und zurück. Der Dauerregen der letzten Tage hatte das Festivalgelände in eine riesige Schlammwüste verwandelt: „70 Trecker haben die Autos einzeln auf das Gelände gezogen, weil sie sonst im Matsch steckengeblieben wären“, erzählt er. „Jedes Fahrzeug hatte eine Öse vorn am Motor montiert, damit es abgeschleppt werden kann. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Wegen der verschlammten Wege und durchweichten Campingflächen lassen die Veranstalter seit Mittwochmorgen keine Besucher mehr aufs Festivalgelände. Ursprünglich erwartet wurden rund 85.000 Metalfans, geschätzte 50.000 sollen es zuvor geschafft haben, der Rest muss draußen bleiben. Auch Mambo Kurt, der als geladener Künstler über einen separaten Eingang Zutritt erhält, hatte seine liebe Mühe, überhaupt dorthin zu gelangen. „Die Leute standen im Stau auf der Straße und haben gegrillt, gesungen und gefeiert.“
Partystimmung bei einem Baumarkt in Itzehoe
Mambo bahnte sich seinen Weg auf den Landstraßen Richtung Wacken: „Richtig kurios wurde es in Itzehoe ein paar Kilometer vorher“, erzählt er. „Da wurde der Parkplatz eines Baumarkts kurzerhand zum Ersatzfestival erklärt.“ Das Geschäft öffnete seine Pforten spontan für die gestrandeten Metalfans und stellte ihnen Carports und Gartenhäuser als Unterkunft zur Verfügung. „Es gibt eine Toilette und einen Bäcker, also der absolute ‚Place to be‘ für jeden Metalhead.“
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Mithilfe der Polizei und einiger kleinerer Verkehrsverstöße („Ich musste ein paar Meter über einen Radweg fahren, aber die Polizisten blieben ganz entspannt“) schaffte es Mambo Kurt schließlich aufs Gelände. „Der Vorteil ist, dass ich hier seit 20 Jahren jeden Schleichweg kenne, sonst hätte es um einiges länger gedauert. Aber irgendwann waren auch die Schleichwege rappelvoll.“ Im Künstlerbereich steht Mambo jetzt mit seinem Tourbus mitten im Matsch, fünf Auftritte bis Samstagabend sind geplant.
Mambo Kurt kann den Frust vieler Fans verstehen
Die Stimmung vor Ort sei „Bombe“, berichtet Mambo. „Wer es bis hierher geschafft hat, der hat natürlich beste Laune.“ Dass es vor den verschlossenen Toren zum Wacken-Festival mitunter anders aussieht, kann er sich aber gut vorstellen: „Da gibt es Leute, die kommen extra aus Australien angeflogen und dürfen dann nicht mal zu Fuß aufs Gelände. Klar sind die frustriert.“
Am Mittwochnachmittag spielte Mambo Kurt sein erstes Wacken-Konzert in diesem Jahr, an das er sich noch lange erinnern wird. „Der Shuttlefahrer hat mir versprochen, dass meine Orgel sicher auf der Bühne ankommen wird. Das ist das Wichtigste. Ich selber stapfe da schon irgendwie hin.“ Welchen Song er als erstes spielt, weiß Mambo genau: „Da gibt’s nur einen: Sunshine Reggae.“
Jetzt rockt Mambo Kurt das Zeltfestival Ruhr
Nach seiner Odyssee zum Wacken-Festival ist Mambo Kurt in den kommenden Wochen wieder live in der Nähe zu erleben: am 26. August beim Parkfest in Waltrop, am 3. September beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See.
Mambo Kurt (56) heißt mit bürgerlichem Namen Rainer Limpinsel und ist promovierter Arzt. Seit Mitte der 90er Jahre ist er mit seiner Heimorgel aus der Musikszene des Ruhrgebiets nicht mehr wegzudenken.