Bochum. Rainer Schulte startet am Freitag bei der Rad-WM in Glasgow. Der leidenschaftliche Radrennfahrer will seinen Sport auch in Bochum wieder beleben.

Weltmeister wird er nicht, das ist ihm schon klar. Rainer Schulte wird trotzdem alles raushauen, wenn er am Freitag im Nationaltrikot bei der Rad-Weltmeisterschaft in Glasgow an den Start geht. Der Betriebsrat aus dem Warenverteilzentrum von Opel in Bochum vertritt die deutschen Farben in der Altersklasse M 55.

Radclubchef aus Bochum startet bei WM in Glasgow

„Ich bin mein Leben lang auf der Strecke“, sagt Rainer Schulte. Seit 1977 sitzt der 54-Jährige im Rennsattel, fuhr in jungen Jahren auch in der A-Klasse mit um die Deutsche Meisterschaft. Seit Oktober ist Schulte Vorsitzender des Radsportvereins Flottweg Langendreer. Der Start in Schottland ist für Schulte ein vorläufiger Höhepunkt seiner Sportkarriere. Und ein überraschender zudem.

Seine Teilnahme an einem Qualifikationsrennen für die WM in Glasgow Anfang Juni stand nämlich unter keinem guten Stern. Nach dem Unfall eines 73-jährigen Fahrers aus Belgien, der frontal in eine Garagenwand fuhr und seinen Verletzungen erlag, wurde das Rennen „Schleck Gran Fondo“ in Luxemburg neutralisiert. Das heißt: Es gab keine offiziellen Ergebnisse.

Tödlicher Unfall überschattet die Qualifikation

Ohne eine Platzierung unter den Besten in einem der 23 weltweit von Italien über Abu Dhabi bis Australien ausgetragenen Qualifikationsrennen ist aber eine WM-Teilnahme unter normalen Umständen nicht möglich. Traum zerplatzt, dachte sich Rainer Schulte. Mit Blick auf das Drama von Luxemburg nominierte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Schulte aber wenige Tage danach dann doch noch.

200 bis 300 Kilometer pro Woche trainierte Rainer Schulte, um sich für die Rad-Weltmeisterschaft vorzubereiten. Das Foto zeigt ihn beim Qualifikationsrennen in Luxemburg.
200 bis 300 Kilometer pro Woche trainierte Rainer Schulte, um sich für die Rad-Weltmeisterschaft vorzubereiten. Das Foto zeigt ihn beim Qualifikationsrennen in Luxemburg. © Monika Schumacher

„Seitdem habe ich mein Training intensiviert, um bestmöglich auf das Rennen vorbereitet zu sein“, sagt Schulte. 200 bis 300 Kilometer pro Woche hat er abgespult. Rund um Bochum und in der Eifel liegen seine Trainingsstrecken, die nicht nur lang, sondern auch möglichst bergig sein müssen. Die Elfringhauser Schweiz (Hattinger Hügelland) kennt er wie seine Westentasche.

8000 Athleten fahren in 13 Disziplinen

In Glasgow stehen am Freitag, 4. August, ab 11.05 Uhr 160 Kilometer mit 1600 Höhenmetern auf dem Programm. „Von Perth aus fahren wir eine große Runde durch Schottland, auch vorbei am bekannten Loch Ness“, freut sich der gebürtige Bochumer. Doch nicht nur dem sportlichen Wettkampf fiebert er entgegen, sondern dem Ereignis als solchen.

8000 Athleten werden bei der WM in Schottland vom 3. bis zum 13. August in 13 Disziplinen um Medaillen fahren. Titel werden nicht nur auf der Straße, der Bahn, im Mountainbike und im BMX vergeben, sondern auch in der Halle und in Spezialdisziplinen wie Downhill. Hinzu kommen Para-Wettbewerbe auf der Straße und Bahn. Der Weltverband will dieses Radsport-Spektakel künftig alle vier Jahre ausrichten. 2027 werden die Wettbewerbe in Frankreich ausgetragen. Rainer Schulte müsste dann in der M 60 antreten.

Flottweg Langendreer plant Bergzeitfahren in Bochum

Nach seinem Abenteuer in Schottland hat er aber erst einmal andere Pläne. Er will sich verstärkt um den Radsportverein Flottweg Langendreer, der heute 23 und in der Vergangenheit schon einmal 150 Mitglieder zählte, und um den Bochumer Radsport kümmern. Noch in diesem Jahr soll es eine Stadtmeisterschaft geben.

„Wir planen ein Bergzeitfahren vom Kemnader See bergauf. Die Strecke soll zu einem Großteil über die Gräfin-Imma-Straße führen“, kündigt Schulte an. Der Termin steht: Am Sonntag, 17. September, sollen Bochums Beste in ausgefahren werden.

Zu den Besten seiner Altersklasse in Schottland wird Schulte trotz der vielen Kilometer im Sattel vermutlich nicht gehören. „Es werden viele ehemalige Profis an den Start gehen, die in der Woche doppelt so viel fahren wie ich“, sagt Schulte. „Für mich ist allein die Teilnahme bei diesem Mega-Event eine große Freude.“