Bochum. Mieterhöhungen von 20 Prozent sorgen bei 350 Mitgliedern des Gemeinnützigen Wohnungsvereins zu Bochum für Verdruss. Die Linkspartei ist empört.
Der Gemeinnützige Wohnungsverein zu Bochum (GWV) hat zahlreiche seiner Mieter verschreckt. Gleich um 20 Prozent erhöhte sich die Nutzungsgebühr für rund 350 Mitglieder der Genossenschaft. „Mit dieser Politik reiht sich die GWV in den Kreis der großen Vermieter in Bochum ein, deren Ziel es ist, den Mietspiegel so weit wie möglich in die Höhe zu treiben“, sagt Horst Hohmeier, Vorsitzender der Linksfraktion im Rat der Stadt Bochum.
Wohnungsgenossenschaft in Bochum erhöht Mieten um 20 Prozent
Der GWV orientiert sich mit der neuen Nutzungsgebühr (Grundmiete) an den Möglichkeiten des Mietspiegels, dessen neueste Version am 1. April dieses Jahres in Kraft getreten ist. Die Miete im nicht preisgebundenen Wohnungsbau darf demnach um maximal 20 Prozent steigen (Kappungsgrenze), wenn sie unterhalb des für den Stadtteil und die jeweilige Wohnsituation üblichen Preises liegt. Mieter in Bochum zahlen in der Regel Grundmieten ohne jegliche Nebenkosten zwischen vier und zehn Euro pro Quadratmeter, die Durchschnittsmiete im Bestand liegt bei 6,65 Euro.
„Trotz der Erhöhung sind die Mieten bei der GWV relativ günstig“, räumt selbst Hohmeier ein. Daran ändere auch die 20-prozentige Erhöhung nichts. Im Beispiel des Linken-Politikers steigt die Miete von 4,14 auf 4,97 Euro. Bei einer 90-Quadratmeter-Wohnung werden im Monat rund 75 Euro mehr fällig.
„Gegen eine moderate Erhöhung habe ich nichts, aber das Maximum muss ja nicht gleich ausgeschöpft werden, wo bleibt der Genossenschaftsgedanke?“, fragt sich Hohmeier. „Gerade in einer Zeit, in der die Kosten für Heizen und Strom durch die Decke gehen und auch die Nebenkosten explodieren, ist eine Mieterhöhung in einem solchen Umfang sozial unverantwortlich.“
„Extrem günstig“ – Mieterverein beteiligt sich nicht an der Schelte
Die GWV sei zudem ein gesundes Unternehmen mit einer Leerstandsquote von rund einem Prozent und einer Eigenkapitalquote von 53 Prozent. 2022 erzielte die Genossenschaft einen Jahresgewinn von 1,34 Millionen Euro. Die schönen Worte in der Satzung („eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung“) seien vor zehn bis 15 Jahren noch ernst gemeinte Ziele der Genossenschaft gewesen, „heute sind sie nur noch Marketing-Sprech“. Der neue Vorstand verstecke sich hinter dem Genossenschaftsgedanken, trimme den Verein aber auf die harten Regeln der Immobilienwirtschaft, so Hohmeier.
Der aktuelle Mietspiegel macht bis 2025 Erhöhungen der Mieten in Bochum von durchschnittlich 4,7 Prozent möglich. „Erfahrungsgemäß werden vor allem die Wohnungsgesellschaften diesen Spielraum sehr schnell nutzen“, kündigte Aichard Hoffmann, Sprecher des Bochumer Mietervereins, bereits im April an. Gleichwohl kritisiert der Mietervereins den GWV nicht.
„Wir beteiligen uns nicht an der öffentlichen Schelte“, sagt Geschäftsführer Michael Wenzel. „Beim GWV sind die Mieten extrem günstig, da gibt es sicherlich einen Nachholbedarf.“ Wenzel sieht Versäumnisse des Vereins in den vergangenen Jahren, die nun unter einem neuen Vorstand aufgeholt werden müssten.
Vorstand weist Vorwurf der Mietpreistreiberei zurück
„Für uns gelten alle Rahmenbedingungen des Marktes“, sagt Christian Knibbe, der Kaufmännische Vorstand des GWV. „Steigende Zinsen, höhere Löhne und Kosten bei Sanierung und Instandhaltung treffen uns ebenso wie alle anderen. Wir müssen nicht nur gute und ökologisch nachhaltige Wohnungen anbieten, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der Genossenschaft sicherstellen.“
Knibbe weist den Vorwurf der Mietpreistreiberei zurück. „Wir sind sowohl im Bestand als auch bei Neuverträgen mietpreisdämpfend unterwegs.“ Auch nach der jüngsten Erhöhung blieben die Nutzungsgebühren durchschnittlich um 24 Prozent unter dem Richtwert im Mietspiegel Bochum. Und auch bei Neuverträgen sei die GWV signifikant günstiger als der Durchschnitt in der Stadt (zurzeit: 7,50 Euro).
Knibbe: „Wir gehen mit Augenmaß vor.“