Bochum. Wer Rollstuhl-Tickets für die Grönemeyer-Konzerte kaufen will, kann nicht online buchen. Ein Bochumer erlebte ein frustrierendes Hin und Her.
Am Anfang hat er sich einfach nur „tierisch gefreut“. Als er hörte, dass Herbert Grönemeyer im kommenden Jahr nach Bochum kommt, da war für Oliver Pell klar: Da will er dabei sein. Er sei Grönemeyer-Fan „seit ich denken kann“, bislang bei allen Tour-Stops im Ruhrstadion dabei gewesen, erzählt der Bochumer. Die Jubiläumskonzerte anlässlich von 40 Jahren „4630“ im Sommer 2024 sollten da nicht fehlen. Was folgte, war ein frustrierendes Hin und Her.
Wie der Run auf die Karten grundsätzlich ausging, ist hinlänglich bekannt: 16 Minuten dauerte es, da war das erste Konzert ausverkauft. Auch für zwei eilends angekündigte Zusatzkonzerte gingen die Tickets binnen kürzester Zeit weg. Noch ehe der reguläre Vorverkauf gestartet war, war nichts mehr zu holen. Oliver Pells Problem: Vom Online-Vorverkauf war er von vornherein ausgeschlossen.
Grönemeyer in Bochum: Tickets für Rollstuhlfahrer nicht online buchbar
Der 44-Jährige sitzt im Rollstuhl. „Früher“, erzählt er, „konnte ich laufen.“ Ein erst spät diagnostizierter, angeborener Gendefekt namens Friedreich-Ataxie und eine Krebserkrankung nahmen ihm vor etwa zehn Jahren die Kraft zum Laufen, seitdem ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Pell nimmt weiter am Leben teil; der VfL-Fan geht ins Stadion, zu Konzerten. Der Weg zu Tickets allerdings, der sei für ihn schwierig, erzählt er.
Dass man die Rollstuhl-Plätze nicht online buchen kann, wusste er. „Kein Problem, dachte ich“, sagt Pell. Rief pünktlich am Donnerstag um 11 Uhr bei Eventim an. „Nach 20 Minuten Warteschleife teilte mir ein nett klingender Herr mit, dass der Vorverkauf bei Eventim für Rollstuhlfahrer erst Samstag startet.“ Er habe ihm noch empfohlen, sich vorher schon an den Veranstalter, Becker Entertainment, zu wenden.
Auf der Jagd nach Grönemeyer-Tickets: 30 Anrufe, kein Erfolg
Das tat Pell. Eine Ansprechpartnerin gibt es dort für den Bereich „Barrierefreiheit“, erreichbar über ein Kontaktformular oder die zentrale Telefonnummer. Auf beiden Wegen versuchte der Bochumer es – ohne Resonanz. „Bestimmt 30-mal“ habe er es telefonisch versucht.
Bis Samstagvormittag hatte Oliver Pell niemanden beim Veranstalter erreicht, beim erneuten Anruf bei Eventim hieß es nur: alles ausverkauft. „Sieht so Inklusion aus?“, fragt er. Dass der Bochumer offensichtlich „von Pontius zu Pilatus geschickt wurde“, tue ihm leid, sagt Konzertveranstalter Dirk Becker. Seine Mitarbeiterin kümmere sich mit Hingabe um Kunden mit Behinderung. Aber: „Auch die Rollstuhlplätze sind begrenzt.“ Wenn die Nachfrage so groß sei wie jetzt bei den Grönemeyer-Tickets, dann gingen manche leider leer aus.
Happy End: Bochumer bei Grönemeyer-Konzert im Ruhrstadion dabei
Für Oliver Pell gab es schließlich doch noch ein Happy End: Diese Woche bekam er auf seine schriftliche Anfrage Rückmeldung von Becker Entertainment – und die Zusage für zwei Karten fürs dritte Zusatzkonzert. „Das bedeutet mir viel“, sagt er.