Bochum. Eine Augenzeugin hat vor Gericht einen Gewaltexzess in einer Bochumer U-Bahn-Station geschildert. Das Opfer war wehrlos.

Die 26-jährige Bochumern war eine der wenigen, die geholfen hat, der blutigen Quälerei eines wehrlosen Mannes in aller Öffentlichkeit ein Ende zu bereiten. Am Donnerstag sagte sie vor dem Schwurgericht aus, wo den beiden Tatverdächtigen – eine Bochumerin (33) und ein Bottroper (31) – versuchter Totschlag vorgeworfen wird.

Am Vormittag des Silvestertages 2022 war ein 44-jähriger Mann in der U-Bahn-Station Lohring bei einem exzessiven Zechgelage aus unklarem Grund entsetzlich zugerichtet worden. Zahlreiche Passanten gingen einfach vorbei und unternahmen nichts. Nicht so die 26-jährige Zeugin, die gerade auf dem Weg nach Hause war und auf dem Weg in die U-Bahn an der Zwischenebene vorbeikam.

Neben dem Opfer lag „ganz viel Blut“

„Ich habe drei Personen gesehen: zwei Männer und eine Frau. Ein Mann lag auf dem Boden und der andere und die Frau haben ihn geschlagen und getreten. Der auf dem Boden gelegen hat, konnte sich nicht verteidigen. Neben ihm war ganz viel Blut.“

Die 26-Jährige berichtete, wie vor allem die Angeklagte das Opfer in den Bauch und auch auf das Gesicht getreten habe – als Stampftritt von oben. „Sie hat ihn richtig getroffen.“ Mindestens dreimal.

Ob das eher leicht oder kräftig gewesen sei, fragte Richter Josef Große Feldhaus. Antwort: „Das war stark.“ Der 44-Jährige sei da schon bewusstlos gewesen, er habe nichts mehr gesagt.

Brüche des Joch- und Nasenbeins sowie Einblutungen zwischen Hirnhäuten

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Weil die Zeugin, eine Ukrainerin, damals die Geschehnisse nicht recht einordnen konnte, rief sie ihren Freund (23) an, damit er sofort die Polizei anruft; die dann auch sofort herbeieilte. Damit wurde dem Opfer womöglich das Leben gerettet. Denn die Angeklagte soll ihm auch gezielt eine Flasche Wodka auf den Kopf geworfen und mit dem abgebrochenen Flaschenhals in den Hals geschnitten haben – nahe Schlagader. Das Opfer erlitt auch Brüche des Joch- und Nasenbeins sowie Einblutungen zwischen Hirnhäuten.

Bochumer Polizeipräsident: „Sie haben vorbildlich gehandelt“

„Die beiden traten nonstop abwechselnd auf das Opfer ein“, hatte die Zeugin damals der Polizei gesagt. Für ihren Einsatz wurden sie, ihr Freund und ein weiterer Zeuge (71) von Polizeipräsident Jörg Lukat geehrt. „Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, den Notruf zu wählen. Sie haben vorbildlich gehandelt und damit einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet“, so Lukat.

Die vorbestraften und alkoholkranken Angeklagten (U-Haft) bedauern den Gewaltexzess, können sich aber kaum erinnern, wie sie sagen. Ihnen droht eine mehrjährige Haftstrafe. Außerdem wird geprüft, ob sie einen Teil davon in einer geschlossenen Entziehungsanstalt verbringen müssen.

Das Gericht hat sieben weitere Sitzungstage bis 3. August eingeplant.