Bochum. Das Tierheim Bochum ist voll. Katzen, Hunde und Kleintiere werden ausgesetzt. Der Eindruck der Leiterin: „Menschen werden immer grausamer.“
- Eigentlich kann das Tierheim Bochum bereits keine Neuzugänge mehr aufnehmen
- Die Tierschützer müssen sich aber aktuell um viele ausgesetzte Tiere kümmern
- Was die Tierheim-Leiterin erlebt – und was sie überforderten Tierhaltern rät
Das Tierheim Bochum ist überfüllt. Es ist so voll, dass derzeit keine Tiere von ihren Besitzern abgegeben werden können, wie Tierheimleiterin Carmen Decherdt im Gespräch mit der WAZ erklärt. „Wir sind am Limit“, sagt sie. Trotzdem kommen immer wieder neue Tiere ins Tierheim. Denn durch einen Vertrag mit der Stadt ist es dazu verpflichtet, ausgesetzte Tiere aufzunehmen.
Gefunden werden derzeit häufig Katzen, sogar Rassekatzen. Aber auch gefundene Hunde und Kleintiere werden ins Heim gebracht. Die Zahl an kleinen Tieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen, die im Bochumer Tierheim leben, hat sich verdoppelt. Kaninchen werden zum Beispiel an Friedhöfen ausgesetzt oder in fremden Hausgärten zurückgelassen. „Ich habe das Gefühl, Menschen werden immer grausamer“, sagt Decherdt.
Labrador-Mischling direkt vor Tierheim Bochum ausgesetzt
Vor kurzem sei ein Labrador-Mischling direkt vor der Auffahrt zum Tierheim angebunden worden. „Der Hund machte anfangs einen sehr aggressiven Eindruck“, erzählt die Tierheimleiterin. Kein Wunder, denn auch für das Tier sei die Situation überfordernd gewesen. Kurze Zeit später habe sich die Besitzerin anonym gemeldet, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Sie habe dem Tierheim mitgeteilt, wie der Hund heißt, woher er kommt und welche Probleme es mit ihm gibt. „Es ist ihr über den Kopf gewachsen, dass er einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt hatte“, erklärt Decherdt.
Sie ist froh, dass sich die Besitzerin noch mit den wichtigen Informationen gemeldet hat. „Wir müssen wissen, worauf wir uns einlassen, damit wir auch gut mit dem Tier arbeiten können.“ Mittlerweile sei der Mischling bereit, vermittelt zu werden. Bis es bei einem Fundtier so weit ist, dauere es jedoch Wochen.
Überfüllte Tierheime: Viele Haustiere während Pandemie angeschafft
Viele Menschen hätten sich während der Corona-Pandemie ein Tier angeschafft, ohne groß darüber nachzudenken. Jetzt zeige sich, dass einigen Besitzern die Zeit fehlt, weil kein Homeoffice mehr möglich ist. „Die Wenigsten sagen offen, dass sie mit ihrem Tier überfordert sind“, so die Leiterin.
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Stattdessen würden sie es einfach aussetzen, weil sie sich oft nicht trauten, ins Tierheim zu gehen. Viele hätten Angst, von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschimpft zu werden. „Das ist nicht so“, stellt Decherdt klar, „wir sind froh über jede Person, die den Schritt zu uns geht.“
Tierbesitzer bekommen Hilfe in Tierheimen
Dennoch kann das Tierheim Bochum derzeit keine Abgabetiere aufnehmen. Anfragen von Besitzerinnen und Besitzern, die ihre Vierbeiner dem Heim anvertrauen möchten, kommen trotzdem täglich. Zum Teil kämen diese Anfragen nicht einmal aus Bochum, sondern aus umliegenden Städten oder von weiter weg. „In NRW platzen viele Tierheime aus allen Nähten“, sagt Decherdt. Ein Problem, das sich durch die Ferienzeit verschärfe.
Carmen Decherdt rät jedem Tierbesitzer, sich Hilfe zu holen, anstatt das eigene Tier auszusetzen. „Oft reicht schon ein Beratungsgespräch. Tierheime vermitteln aber auch an Hundeschulen oder Katzenpsychologen“, sagt sie. Zudem sei es wichtig, sich schon bei der Anschaffung Gedanken zu machen, woher das Tier kommt. Ein Haustier sollte nicht bei Kleinanzeigen oder bei einem unseriösen Tierschutzverein gekauft werden. „Das Tier sollte möglichst schon in Pflegestellen gelebt haben.“
Das Tierheim Bochum, Kleinherbeder Straße 23, ist per Mail an info@tierheim-bochum.de oder telefonisch unter 0234 295950 zu den Öffnungszeiten zu erreichen. Geöffnet hat das Tierheim Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.tierheim-bochum.de.