Bochum. In der Vergangenheit starben immer wieder Fische in Bochumer Teichen durch Sauerstoffmangel. Nun gibt es eine moderne Technik, die das beendet.
Noch im vergangenen Jahr gab es ein massives Fischsterben im Ümminger See, weil der zu wenig Sauerstoff hatte. Zwei Jahre zuvor mussten in einer dramatischen Rettungsaktion Fische aus dem Bockholt-Teich gerettet und umgesiedelt werden. Meist waren es Spaziergänger, die die Stadt alarmierten. Jetzt soll modernste Technik dafür sorgen, dass bei Gefahr ganz früh eingegriffen werden kann.
Das Tiefbauamt und die „Smart City Innovation Unit“ haben für ein Pilotprojekt 17 ausgewählte Teiche und Regenrückhaltebecken im Stadtgebiet mit einer neuen Sensorik ausgestattet. Es ist ein unscheinbares geknicktes Rohr, an dessen Ende in einem Korb die Messsonden liegen. Sie testen die Gewässer auf ihren Sauerstoffgehalt, die chemische und ökologische Qualität und den Wasserstand.
Daten werden in Echtzeit an die Stadt Bochum übermittelt
Stadtdirektor Sebastian Kopietz: „Keiner muss mehr rausfahren, um die Wasserqualität zu prüfen. Wir bekommen die Daten, quasi in Echtzeit, digital übermittelt und können prompt reagieren. So funktioniert Smart City.“ Sinkt der Sauerstoffgehalt, wird eine mobile Belüftungsanlage eingesetzt, wie im letzten Jahr auch wieder im Bockholt, um ein Fischsterben zu vermeiden.
Sobald eine Sauerstoffkonzentration in den kritischen Bereich kommt, geht bei der Verwaltung ein Alarm per E-Mail oder SMS ein, und sie kann die Gewässer „beatmen“, die Fische überleben.
Gregor Siedlaczek, Projektleiter von „Smart City Innovation Unit“, erklärt: „Wir sind vor einem halben Jahr gestartet mit der Idee, Messstellen einzurichten. Es gab dafür vom Bund eine Förderung in Höhe von 80.000 Euro. Wir suchten dann ein Unternehmen, das uns dabei unterstützt, und sind in Wattenscheid fündig geworden.“ Die Start-up-Firma Terra Transfer lieferte die Technik, die ab sofort im Einsatz ist.
Stadtparkteich ist ein Regenrückhaltebecken
Bislang ist pro Teich und Regenrückhaltebecken jeweils ein Messgerät eingesetzt. Durch den modularen Aufbau der Sensorik können auch Teile nachgerüstet werden. So sei es später möglich, größere Teiche besser auszustatten.
Es gibt insgesamt 34 Teiche und Becken im Stadtgebiet. Auch der Stadtparkteich ist ein Regenrückhaltebecken. Gregor Siedlaczek staunt: „Ich bin zwar Bochumer, aber das habe ich auch nicht gewusst.“ Hinzu kommen 90 Kilometer eigene Gewässer und weitere 20 Kilometer, die die Stadt im Auftrag der Emschergenossenschaft unterhält.
Anfällige Gewässer wurden ausgewählt
Die 17 Teiche und Becken wählte die Verwaltung nach bestimmten Kriterien aus, zum Beispiel danach, ob ein Gewässer wie der Bockholt-Teich als anfällig gilt, oder ob es Einleitstelle für Regen- und Mischwasser aus dem Kanal ist. Marco Chierego vom Tiefbauamt: „Wir prüfen Wasserstand, Temperatur, Sauerstoff- und pH-Gehalt, chemische und ökologische Qualität des Wassers.“ Ziel des Tiefbauamtes seien kontinuierliche Messungen, um ein Fischsterben durch Belüften in Zukunft zu verhindern, oder Tiere aus dem Gewässer umzusiedeln.
Neben dem Stadtparkteich sind folgende Gewässer mit der neuen Messtechnik ausgestattet worden: Rottmannsteich, Kaiseraueteich, Tipulusteich, Teich im Volkspark Hiltrop, Jahrhunderthalle Z-Becken, Stembergteich, Betonbecken an der Jahrhunderthalle, Teich am Jasminweg, an der Zeche Holland, Teich im Bockholt, Teich Brüggeneystraße, die Harpener Teiche, Ümminger See, Teich im Wiesental, Teich Hülsbergstraße und Regenrückhaltebecken Blücherstraße.