Bochum. Lebensmittelpreise sind deutlich gestiegen. Wo in Bochum zahlt man am wenigsten; wir haben mit zwei Test-Familien mehrere Läden getestet.
- Wo zahlen Bochumer wenig für den Einkauf und Lebensmittel?
- Die Lebensmittelpreise sind auch in Bochum zuletzt deutlich gestiegen.
- Wir haben getestet: Discounter oder Supermarkt – wo ist der Einkauf günstiger?
Wer Geld sparen will, kauft im Discounter ein? Mehr bezahlen muss man im Supermarkt und deutlich teurer ist der Bio-Markt? Diese Annahme hält sich hartnäckig. Doch unsere Redaktion hat sich gefragt: Ist das wirklich so – oder wo kauft man am günstigsten ein?
Mit Unterstützung zweier Familien aus Bochum haben wir den Check gemacht und die Preise in Supermärkten, Discountern, Biomärkten sowie in einem Tankstellenshop verglichen. Auch ein asiatischer (Tains) und ein arabischer (Cappadocia Frische-Center) Supermarkt waren dabei.
Lebensmittel einkaufen in Bochum: Wo ist es am günstigsten?
Zwei Sorten Obst, zwei Sorten Gemüse, Gouda, zehn Eier aus Freilandhaltung, Bio-Hackfleisch, ein Liter Milch, Nudeln, Toastbrot, Orangensaft, Butterkekse und Toilettenpapier: Diese Artikel stehen auf dem Einkaufszettel von Familie Szislowski aus Wiemelhausen und Familie Tigges aus Langendreer.
- Alles wird teurer, doch beim Einkauf im Supermarkt oder Discounter lässt sich an vielen Stellen Geld sparen. Diese Tipps helfen dabei.
Wir starten im Biokauf an der Wittener Straße: Julia Tigges setzt Theo (1) ins Stühlchen des Einkaufswagens. Schon stehen Mutter und Sohn gemeinsam mit der begleitenden Redakteurin in der Obst- und Gemüseabteilung. Nachdem Brokkoli (3,36 Euro) und Schlangengurke (88 Cent) im Wagen liegen, hält die 30-Jährige Ausschau nach den Äpfeln – für vier Stück bezahlt sie 1,94, vier Bananen kosten 1,33 Euro.
„Ich kaufe häufig auf dem Wochenmarkt ein“, berichtet Tigges. Dort gebe es immer wieder Angebote, die Qualität sei mit der von Obst und Gemüse hier im Biokauf vergleichbar. Julia Tigges lebt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und dem kleinen Sohn in Langendreer, im August erwartet die Familie Kind Nummer zwei. In ihrem Haus lebt auch ihre Mutter. „Meist teilen wir uns das Einkaufen auf, damit man nicht doppelt los muss“, berichtet sie.
Nach und nach landen die weiteren Lebensmittel im Einkaufswagen und schließlich auf dem Band an der Kasse. Kostenpunkt: 36 Euro. „Ich schätze, dass der Discounter etwa zehn Euro günstiger sein wird.“
Einkauf im Aldi in Bochum kostet rund 25 Euro
Das überprüfen wir etwa einen Kilometer weiter im Aldi. Hier landen die identischen Lebensmittel im Einkaufswagen, nur nicht immer in Bio-Qualität. Generell suchen wir beim Einkaufscheck immer das preiswerteste Lebensmittel seiner Kategorie. Der Besuch vor Ort zeigt: Obst und Gemüse ist bei Aldi deutlich günstiger, auch bei Fleisch, Nudeln oder Eiern zeigt sich ein Unterschied. 24,42 Euro kostet der Einkauf, der Preisunterschied ist in etwa wie erwartet. Doch generell findet Julia Tigges: Die Einkaufspreise sind recht hoch – für gar nicht mal so viele Lebensmittel.
Doch unterscheidet sich der Aldi von anderen Discountern? Das überprüft Familie Szislowski bei Lidl. Die fünfköpfige Familie Szislowski bemerkt die gestiegenen Preise aber weiterhin jede Woche bei ihrem Einkauf.
Gemeinsam mit den drei Kindern betreten Patrizia und Stefan Szislowski den Lidl am Sudbeckenpfad. „Vier Äpfel. Phoebe, kannst du bitte eine Tüte holen?“, fragt Patrizia Szislowski. Die Kinder helfen beim Einkauf mit, laufen durch die Gänge. Am Ende des Einkaufs folgt an der Kasse die Überraschung: 25,59 Euro. „Für das bisschen 25 Euro. Das ist gefühlt ein Essen für uns, was ich daraus kochen kann“, sagt die 36-Jährige beim Verlassen des Discounters.
Weiter geht es im Rewe. „Ich glaube, dass wir hier für eine vergleichbare Qualität mehr bezahlen werden“, sagt Patrizia Szislowski. In dem Supermarkt werden die gleichen Lebensmittel eingekauft. Hier das gleiche Spiel: Phoebe, Thalia und Finnja helfen ihren Eltern und legen Bananen, Gurke, Brokkoli und die anderen Lebensmittel in den Einkaufskorb. 26,91 Euro heißt es an der Kasse.
Das Fazit: Groß war der Unterschied zwischen Discounter und Supermarkt nicht. Lediglich 1,32 Euro mehr zahlt Familie Szislowski bei Rewe. „Ich hätte gedacht, dass der Unterschied größer sein wird“, sagt der Familienvater.
Essensplan und Sparangebote helfen bei günstigem Einkauf
Trotz der erhöhten Kosten sei Patrizia Szislowski über eines froh: Die Milchpreise sind im Vergleich zum vergangenen Jahr auf unter einen Euro gesunken. Für ihren Wocheneinkauf habe Familie Szislowski eine Routine entwickelt. Meistens machen die Bochumer einmal wöchentlich, freitags oder samstags, einen Großeinkauf. Zwischen 120 und 150 Euro geben sie dann immer für Lebensmittel aus.
Patrizia Szislowski nutze beim Einkauf einen Essensplan, den die Familie für die nächste Woche erstellt. „Da schaue ich dann, was wir brauchen und gucke bei den verschiedenen Märkten nach den Angeboten.“ In dem Geschäft, in dem es die meisten Angebote gibt, gehen sie einkaufen. Meistens sei das bei Lidl, Aldi oder Kaufland.
Neben den Angeboten aus den Prospekten nutze Szislowski weitere Sparangebote. So habe sie beispielsweise die Lidl-Plus-App und die Kauflandcard auf ihrem Smartphone installiert. Auch Payback-Punkte sammele sie immer, wenn dies möglich ist.
Für unseren Check haben wir auch die anderen Discounter und Supermärkte in Bochum besucht. In allen haben wir die Preise unseres Einkaufszettels gecheckt.
Lebensmittelpreise: Unterschiede bei Obst und Gemüse
Was dabei auffällt: In den Discountern sind die Preise für Obst und Gemüse sehr ähnlich, unterscheiden sich nur gering. Bei Aldi zahlen wir für das Kilo Äpfel 2,99 Euro, weil wir hier auf das Markenprodukt zurückgreifen müssen, da es ansonsten nur Packungen mit mehr als vier Äpfeln gibt. Etwas teurer sind die Produkte im Edeka und Rewe sowie im arabischen und asiatischen Supermarkt. Gerade beim Brokkoli und den Bananen zeigt sich, dass die Produkte aus dem Biokauf deutlich teurer sind.
Auch beim gemischten Hackfleisch erkennen wir Preisunterschiede: Bewusst greifen wir in allen Fällen auf Bio-Qualität zurück, die wir zumindest in den meisten Geschäften finden. In den Discountern und beim Rewe ist der Preis gleich, deutlich mehr zahlen wir beim Edeka und im Bio-Geschäft. Am günstigsten ist das Gehackte – allerdings vom Lamm – im arabischen Supermarkt.
Während die Preise unseres Einkaufs im arabischen Supermarkt oft vergleichbar mit denen der anderen Geschäfte oder sogar günstiger sind, zahlt man im asiatischen Supermarkt häufig etwas mehr. Zudem gibt es in beiden Geschäften nicht alle Lebensmittel. Im Rewe-To-Go an einer Tankstelle haben wir die meisten der gesuchten Artikel nicht gefunden. Sind diese aber im Sortiment, muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen. Eine wirkliche Alternative zum Discounter oder Supermarkt ist dieser also nicht.
Unser Fazit: Welches Lebensmittelgeschäft am günstigsten ist, lässt sich so pauschal nicht sagen. Wer auf Nicht-Markenprodukte zurückgreift, kann im Supermarkt ähnliche Preise wie im Discounter erzielen, zum Beispiel bei Milchprodukten, Toastbrot, Nudeln Butterkeksen oder auch Toilettenpapier. Obst und Gemüse kann hingegen durchaus mehr kosten. Auch wenn Rewe manchmal teurer als die Discounter Aldi, Kaufland, Lidl, Netto oder Penny ist, sind einige Preise gleich oder ähnlich. Teurer waren im Vergleich der Edeka, der Biokauf und auch der Rewe-To-Go. In der Mitte ordnen sich der arabische Supermarkt Cappadocia Frische-Center und der asiatische Supermarkt Tains ein.