Altenbochum. . Karsten Buhr betreibt im Bio-Kauf an der Wittener Straße die längste Bio-Käsetheke Deutschlands. Jetzt gibt es auch noch einen Roman über ihn

Eigentlich ist an Frischetheken in Supermärkten immer der Fleischumsatz am stärksten. Im Biokauf an der Wittener Straße 111 ist das anders. Hier dominiert ganz klar der Käse. Das Fleisch hat hier aber auch kaum eine Chance und fristet ein wahres Schattendasein, es wird quasi an den Rand gedrängt von der opulente Käsetheke. Diese ist stolze zwölf Meter lang und gilt damit als längste Bio-Käsetheke Deutschlands.

„Sie war sogar schon mal 18 Meter lang“, berichtet Karsten Buhr, der sich mit seiner Käse-Abteilung vor zehn Jahren im Bio-Kauf breit gemacht hat. „Die Kunden flachsen sogar schon, dass ich bald den ganzen Laden eingenommen hätten“, lacht der 55-Jährige. So weit wird es natürlich nicht kommen, zumal Buhr sein Sortiment ohnehin gesundschrumpfen will. „Ich habe nämlich immer viel zu viel im Angebot“, erklärt er. „Und da Käse verdunstet, mache ich da sehr oft ein Verlustgeschäft.“ Von daher will sich Buhr künftig auf Sorten spezialisieren, die man woanders nicht bekommt.

Dass er mal zu einem echten Käse-Experten werden würde, hätte Karsten Buhr vor elf Jahren selbst nicht gedacht. 22 Jahre hatte er im Hamburger Großmarkt gearbeitet, Fachgebiet Gemüse und Blumen. Danach sattelte er komplett um und machte sein Hobby Informatik zum Beruf. Aus der IT-Branche ging es zurück zu den Frischwaren – und hinter die Käsetheke.

Von Käse keine Ahnung gehabt

„Damals hatte ich von Käse überhaupt keine Ahnung“, gesteht Karsten Buhr, dass Käse – „außer Gouda“ – nicht so auf seinem Ernährungsplan stand. „Heute fragen andere Biomärkte an, ob ich deren Mitarbeiter schulen oder Referate halten kann.“ Sogar in die Käsegilde wurde Buhr inzwischen aufgenommen. Eine wirkliche Ehre.

Bergdörfer in den Alpen besucht

Und Belohnung für viel Aufwand. „Ich habe jede Menge Käsereien besucht, Bücher studiert, Bergdörfer in den Alpen besucht und sogar selbst Bergkäse gemacht“, berichtet Buhr von seiner Weiterbildung. Jetzt kann er hinter seiner Theke stehend über einen Käse philosophieren, der in einer Schweizer Schlucht auf 2400 Metern gemacht wird und so einzigartig schmeckt, weil die Kühe ausschließlich Kräuter fressen.

Mit allen Kunden per Du

Bei seiner Kundschaft wird dieses Know-how geschätzt – und auch Karsten Buhrs lockere Art. „Ich duze alle, kenne jeden Kunden beim Namen und bin so eine Art Tante-Emma-Ersatz.“ Die Kommunikation sei hier fast so wichtig wie der Käse selbst. Darüber entstand auch der Kontakt zu einem Schriftsteller, der Buhr zur Hauptfigur eines Fortsetzungsromans machte. In kleinen Zetteln liegen die Folgen Woche für Woche den Käsetüten bei. Ende 2014 soll es das Werk auch als gebundene Ausgabe geben. Ach ja, der Titel der Story könnte passender nicht sein: „Die Käse-Konnektion.“