Bochum. Den Lebensmittel-Lieferdienstmarkt wollte Oda aufmischen. In Bochum sollte eine Logistikdrehscheibe entstehen. Daraus wird nichts. Die Gründe.
Eigentlich wollte der norwegische Online-Supermarkt Oda das Ruhrgebiet erobern. Vor gut einem Jahr hatte er die Eröffnung eines Logistikzentrums in Bochum angekündigt. Nun ist klar. Oda kommt nicht.
Oda kommt nicht nach Bochum – 300 Arbeitsplätze waren geplant
Dabei ist an der Gewerbestraße 12 in Bochum-Wattenscheid so gut wie alles vorbereitet. „Zwei Gebäude hat Oda schon gemietet“, sagt Werner Lauer, Prokurist der Dibag Industriebau AG aus München, die Eigentümerin des Hallenkomplexes in dem Gewerbegebiet ist. Eine weitere Halle hat die Dibag extra für die Norweger gebaut. Insgesamt fast 17.000 Quadratmeter Logistikfläche plus ein Bürogebäude sollten sie beziehen.
Daraus wird nun nichts; ebenso wenig wie aus dem Plan, 300 neue Arbeitsplätze zu schaffen. „So schnell wie sie begonnen hat, ist die Reise von Oda Deutschland leider auch schon wieder vorbei“, hieß es am Mittwoch bei Oda. „Den Standort in Bochum werden wir entsprechend nicht eröffnen“, so Unternehmenssprecherin Timea Rüb gegenüber dieser Redaktion. Die Rede ist von einer „strategischen Umstellung im derzeit schwierigen Finanzumfeld“. Vor dem Deutschland-Start hatte sich Oda frisches Kapital besorgt. 145 Millionen Euro hatten einige nordeuropäische Investoren nach Angaben des Unternehmens bereitgestellt.
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Halleneigentümer ist optimistisch, bald einen neuen Mieter zu finden
Vor dem Logistikgelände an der Gewerbestraße weist eines der Schilder zwar noch auf „Oda“ hin. Aber auch das wird vermutlich nicht mehr lange dort hängen. Nach Auskunft von Immobilieneigner Dibag werden die Norweger demnächst die bereits mit Regalanlagen bestückten Hallen räumen. „Ab sofort begeben wir uns auf die Suche nach einem neuen Mieter“, so Dibag-Prokurist Lauer. Auch sein Unternehmen sei am Mittwoch von der Nachricht überrascht worden, dass Oda sich zurückzieht. Allerdings habe es in den vergangenen drei Monaten ohnehin nur noch eine 50:50-Chance dafür gegeben, dass der Neuling tatsächlich hier in der Region in den Markt eintritt.
In Berlin und Niedersachsen hatte das Unternehmen einige Monate lang bereits einen Lieferdienst betrieben – angeblich mit großem Erfolg und bislang 18.000 Kunden. In Bochum, so hieß es Ende des Vorjahres, solle der Start später erfolgen; nachdem vorher noch von einem Start in der zweiten Jahreshälfte 2022 die Rede war. Beliefert werden sollen Kunden mit Waren der Bünting Unternehmensgruppe (Combi, Famila).
Wattenscheid bleibt trotzdem Lebensmittel-Logistikdrehscheibe
Nun gibt das Unternehmen bekannt, es werde das Endkundengeschäft in Deutschland aufgeben. Auch in Finnland habe es diesen Schritt vollzogen und agiere stattdessen als Logistikdienstleister. „In Deutschland befindet sich Oda derzeit im frühen Stadium der Prüfung eines ähnlichen Übergangs“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Bei der Dibag sind sie derweil überzeugt, nicht lange auf einen neuen Mieter warten zu müssen. „Logistik boomt weiterhin“, sagt Prokurist Werner Lauer. Der Ukraine-Kieg und seine Folgen habe dazu geführt, dass Unternehmen die über Jahre aufgegebene Lagerhaltung wieder aufnehmen. Und dafür werden Flächen gesucht. „Wir sind optimistisch.“
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Wattenscheid bleibt dennoch Drehkreuz für den Lebensmittel-Onlinehandel. Rewe hat Anfang März an der Hansastraße in einer 11.500 großen Logistikhalle mit 180 Beschäftigten seinen Lieferdienst für das Ruhrgebiet aufgenommen. 11.000 unterschiedliche Produkte können von dort aus in die Region zwischen Duisburg und Dortmund geliefert werden.