Bochum-Innenstadt. Bis Ende 2024 wird an der Castroper Straße / Ecke Nordring in Bochum gebaut. Da werden die Studierenden der Evangelischen Hochschule kreativ.
Der Schwanenmarkt sieht gerade aus wie das berühmte gallische Dorf aus den Asterix-Comics, das von allen Seiten von Römern umzingelt ist. Das historische Ex-Klohäuschen an der Castroper Straße / Ecke Nordring in Bochum ist seit Monaten wegen kaum enden wollender Baumaßnahmen vom Rest der Stadt nahezu abgeschnitten, nur mühsam kommt man dort überhaupt noch hin.
Schwanenmarkt in Bochum wegen Baustelle nahezu abgeschnitten
Doch das lässt die Studierenden der Evangelischen Hochschule (EVH), die den Schwanenmarkt vor einigen Jahren als kreativen Ort für Kunst und Kultur völlig neu entdeckten, keineswegs untätig dasitzen: „Jammern hilft nicht! Wir nehmen das, was kommt“, gibt Professorin Helene Skladny das gemeinsame Motto vor.
Mit dem Auto erreicht man den Schwanenmarkt derzeit überhaupt nicht. Nur mühsam kann man sich zu Fuß oder vorsichtig mit dem Fahrrad den Weg dorthin durch ein Labyrinth aus Bauzäunen und rot-weißen Absperrungen bahnen. Die Studentinnen und Studenten müssen daher immer wieder einige Klimmzüge unternehmen, um das kleine Häuschen überhaupt noch nutzen zu können. „Neulich haben wir es geschafft, einen großen Topf Linsensuppe akrobatisch dorthin zu tragen“, erzählt Skladny. „Komischerweise geht alles.“
Im ehemaligen Kiosk wurde der Actionklassiker „Con Air“ nachgestellt
Denn eins ist den Studierenden klar: Statt zu meckern, wollen sie mit der Situation lieber kreativ umgehen. „Es ist unfassbar anstrengend, alle Materialien aufwendig dorthin zu schaffen, aber die Stimmung trübt das keineswegs. Im Gegenteil: Es sind immer alle da.“
So wurde der Kioskraum am Schwanenmarkt Ende Mai zum Schauplatz eines überraschenden Filmprojekts des Stuttgarter Künstlers Peter Haury. Seit über 20 Jahren dreht er Filmklassiker mit einfachsten Mitteln Szene für Szene nach. Als Requisiten dient nur das, was gerade zur Verfügung steht. Schon „Titanic“ und „Waterworld“ hat er auf diese Weise originalgetreu nachgestellt, gemeinsam mit den Bochumer Studenten drehte er jetzt einige Szenen seines neuen Werks, das auf dem Actionklassiker „Con Air“ mit Nicolas Cage basiert.
„In unserem improvisierten Filmstudio wurden auf engstem Raum Geiselentführungen, Flugzeugszenen und jede Menge Detonationen und Actionszenen gedreht“, erzählt Helene Skladny. Als Gewehre dienten Müllgreifer, es gab Helme aus Papiertüten: „Das hat allen riesigen Spaß gemacht.“ Bis der Film fertig ist, könne es aber noch locker vier Jahre dauern.
Konzert, Tauschbörse und Spielenachmittag
Auch die Baustelle war schon Thema eines studentischen Projekts: So wurden Kostüme gebastelt, die wie rot-weißen Balken aussehen. Andere haben ein Dixie-Klo nachgebaut. „Einige Passanten dachten, wir sind Aktivisten“, sagt Skladny lächelnd. „Das war süß und echt schön.“
Wer die Studierenden mitten in der Baustelle gern mal besuchen (und aufmuntern) möchte: Es gibt jetzt vier öffentliche Aktionstage. Ein Schwanenmarkt-Konzert findet am Donnerstag, 22. Juni, ab 19 Uhr statt. Hier werden noch Musiker gesucht, die gerne auftreten möchten.
Eine Beach-Party mit Cocktails und Snacks ist am Freitag, 23. Juni, ab 19 Uhr geplant. Ein Spielenachmittag mit Brett- und Kartenspielen findet am Samstag, 24. Juni, ab 16 Uhr statt. Ebenfalls am 24. Juni (ab 11 Uhr) gibt es hier einen Tauschstand mit Jacken, Pullis, Haushaltssachen und Zimmerpflanzen. Skaldny: „Wir wollen aus diesem skurrilen Ort etwas Schönes machen.“
Eintritt frei. Die Erlöse für Snacks und Getränke gehen an die Initiative Windrose, die sich gegen Menschenhandel einsetzt. Wer bei dem Konzert mitmachen möchte: schwanenmarktkonzert@gmx.de