Bochum. Mit klaren Forderungen haben sich rund 1500 Beschäftigte im Groß- und Außenhandel zum Verdi-Warnstreik in Bochum versammelt. Wie der Streik lief.

Weithin hörbarer Lärm schallt am Mittwochmorgen über den Dr.-Ruer-Platz. Rund 1500 Menschen seien nach Angaben der Polizei in der Bochumer Innenstadt auf die Straße gegangen. Die Gewerkschaft Verdi rief die Beschäftigten des Groß- und Außenhandels in Nordrhein-Westfalen zum Warnstreik auf. Sie fordern von den Arbeitgebern höhere Löhne.

„Ohne uns kein Geschäft“, rufen die Menschen immer wieder, während sie sich Fahnen schwingend und mit schrill ertönenden Trillerpfeifen vor der Bühne versammeln. Zwei Teilnehmer zünden anfangs rote Bengalos, um ihren Ärger auszudrücken. Die Polizei identifiziert einen Tatverdächtigen, der eine Strafanzeige erhält, wie ein Sprecher gegenüber der Redaktion bestätigt. Grundsätzlich spricht die Polizei von einem friedlichen Streik.

Verdi-Warnstreik in Bochum: „Wir müssen unser Leben bezahlen können“

Während der Corona-Pandemie seien es die Beschäftigten des Groß- und Außenhandels gewesen, die das Geschäft am Laufen gelassen haben, sagt Silke Zimmer, Verdi-Verhandlungsführerin, bei der Kundgebung.

Marion Aldorf (52) arbeitet für einen Pharmabetrieb in Köln. Die Inflation belastet sie.
Marion Aldorf (52) arbeitet für einen Pharmabetrieb in Köln. Die Inflation belastet sie. © WAZ | Luisa Herbring

Dabei hätten die Unternehmen Gewinne gemacht, berichtet Marion Aldorf (52), die für den Warnstreik aus Köln nach Bochum gereist ist. Sie arbeitet für einen Pharmabetrieb. Am Gewinn sollen die Mitarbeitenden teilhaben. „Die Kolleginnen und Kollegen haben in der Pandemie alles gegeben. Es war viel los und wir haben Überstunden gemacht“, so die 52-Jährige. Zudem belaste sie die hohe Inflation.

Ähnlich geht es Cathrin Schrank (65), die bei einem Pharmagroßhandel in Düsseldorf beschäftigt ist. Ihr sei wichtig, dass sie möglichst schnell mehr Geld vom Arbeitgeber bekommt. „Wir müssen unser Leben bezahlen können“, sagt sie. Schrank betont, dass das Geld dafür beim Arbeitgeber vorhanden wäre. „Wir verlangen nichts, was es nicht gibt.“

„Wir verlangen nichts, was es nicht gibt“, sagt Cathrin Schrank (65). Sie arbeitet bei einem Pharmagroßhandel in Düsseldorf und demonstriert in Bochum für mehr Lohn.  
„Wir verlangen nichts, was es nicht gibt“, sagt Cathrin Schrank (65). Sie arbeitet bei einem Pharmagroßhandel in Düsseldorf und demonstriert in Bochum für mehr Lohn.   © WAZ | Luisa Herbring

Verdi fordert Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent

Verdi fordert eine Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro. Ausbildungsvergütungen sollen nach den Vorstellungen der Gewerkschaft um 250 Euro angehoben werden. „Die Arbeitgeber haben nichts auf den Tisch gelegt. Deshalb sind wir heute hier“, so Verhandlungsführerin Zimmer. Im April hatten die Arbeitgeber eine Erhöhung von vier Prozent zum 1. Dezember 2023 und eine weitere um 2,1 Prozent zum 1. Dezember 2024 sowie Inflationsausgleichsprämien angeboten.

Ob die Beschäftigten mit dem Warnstreik in Bochum ausreichend Druck auf die Arbeitgeber ausüben, wird sich am Dienstag, 13. Juni, zeigen, wenn die Gewerkschaft in die nächste Verhandlungsrunde geht. Beschäftigte von Bochumer Unternehmen haben laut Verdi nicht am Warnstreik teilgenommen.