Bochum. Zwei neue Stolpersteine erinnern an Bochumer Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Wie sie sich gegen den Faschismus aufgelehnt haben.
Zwei golden glänzende Steine aus Messing zieren nun den Gehweg an der Bochumer Königsallee. Die Stolpersteine sollen an die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Walter Stern und Alfred Jurke, erinnern. Vor dem ehemaligen Gebäude der Bochumer Konsumgenossenschaft Wohlfahrt haben die Steine einen besonderen Platz erhalten.
Denn dort, wo sich heute der Hauptsitz der IT-Sicherheitsfirma G Data befindet, haben Stern und Jurke in den 1920er und 1930er Jahren bei der Konsumgenossenschaft als Bäcker gearbeitet. Ausgelegt auf Eigenversorgung mit eigenen Bäckereien und Fleischereien, konnten Arbeiterfamilien dort Lebensmittel günstig einkaufen.
Zu Zeiten der Hyperinflation hätten Wohlfahrt-Beschäftigte wie Stern und Jurke vielen Menschen geholfen, erzählt Günter Gleising von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA). Er hat die Patenschaft für den Stolperstein von Walter Stern übernommen und zu seiner Person geforscht. Recherchen über Alfred Jurke hat Uli Borchers vom „Bündnis gegen Rechts“ übernommen.
Bochumer Widerstandskämpfer konnten ins Ausland fliehen
„Menschen, die sich gegen das Nazi-Regime und darüber hinaus gegen Faschismus gewehrt haben, müssen gewürdigt werden“, sagt Borchers. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, seien Widerstandskämpfer wie Stern und Jurke ständig bedroht gewesen und hätten unter der Angst leben müssen, verhaftet zu werden. Die beiden Mitglieder der KPD leisteten laut Borchers politischen Widerstand, indem sie Geld für die Familien verhafteter Gewerkschafter und Kommunisten sammelten und illegale Flugblätter gegen das faschistische Regime verteilten.
Alle Aktivitäten mussten im Geheimen stattfinden – bis die Widerstandsgruppe 1936 durch die Gestapo entdeckt wurde. „Alfred Jurke gelang noch rechtzeitig die Flucht nach Holland“, so Borchers. Dort setzte er seinen Widerstand fort. Wenige Tage nach dem Überfall der Wehrmacht auf die niederländische Region wurde er im Mai 1940 verhaftet. 1942 folgten das Todesurteil durch den Volksgerichtshof und die Hinrichtung.
„Schwierige Datenlage“: Nachfahren der Bochumer konnten nicht gefunden werden
Auch Walter Stern floh nach der Machtergreifung ins Ausland, wie die Recherchen von Günter Gleising zeigen. 1936 ging Stern nach Spanien, um sich auch dort gegen den Faschismus zu engagieren. Ein Jahr später ist er bei Kämpfen gegen die Franco-Truppen ums Leben gekommen.
Nachfahren von Walter Stern und Alfred Jurke konnten die Paten bei ihren Recherchen nicht ermitteln. „Die Dokumentenlage war schwierig“, sagt Uli Borchers. Denn die Nazis hätten eine Vielzahl an Unterlagen aus der Zeit vor 1933 vernichtet.
Nach Angaben der Stadt gibt es in Bochum aktuell 370 Stolpersteine.