Bochum. Im Bochumer Bergbaumuseum hängt jetzt ein Trikot des FC Schalke 04. Was manchen VfL-Fan wurmen könnte, hat eine friedensstiftende Vorgeschichte.

Das Ruhrgebiet und der Fußball: Das ist Kultur, eng mit der Montangeschichte des Reviers verknüpft. Daher ist es das Bergbaumuseum, das jetzt ein Kultur-Gut der besonderen Art präsentieren darf: das „Friedenstrikot“ des FC Schalke 04.

„Wir sind ohne Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen“: So beschreibt S04-Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder die Tage des Schreckens im Februar 2022. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine habe es keinen Zweifel gegeben: Die Schalker müssen sich von ihrem langjährigen Hauptsponsor Gazprom trennen. Der Schriftzug des russischen Staatskonzerns muss vom Trikot der Knappen verschwinden. Sofort. Ohne Verzug.

Schalker „Friedenstrikot“ in Bochum: Vivawest löste 2022 Gazprom ab

Der freie Fall des wirtschaftlich schwer angeschlagenen Clubs währte nur kurz. Auf Vermittlung der RAG-Stiftung wurde mit dem Wohnungskonzern Vivawest mit Sitz in Gelsenkirchen binnen Tagen ein neuer Werbepartner gefunden. „Es war klar, dass wir als Unternehmen Haltung und der Bevölkerung in der Ukraine unsere Unterstützung zeigen“, betont Geschäftsführer Uwe Eichner.

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Im März 2022 wurde Vivawest Hauptsponsor (und blieb es bis Saisonende). Im Heimspiel gegen Hansa Rostock lief die Mannschaft erstmals mit den neuen Trikots auf. Die Botschaft samt Friedenstaube auf der Brust sendete ein starkes Symbol: „GEmeinsam für Frieden“.

In der Vitrine im Bochumer Bergbaumuseum hängen neben dem „Friedenstrikot“ (rechts) auch das frühere Gazprom-Trikot des FC Schalke 04 und ein Original-Grubenhemd.
In der Vitrine im Bochumer Bergbaumuseum hängen neben dem „Friedenstrikot“ (rechts) auch das frühere Gazprom-Trikot des FC Schalke 04 und ein Original-Grubenhemd. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Schalke-Chef: „Das Ruhrgebiet hat damals funktioniert“

„Das Ruhrgebiet hat damals funktioniert“, sagte Bernd Schröder am Montag im Bergbaumuseum. Mit Museumsdirektorin Sunhild Kleingärtner, RAG-Stiftungsvorstand Bärbel Bergerhoff-Wodopia und Uwe Eichner stellte er das „Friedenstrikot“ vor: als dauerhaften Bestandteil des „Rundgangs Kultur“. In einer Glasvitrine ist neben einem Original-Grubenhemd auch das alte Gazprom-Trikot zu sehen. Das gehöre „als historische Tatsache“ dazu, heißt es auf der Info-Tafel.

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Der FC Schalke 04 sei „extrem stolz, als der Verein des Ruhrgebiets“ im Bergbaumuseum präsent zu sein, sagte Vorstandschef Schröder. Das „Friedenstrikot“ stehe nicht nur für Solidarität und Menschlichkeit, sondern auch für sportlichen Erfolg. Immerhin gelang den Schalkern in der vergangenen Saison der Aufstieg in die 1. Bundesliga.

Direktorin wartet mit geopolitischer Erklärung auf

Dass die Königsblauen erstklassig bleiben, ist der sehnlichste Wunsch der Fans. Das gilt auch unweit des Bergbaumuseums, im Vonovia Ruhrstadion, wo sich auch der VfL gegen den drohenden Abstieg stemmt.

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Dass ausgerechnet im besucherstärksten Museum der Stadt nun zwei Schalke-Leibchen prangen, mag nicht jedem Bochumer gefallen. Direktorin Sunhild Kleingärtner hat dafür aber eine geopolitische Begründung: „Mit dem Trikot des S04 können wir zeigen, wie internationale Konflikte in unseren Alltag eingreifen und wie wir als Gesellschaft darauf reagieren.“