Bochum-Langendreer. In 140 Hinterhöfen, Garagen und Gärten trödeln Bochumerinnen und Bochumer füreinander. Hofflohmarkt bietet auch spezielle Schnäppchen.
Eine große USA-Flagge hatte es Roland Stange angetan. Der 50-Jährige war extra aus Unna gekommen, um den Langendreerer Hofflohmarkt zu besuchen. „Ich habe mir letzte Woche einen Chevrolet 620 gekauft, da kommt sie vielleicht rein“, berichtete er, zahlte zehn Euro für die Flagge und rauschte in einem schwarzen Transporter fort.
Die meisten Besucher des ersten Hofflohmarkts im Stadtteil waren allerdings zu Fuß oder mit den Fahrrad unterwegs, um die vielen Trödelstände in Hinterhöfen, Gärten oder Garagen zu besuchen. Gleich zu Beginn ab 12 Uhr wurde die nette Atmosphäre in den Straßen spürbar. Und es war einfach ideales Trödelwetter, milde und trocken.
Verein "Langendreer hat's" setzt den Hofflohmarkt in die Tat um
Bei der Planung des Hofflohmarktes setzte der Verein "Langendreer hat's" auf den ganzen Stadtteil, sodass die Liste der Trödelorte um die 140 Adressen umfasste: Alter Bahnhof, Langendreer Amt, Dorf, Langendreerholz, Oberdorf, Wilhelmshöhe, Kaltehardt , Ümmingen – ein riesiges Schnäppchenparadies. Insgesamt verteilte sich die Vorarbeit für das Event auf mehrere Schultern, Hauptorganisator war Vorstandsmitglied Hans-Hermann Brunholt. Die Anwohner zahlten zehn Euro für die Teilnahme.
Bei Ina Rogenhagen kam der Aufruf zum ersten Hofflohmarkts im Stadtteil prima an. Gemeinsam mit ihren Töchtern Emilia (22) und Carla (18) sowie Patentante Ada Spieckermann (55) starteten sie ihren Trödel an der Bonifaziusstraße. „Wir waren sofort begeistert von der Aktion. Es erschien und so gemütlich und praktisch, alles einfach vor die Tür zu stellen“, so Rogenhagen. Eine ihrer ersten Kundinnen war eine ältere Dame, die sich über eine Stehlampe mit Glühbirne für zwei Euro freute und sie auseinandergeschraubt auf ihrem Rollator nach Hause transportierte.
Alte Pendeluhr wartete auf dem Hofflohmarkt auf eine zweite Chance
Wenige Häuser weiter stand Ulrike Röder-Reit bereit, die als Großmutter dieses Drei-Generationen-Hauses allerlei Hausrat vor sich verteilte. Eine alte Pendeluhr in Holzgehäuse, zwar defekt, doch einfach zu schade für die Tonne – vielleicht erhält sie hier im Laufe des Tages eine letzte Chance. Sie soll Ende des 19. Jahrhunderts ein Hochzeitsgeschenk gewesen sein, berichtete die Familie. „Ich finde es gut, mit den Leuten ein Quätschchen zu halten und es ist nachhaltig, weil die Sachen weiter verwendet werden“, sagte die 69-Jährige. Ein großer Glaskrug für einen Euro ließ dann auch die Augen einer Besucherin funkeln, die genau so etwas schon länger suchte und zwei Euro gab. „Wasser mit Zitronen oder Minze darin, das sieht einfach schön aus“, sagte sie.
Um zwei Ecken herum in der Stockumer Straße ging es ähnlich quirlig zu. Inka Ranzau und Marlon Hasler-Ranzau aus Hattingen hatten sich mit ihren Zwillingstöchtern Femke und Mieke (17) nach Langendreer auf den Weg gemacht. „Wir haben davon in der WAZ gelesen und fanden es ein spannendes Konzept, so Inka Ranzau. Die Ausbeute: ein Harry Potter-Buch für zwei Euro, ein Rock für ein Euro und Müslischalen „quasi umsonst“, scherzte Vater Marlon. Das individuelle Flair ohne gewerbliche Trödler sei genau ihr Geschmack, befanden sie. An vielen Orten in Langendreer dürfte dieser erste Hofflohmarkt in ähnlich positiver Erinnerung bleiben.
"Langendreer hat’s" plant: Hofflohmarkt soll ein- oder zweimal im Jahr in Serie gehen.
Karsten Höser von Langendreer sagt, dass die Teilnehmenden des Hofflohmarkts befragt werden sollen, wie die Aktion ihnen gefallen habe. Dann würde diskutiert, ob das Format einmal oder zweimal jährlich in Serie gehen sollte. „Ich fand es besonders schön, dass viele schon bei der Anmeldung geschrieben haben, dass sie die Idee toll finden“, so Höser.