Bochum-Linden. Der SV Waldesrand Bochum-Linden benennt ein Fußball-Turnier nach seiner verstorbenen Trainerin. Diese hat den Verein über viele Jahre geprägt.
Lena Gehle fehlt. Allen im Fußballverein. Damit sie immer in Erinnerung bleibt, hat der SV Waldesrand Bochum-Linden jetzt ein Turnier nach ihr benannt, das Jahr für Jahr stattfinden soll. Lena habe so viel für den Club geleistet, da wolle man ihr und der Familie etwas zurückgeben. Lena Gehle hat über Jahrzehnte bei Waldesrand gespielt und viele Mannschaften trainiert. Im November 2022 starb sie nach langer, schwerer Krankheit mit nur 37 Jahren.
Bochumer Sportverein setzt verstorbener Trainerin ein Denkmal
Lena Gehles Tod hat den ganzen Verein berührt. Und sie muss auch über den Waldesrand hinaus unheimlich beliebt gewesen sein. Jugendtrainer Gisbert Cukrowski jedenfalls will „so eine Beerdigung noch nicht erlebt“ haben. So viele Leute seien da gekommen, um von Lena Abschied zu nehmen.
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Auch beim SV Waldesrand ist der Verlust immer noch greifbar – menschlich wie sportlich. „Lena war von Kindheit an engagiertes Mitglied beim SV Waldesrand. Mit 17 Jahren machte sie den C-Trainerschein und trainierte die verschiedensten Jugendmannschaften des Vereins; zuletzt die B-Jugend“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. „Lena förderte nicht nur die fußballerischen Fähigkeiten der ihr anvertrauten Spieler, sie liebte den Umgang mit jungen Menschen, vermutlich ist sie deshalb auch Lehrerin geworden. Lenas Ziel war es stets, aus Einzelspielern eine Gemeinschaft zu formen, den Teamgedanken in den Vordergrund zu stellen und Fairness und Toleranz vorzuleben.“
Dem Verein ist es wichtig, der „geschätzten Trainerin, langjährigen Weggefährtin und guten Freundin“ ein Denkmal zu setzen, ihr Andenken zu wahren. So entstand die Idee, das E-Jugend-Turnier, das immer am 1. Mai stattfindet, nach ihr zu benennen. Das passe gut, sagt Cukrowski, weil Lena Fußballmannschaften meist in jungen Jahren übernommen und dann über Jahre begleitet hat.
SV Waldesrand Bochum-Linden: Lena Gehles Familie zeigt sich gerührt
In Lenas Familie kommt die Geste des Vereins sehr gut an. „Das bedeutet uns unheimlich viel, auch ihren Freunden“, sagt der Vater, Hans Gehle. Er selbst bedauert außerordentlich, bei der Premiere jetzt nicht dabei sein zu können. Der Oberarzt und Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe ist beruflich verhindert. „Ich war auch überrascht, dass der Verein da so schnell etwas auf die Beine stellt“, gesteht er. Der Rest der Familie – Mutter, Bruder und Schwester – werde aber da sein. „Und auch viele Freunde wollen kommen.“
Seine Tochter habe für den Fußball gelebt, sagt Hans Gehle. Und sie habe den Sport auch in die Familie gebracht und alle damit „infiziert“. „Wir haben damals in Weitmar gewohnt, direkt neben dem Platz von 45. Umso überraschter war ich, als Lena ankündigte, mit einem Freund zum Fußball beim SV Waldesrand zu gehen“, erinnert sich der Papa. „Ich war damals skeptisch, hatte ihr eher zu einem anderen Sport geraten. Und ich dachte, lass sie mal immer Straßenbahn fahren und den Berg hochlaufen. Das erledigt sich dann von selbst.“
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Falsch gedacht. Lena war Feuer und Flamme für den Fußball und den SV Waldesrand. Und das sollte sich auch nicht mehr ändern. Sie spielte und spielte, legte dann auch als Trainerin los und zog die Familie mit. So sehr, dass auch der Vater – obwohl beruflich sehr eingespannt – sich immer wieder zu Traineraufgaben überreden ließ. Er habe auch mit dafür gesorgt, dass der Verein eine Mädchenmannschaft bekam, sagt Gehle.
Spendenaktion bringt 5430 Euro
Das Lena-Gehle-Turnier beginnt am Montag, 1. Mai um 10 Uhr auf dem neuen Kunstrasenplatz des SV Waldesrand Linden am Heidelbeerweg 8. Bewusst seien auch Teams aus Höntrop und Harpen eingeladen worden, „weil Lena dort gespielt hat“, erklärt Jugendtrainer Gisbert Cukrowski.
Bei einer Spendenaktion unter dem Titel „Lena hilft“ zugunsten der Stiftung Deutsche Krebshilfe kamen binnen weniger Wochen 5430 Euro zusammen. Unter anderem verzichtete die Waldesrand-A-Jugend auf eine Weihnachtsfeier und spendete stattdessen 270 Euro, weil sie so viel für Jungs getan habe und diese auch weiterhin an sie dächten.
Der 62-Jährige spricht voller Bewunderung von seiner Lena. Es sei ihr immer wichtig gewesen, „eine Truppe zusammenzuschmieden, dass aus den Spielern Freunde werden“. Sie habe darauf geachtet, dass in der Gruppe auch die Kleinsten und Schwächsten mithalten können. „Kinder brauchen Kameradschaft“, habe Lena immer gesagt. Das habe sie ausgemacht, das habe sie so beliebt gemacht.
Lena Gehle: Trotz schwerer Krankheit mit Krücken zum Training
„Misses Waldesrand“ sei sie von vielen nur genannt worden, berichtet Gehle. Und „Gehlinho“, die weiße Brasilianerin – „weil sie nicht so schnell, aber technisch unglaublich gut war“. Der Papa hat die Karriere seiner Tochter von den holprigen Anfängen bis zu den Spitzenzeiten in der Westfalenliga (in Höntrop und Harpen) begleitet. „Es hat mir immer viel Freude bereitet, ihr zuzusehen.“
Statt um Punkte kämpfte Lena Gehle zuletzt gegen eine Krankheit an: Hirntumor. „Ich selbst hatte ihr nur ein, zwei Jahre gegeben“, sagt Hans Gehle. Es wurden fünf daraus, „in denen sie sich zwei Mal aus dem Rollstuhl zurückgekämpft und das Laufen wieder gelernt hat“. Mit Krücken sei sie schon wieder zum Training beim SV Waldesrand gegangen. Eine Liebe, die Lena nie losließ. Bis zu ihrem Todestag am 17. November 2022.