Bochum-Grumme. Die IG Grumme zeigt beim Rundgang Stationen auf dem Weg zur „Schwammstadt Bochum“. Im Flüsseviertel an den Grummer Teichen hat sie viel bewegt.

Den Regen aus der Nacht hätten sie an diesem ersten warmen Frühlingstag gut gebrauchen können. Denn es ist trocken im Flüsseviertel, zumindest an der Oberfläche, wo die Interessengemeinschaft Grumme zum ersten Regenwasserspaziergang eingeladen hat. Auch das heißt schon etwas, denn das Oberflächenwasser versickert an einigen Stellen offenbar gut und läuft nicht mehr in die städtische Mischwasser-Kanalisation. Das lohnt sich gleich mehrfach.

Pionier der Regenwasser-Abkopplung

Josef Otte ist ein regelrechter Pionier der Regenwasser-Abkopplung. Die vergleichsweise einfachen Maßnahmen an seinem Mehrfamilienhaus zwischen der Josephinenstraße und dem Weg am Kötterberg fallen ins Auge. Von den Dachflächen läuft der Regen in die Fallrohre, die dann allerdings nicht senkrecht, sondern schräg über die Fassade und von der Straße weg führen. Sie haben dann vor allem auch keinen Anschluss an die Kanalisation, sondern enden offen über unscheinbaren Rinnen.

Bochumer Siedlung hat erste offene Rinnen und Mulden für den Regen

Von da aus kann das Wasser in den Hof laufen, und auch da ist kaum zu erkennen, dass es hier in einer Mulde gesammelt wird. „Das sind gerade einmal acht Zentimeter“, beschreibt er, „und nach vier Stunden ist das Wasser komplett weg“.

Vom Flüsseviertel aus könnte in Zukunft eine Menge Regenwasser zusätzlich in Richtung der Grummer Teiche geleitet werden, die teils ohnehin keinen natürlichen Zufluss haben.
Vom Flüsseviertel aus könnte in Zukunft eine Menge Regenwasser zusätzlich in Richtung der Grummer Teiche geleitet werden, die teils ohnehin keinen natürlichen Zufluss haben. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Die interessierten Spaziergänger staunen, wollen Details wissen. Für das Tiefbauamt ist Thorsten Pacha vor Ort, und streut ein, dass solche Mulden in etwa zwei Meter Abstand zur Grundstücksgrenze haben sollten und etwa sechs zu den Gebäudekellern. Das komme auf die Details an, etwa, wie die Mauern abgedichtet sind. Josef Otte jedenfalls nennt den Aufwand für Technik und Wartung „minimal“.

„Jedenfalls ist es hier im Garten im Sommer schon deutlich kühler, und der Rasen ist auch in Trockenzeiten grün“, erzählt er aus der Erfahrung. Regelrecht „unter Wasser“ gestanden habe der Bereich zwar auch schon, aber nur, als auch der Teich vollgelaufen war, „da strömte das über den Kötterweg hierhin“.

Mischwasser wird über die Kanäle hochgedrückt

Dieser Zusammenhang wird beim Spaziergang dann auch noch einmal drastisch deutlich, fürs Auge wie für die Nase. Denn die „Schmale Becke“, wie der kleine Zulauf aus dem Viertel oberhalb heißt, ist tatsächlich ein Mischwasser-Abschlag. Dass hier bei Starkregenfällen Wasser aus der Kanalisation weit über das Beton-Bachbett hinaus steigt, ist überall an den Rändern zu sehen. Und zu riechen.

Die Teilnehmer des „Regenwasserspaziergang“ der IG Grumme beim Stopp an der Brücke über die „Schmale Becke“, die bei Starkregen auch zur „Köttelbecke“ wird.
Die Teilnehmer des „Regenwasserspaziergang“ der IG Grumme beim Stopp an der Brücke über die „Schmale Becke“, die bei Starkregen auch zur „Köttelbecke“ wird. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Dass dann hier an der Brücke auch noch nur zwei kleine Durchläufe schnell das Wasser nicht mehr fassen und alles überläuft, wird den Spaziergängern klar. Dann wird aus der „Schmalen Becke“ eine „Köttelbecke“ wie an so vielen Stellen im Ruhrgebiet, vor allem dem Emscher-Einzugsbereich. https://www.waz.de/staedte/bochum/was-die-grosszeche-uebrig-liess-bochumer-wasser-wird-gereinigt-id233000777.html

Weshalb die Interessengemeinschaft Grumme nicht nur das Tiefbauamt mit ins Boot geholt hat, um im und für das Flüsseviertel beispielhaft die Regenwasser-Abkoppelung vom Mischwassernetz und die Versickerung voranzutreiben. Die VBW Bauen und Wohnen, der Bund für Umwelt- und Naturschutz und die Emschergenossenschaft haben sich dazu gesellt.

Das Viertel kann Vorbildcharakter bekommen

Damit kommen auch Maßnahmen wie die Begrünung von Garagen-Dachflächen stärker in den Blick, was in der VBW-Siedlung in Grumme mehrere tausend Quadratmeter sein könnten. Dadurch verringert sich auch die Entwüsserungs-Gebühr für die Einleitung ins Kanalnetz.

Ob sogar das Oberflächenwasser aus dem Straßenraum, also nicht nur von den Dachflächen, ebenso in Richtung der Grummer Teiche geführt werden könnte, muss laut Thorsten Pacha noch ausgearbeitet werden. „Es ist aber kein klärpflichtiges Wasser“, kann er schon weitergeben.

Die Stadt Bochum sammelt im Rahmen der „Smart City“ Vorschläge für die Aufstellung von Klima-Sensoren, so genannter „SenseBOx“: www.bochum-mitgestalten.de/klimasensoren. Details, Links und Kontakt zur Interessengemeinschaft Grumme: https://ig.grumme.de/