Bochum. Die Auswahl der Träger für den Offenen Ganztag in Bochum ruft Proteste hervor. Eltern wittern „Vetternwirtschaft“, die CDU fordert Aufklärung.

An drei Grundschulen in Bochum protestieren Eltern gegen die Auswahl des Trägers für den Offenen Ganztag (OGS). In allen Fällen wechselt die Betreuung von der Outlaw GmbH zu SPD-nahen Arbeiterwohlfahrt (Awo). Auch weil die Stadt Bewertungen der Schulleitungen korrigiert hat, wittern die Eltern „Vetternwirtschaft“. Nach den Stadtgestaltern fordert nun auch die CDU eine „lückenlose Aufklärung“.

Bochum: Eltern protestieren gegen Trägerwechsel im Offenen Ganztag

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Nach WAZ-Informationen kritisieren Eltern insbesondere die Mittagsverpflegung der Awo. Diese sei nicht geeignet, Kinder an abwechslungsreiche und gesunde Ernährung heranzuführen. Auch herrsche erfahrungsgemäß bei der Ausgabe viel mehr Unruhe als beim bewährten Anbieter Outlaw.

Vor Jahren schon hatten sich Eltern an der Frauenlobschule in Hiltrop stark gemacht für den Wechsel von der Awo zu Outlaw. Die Stadt indes akzeptierte im aktuellen Vergabeverfahren Bewertungen der Schulen nicht, die Outlaw ein besseres Freizeitangebot und qualifizierteres Personal bescheinigten. Neben der Frauenlobschule sind auch die Sonnenschule in Weitmar und die Grundschule Günnigfeld mit dem Wechsel nicht einverstanden.

CDU fordert eine „lückenlose Aufklärung“ der Vergabe

Die Christdemokraten nehmen die schwerwiegenden Vorwürfe aus den Reihen der Eltern ernst. „Der Schulausschuss hat seinerzeit klare Richtlinien für das Verfahren für die Vergabe der OGS-Betreuung beschlossen. Die sollen die Vergabe fair und nachvollziehbar machen“, sagt der schulpolitische Sprecher Sascha Dewender. „Bislang bin ich für die diesmalige Vergaberunde davon ausgegangen, dass nur diejenigen OGS-Träger ausgewählt wurden, die die Vergabevoraussetzungen am besten erfüllen. Davon kann nach aktuellsten Medienberichten wohl nicht mehr ohne weiteres ausgegangen werden.“

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Die CDU fordere daher eine sorgfältige und lückenlose Aufklärung und eine transparente und nachvollziehbare Darlegung durch die Verwaltung bezüglich der getroffenen Entscheidungen. Sascha Dewender: „Es darf am Ende kein Geschmäckle zurückbleiben. Allein schon der Eindruck, nicht allein nach dem Grundsatz der Bestenauslese gehandelt zu haben, fordert hier einen ganz strengen Blick und die Überprüfung der Vergabe. Andernfalls wird dem Träger das für eine gute Arbeit in der OGS notwendige Vertrauen in der Schulgemeinde fehlen.“

Stadtgestalter stellen Antrag an den Hauptausschuss

Zuvor hatten nach einem Bericht der WAZ bereits die Stadtgestalter das Vergabeverfahren kritisiert. „Die Meinungen der Eltern hätten ein Kriterium für die Vergabe sein müssen. Statt dessen hat man still und heimlich einen Wechsel des Anbieters durchgezogen und die geschockten Schulgemeinschaften vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Tobias Penoni, der schulpolitische Sprecher des Bürgerbündnisses. Eine Anfrage an den Hauptausschuss soll Hintergründe der Vergabe öffentlich machen.

Die Bochumer Landtagsabgeordnete Andrea Busche (SPD) sieht dagegen keine Ungereimtheiten: „Ich bin sicher, dass im Rahmen der öffentlichen Ausschreibungen (...) sauber nach fachlichen Kriterien und geltendem Ausschreibungsrecht gearbeitet wurde.“ Sie könne verstehen, dass Eltern Sorgen haben, wenn ein Trägerwechsel an der OGS stattfindet.

Eine Bevorzugung der Awo sehe sie aber nicht. Schließlich habe bereits vor vier Jahren ein Wechsel stattgefunden. Damals seien sieben Einrichtungen, die von der Awo betrieben wurden, zu großen Teilen an Outlaw vergeben worden. Sie sieht vielmehr dagegen die schwarz-grüne Landesregierung in der Pflicht und fordert in einer Stellungnahme Vorgaben zum Vergabeverfahren und zu den Qualitätsmerkmalen von OGS.