Bochum. Ein Rentner-Ehepaar brauchte für einen Großeinkauf bei Aldi länger als eine Stunde. Dafür wurde ein Park-Knöllchen fällig. Jetzt lenkt Aldi ein.

Seit zehn Jahren kaufen Hans-Udo Böttcher und seine Frau Helga im Aldi-Markt an der Bessemerstraße ein. So auch am Mittwoch vergangener Woche. Was folgte, bezeichnet der Bochumer als „Abzocke“. Weil er länger als eine Stunde parkte, kassierte er ein Knöllchen über 25 Euro. Die hat der Kunde zwar bezahlt, erhält das Geld nach einer WAZ-Anfrage jedoch zurück.

Fremd- und Dauerparker von ihren privaten Stellflächen zu verbannen: Das ist das Ziel der Parkraum-Bewirtschaftung, von der immer mehr Einkaufsmärkte Gebrauch machen. Die Parkscheiben-Regelung, die weitestgehend ohne Überwachung auskam, habe vielerorts nicht mehr funktioniert – gerade an Standorten in Innenstadt-Nähe, berichtet Aldi-Nord-Sprecherin Emily Rosberger.

„Park & Control“ bei Aldi in Bochum: Sensoren überwachen Stellplätze

Aldi arbeitet mit dem Unternehmen „Park & Control“ (Stuttgart) zusammen. „An einigen Standorten in Bochum – unter anderem an der Bessemerstraße – setzt unser Dienstleister Bodensensoren ein. Sobald der in der Bodenfläche der Parkbucht installierte Sensor ein abgestelltes Fahrzeug erkennt, beginnt die Zeiterfassung während unserer Öffnungszeiten automatisch. Das Auslegen einer Parkscheibe entfällt somit für unsere Kundinnen und Kunden“, erklärt die Sprecherin.

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Wenn die Parkzeit überschritten wird, überprüfen Servicemitarbeiter von „Park & Control“ das betreffende Fahrzeug und bringen eine Zahlungsaufforderung gut sichtbar an der Windschutzscheibe an, so Aldi Nord.

Rentner: „Wir können nicht mehr im Eiltempo einkaufen“

„Dass es an der Bessemerstraße eine derartige Regelung gibt, haben wir noch nie wahrgenommen“, sagt Hans-Udo Böttcher. Am 1. März parkte er seinen Wagen um 8.18 Uhr vor dem Markt. Länger als eine Stunde dauerte der Einkauf. „Meine Frau ist 82 Jahre, ich bin 80. Da will man nicht mehr alle Tage einkaufen. Deshalb machen wir regelmäßig einen Großeinkauf. Und der dauert in unserem Alter halt etwas länger. Wir sind körperlich eingeschränkt und können deshalb nicht mehr im Eiltempo einkaufen.“

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Der Strafzettel von „Park & Control“ weist es aus: Bei der Ausstellung um 9.29 Uhr waren die Böttchers noch nicht zu ihrem Auto zurückgekehrt. Erlaubt ist eine Stunde. Die Frist wurde um elf Minuten überschritten. Macht 25 Euro. Zahlbar binnen zehn Tagen.

Mitarbeiterin meinte: „Sie sind nicht der Einzige, der sich beschwert“

Hans-Udo Böttcher war stocksauer. „Ich bin nochmal in den Markt zurückgegangen und habe eine Mitarbeiterin gefragt, was das soll. Die entschuldigte sich, sagte aber, dass Aldi selbst nichts damit zu tun habe. Zudem meinte sie: ,Sie sind nicht der Einzige, der sich darüber beschwert.’“

Der Rentner hat die 25 Euro überwiesen: „unter dem Vorbehalt der Rechtmäßigkeit, wie ich ausdrücklich vermerkt habe.“ Warnen wolle er weitere Kundinnen und Kunden davor, gleichfalls in die Park-Falle zu tappen und „abgezockt zu werden“.

Die Parkraum-Bewirtschaftung vor Einkaufsmärkten (hier ein Archivbild vom Harpener Hellweg) soll Fremd- und Dauerparker vertreiben.
Die Parkraum-Bewirtschaftung vor Einkaufsmärkten (hier ein Archivbild vom Harpener Hellweg) soll Fremd- und Dauerparker vertreiben. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Aldi kündigt Rückerstattung des 25-Euro-Knöllchens an

Aldi Nord lenkt auf WAZ-Anfrage ein. Zwar verteidigt der Discount-Riese die Parkzeit-Überwachung. Die Strafhöhe sei an den jeweiligen Standorten gut sichtbar ausgeschildert. Dies diene jedoch einzig dazu, „unseren Kundinnen und Kunden (...) einen schnellen und bequemen Einkauf sowie ausreichend Parkraum zu bieten“, so Emily Rosberger. Aldi verdiene mit der Überwachung kein Geld und sei prozentual nicht an den erhobenen Strafen beteiligt.

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Bei Hans-Udo Böttcher zeigt sich Aldi kulant. Obwohl das Knöllchen bereits bezahlt wurde, werde man „die Vertragsstrafe stornieren und die Zahlung zurückerstatten“, kündigt die Sprecherin an.