Bochum. Mit der Taschengeldbörse können sich Jugendliche in Bochum-Weitmar bereits Geld dazuverdienen. Jetzt wird ein Antrag für die ganze Stadt geprüft.
Die einen suchen Hilfe, die anderen möchten ihr Taschengeld aufbessern: Die Taschengeldbörse des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vermittelt seit 2021 in Weitmar zwischen beiden Seiten. Weil das Quartiersprojekt gut angelaufen ist, wird jetzt ein Antrag der FDP-, SPD-, CDU- und Grünen-Fraktion im Stadtrat für das gesamte Bochumer Stadtgebiet von der Verwaltung geprüft.
Bei der Taschengeldbörse können Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren Hilfesuchenden im Alltag helfen und so ihr Taschengeld aufbessern. Typische Tätigkeiten sind beispielsweise ein gemeinsamer Spaziergang, Einkaufen oder das Einstellen und Erklären elektronischer Geräte, erzählt Anna Wischnewski, Ansprechpartnerin für die Taschengeldbörse in Weitmar. Für die Hilfe bekommen die Jugendlichen ein Taschengeld von den Hilfesuchenden – dieses müsse mindestens fünf Euro pro Stunde betragen.
Erste Anfrage zur Taschengeldbörse in Bochum schon 2015
Die FDP hatte bereits 2015 den Vorschlag einer stadtweiten Taschengeldbörse beim damaligen Jugendhilfeausschuss eingebracht. Die CDU hatte einen Antrag im August 2022 an den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie gestellt. Dass die Verwaltung den gestellten Antrag jetzt vorliegen hat, freut den jugendpolitischen Sprecher der FDP, Felix Haltt: „Die stadtweite Taschengeldbörse wird endlich geprüft.“ Um dem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, haben sich die vier Parteien zusammengeschlossen, erklärt Karsten Herlitz, jugendpolitischer Sprecher der CDU in Bochum.
Die Verwaltung prüft nun, ob die Taschengeldbörse in allen Stadtbezirken in Bochum möglich wäre. Ein Knackpunkt: der Finanzbedarf und ein passender Träger für das Projekt. Allein könne das DRK eine stadtweite Taschengeldbörse nämlich nicht stemmen und sei daher auf Kooperationspartner angewiesen, erklärt Anna Wischnewski. Da das DRK in den vergangenen zwei Jahren aber Erfahrungen sammeln konnte, wolle es Teil des Projektes bleiben. Das wünscht sich auch Haltt.
Ausdehnung auf ganz Bochum bietet Chancen aber auch Herausforderungen
DRK vermittelt gezielt Jugendliche und Hilfesuchende
Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) melden sich oft Senioren, die Hilfe benötigen. Das sei aber nicht ausschließlich die Zielgruppe, an die sich das Angebot der Taschengeldbörse wendet, erklärt Anna Wischnewski. Es könne sich jeder melden, der Hilfe braucht. „Im Moment haben wir auch viele Anfragen für Babysitter“, so die Mitarbeiterin des DRK.
Das DRK führt nach einer Registrierung Gespräche mit den Jugendlichen und Hilfesuchenden und vermittelt anschließend gezielt. Weitere Informationen finden Interessierte beider Seiten auf der Webseite des DRK: https://www.drk-bochum.de/angebote/kinder-jugend-und-familie/taschengeldboerse.html
Eine Ausdehnung auf das gesamte Bochumer Stadtgebiet sieht Wischnewski als Herausforderung: „Das Projekt nimmt dann ganz andere Maße an.“ Es biete aber auch Chancen. Schon jetzt melden sich Jugendliche aus anderen Stadtteilen, die sich ein Taschengeld dazuverdienen wollen. „Dort gibt es aber noch keine Nachfrage, also können wir die Jugendlichen nicht vermitteln“, sagt Wischnewski. Wichtig sei bei der Vermittlung nämlich vor allem eins: Wohnortnähe.
Die Taschengeldbörse funktioniere bereits erfolgreich in Städten wie Solingen oder Münster. Auch Wischnewski hat ausschließlich Positives aus Weitmar zu berichten: „Wir haben mit der Taschengeldbörse bisher nur gute Erfahrungen gemacht.“ Zwischen den Jugendlichen und Senioren entstehe oft auch eine Bindung.
Bochum-Weitmar: Taschengeldbörse ist nicht nur ein soziales Projekt
Die Taschengeldbörse sei aber nicht nur ein soziales Projekt, um Jung und Alt zusammenzuführen. Die Mitarbeit bei dem Projekt könne Jugendlichen auch bei der Entwicklung eines Berufswunsches helfen, weiß Wischnewski.
Vor dem Beirat „Leben im Alter“ hat die Mitarbeiterin des DRK das Projekt vorgestellt, was positiv bewertet wurde. Wie lang die Verwaltung jetzt aber benötigt, um den Antrag zu prüfen, sei noch unklar.