Bochum-Gerthe. Die Werner-von-Siemens-Schule kooperiert seit Jahren mit dem Bochumer Wichernhaus. Bewohner und Jugendliche schmücken gemeinsam Weihnachtsbäume.
Manfred und Elfriede Bohs, Erika Steinbach und Linda Wenholt hält es nicht mehr im Warmen: Sie sitzen auf kalten Stühlen vor dem Seniorenheim Wichernhaus und harren der Ankunft der Jugendlichen der Werner-von-Siemens-Schule. Die 15- bis 16-Jährigen haben nicht nur für jeden Bewohner selbst gebackene und gebastelte Geschenke im Gepäck, sondern bringen auch drei Weihnachtsbäume mit, die Alt und Jung anschließend gemeinsam schmücken wollen.
Hauptschule und Altenheim pflegen seit vielen Jahren eine Partnerschaft
Seit Anfang der 2000er Jahre pflegen die Hauptschule und das Altenheim als fußläufige Nachbarn eine Partnerschaft, die sich längst zwischen einzelnen Personen zur Freundschaft entwickelt hat. Seither wurde gemeinsam gekocht, gespielt, gebastelt und vor allem gegärtnert. Lehrerin Katrin Torka: „Das Fach heißt ,soziale Verantwortung im Quartier’, über das unsere Schülerinnen und Schüler hier im Wichernhaus praktische Erfahrungen sammeln. Wir wollen jetzt unser Patenprojekt neu aktivieren.“
Denn nicht während, sondern vor Corona lag die Kooperation auf Eis. „Unsere Vorgängerin, die das Projekt betreut hatte, ging in den Ruhestand“, erklärt Katrin Torka, die es gemeinsam mit ihrer Kollegin und Lehrerin Laura Schult auf ganz neue Füße stellt.
Schülerin macht Praktikum und will in die Altenpflege
26 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 und 10 nehmen daran teil, „Schule ist ja meist nicht so toll, aber hier im Wichernhaus blühen alle regelrecht auf“, sagt Torka. Für die jungen Leute ist der Kontakt zu den alten Menschen eine Berufsorientierung.
Wie für Ann-Katrin Marx (15), die ihr Langzeitpraktikum für mindestens ein Jahr in der Einrichtung absolviert. Einmal pro Woche unterstützt sie die Betreuerinnen und Betreuer. „Gespräche bedeuten den Bewohnern sehr viel. Einige von ihnen bekommen überhaupt keinen Besuch. Ich mache mit ihnen Spiele, gehe spazieren.“ Für den Teenager steht fest: Sie will später als Betreuungsassistentin in die Altenpflege. Der Job gefällt ihr.
Stefan Skowronek (16) engagiert sich in der Tagespflege. Auch er sucht die Nähe zu den Senioren, weiß: „Zuhören ist ganz wichtig.“ Er kam über die Gärtner-Kooperation zum Seniorenheim und will im Gartenbau beruflich Fuß fassen.
Die drei Tannenbäume haben die Jugendlichen in der Woche zuvor im Sauerland selbst geschlagen. Nun schleppen sie die teils sehr großen Bäume ins Haus. Betreuerin Carmen Bergmann koordiniert die Arbeit. Zwei Mädels mühen sich ab, um eine Lichterkette zu entwirren, die Jungs helfen, den Baum gerade im Ständer zu platzieren.
Der Baum ist zu groß, schrammt an der Decke. Carmen Bergmann steigt auf einen Stuhl und schneidet die letzten 15 Zentimeter einfach ab. „Das geht doch nicht“, kommt der Protest von den Bewohnern. „Aber wir brauchen doch Platz für die Christbaumspitze, die darf nicht fehlen“, rechtfertigt sie ihr Eingreifen.
Der kleinste der drei Bäume wird zu Weihnachten auf einem mobilen Schlitten befestigt und geschmückt. „Damit besuchen wir die bettlägerigen Bewohner auf ihren Zimmern. Das macht ihnen immer viel Freude.“
Derzeit wohnen nur 28 Senioren im Wichernhaus, denn der alte Trakt wird noch bis 2024 grundsaniert. Ist das Haus dann wieder nutzbar, hat das Heim 69 Plätze.