Bochum. Getriebehersteller Jahnel-Kestermann hat die Produktion bereits beendet und den Großteil seiner zuletzt 102 Beschäftigten nach Hause geschickt.

Lange Zeit war die Hunscheidstraße in Wiemelhausen der Inbegriff für geschäftiges Treiben. Seit Jahresbeginn ist davon allerdings nicht mehr viel geblieben. In den Werkshallen auf dem mehrere Tausend Quadratmeter großen Gelände ist fast Ruhe eingekehrt. Die für den Sommer angekündigte Schließung des Getriebeherstellers Jahnel-Kestermann hat quasi bereits Ende 2015 stattgefunden. Der Betrieb ruht, Anlagen wurden bereits verkauft, im August hatte ein Liquidator die Abwicklung des Unternehmens übernommen. „Eine Restbelegschaft kümmert sich jetzt nur noch um Aufräumarbeiten“, sagt Wencke Hartjes, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall.

Gut 100 Mitarbeiter hatte das Unternehmen zuletzt noch. Immerhin haben sie beim Gang in die Arbeitslosigkeit Abfindungen in bis zu 170 000 Euro erhalten. Nach Einschätzung der Gewerkschaftssekretärin ist das im Vergleich zu anderen Betriebsschließungen in der Branche „ordentlich“.

Übernahme durch Korea

Mit der Schließung ist eine 111-jährige Firmengeschichte zu Ende gegangen. 2011 hatte der koreanische Konzern Hyundai Heavy Industries das Bochumer Traditionsunternehmen mit damals noch 350 Mitarbeitern übernommen. 30 Jahre zuvor hatten der 1910 gegründete Getriebebau Jahnel und die Zahnräder- und Maschinenfabrik Gerhard Kestermann (1904) fusioniert. Noch 2006 hatte es Auftragseingänge in Höhe von 100 Millionen Euro gegeben. Nach der Übernahme durch Hyundai konzentrierte sich das Geschäft auf die Herstellung von Sondergetrieben sowie auf Ingenieurleistungen. Offenbar ohne Erfolg. Zumal die gesamte Branche lange schwächelte. Nach Auskunft des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer waren 2015 zum neunten Mal in Folge im Maschinenbau weniger Bestellungen eingegangen als im Vorjahr.

Dauerhafte Verluste beim Getriebewerk und ihrer 100-prozentigen Tochter, der JaKe Service GmbH, seien der Grund für die Schließung gewesen, hatte HHI im vergangenen Jahr verlautbaren lassen. Allein im Geschäftsjahr 2013 soll es Verluste in Höhe von etwa 22 Millionen Euro gegeben haben.

Ungeklärt ist derweil was mit dem mitten in einem attraktiven Wohngebiet gelegenen Areal in Zukunft geschieht und ob es erneut eine Betriebsgenehmigung für ein Industrieunternehmen geben könnte. „Wir haben bereits Kontakt mit Hyundai aufgenommen“, bestätigt die Bochumer Wirtschaftsentwicklung auf Anfrage. Auch ein erstes Gespräch habe bereits stattgefunden.

Fakt ist: Die Stadt hat Bedarf an gut erschlossenen Gewerbe- und Industrieflächen in verkehrsgünstiger Lage. Zugleich gibt es großen Bedarf an attraktiven Flächen für den Wohnungsbau.