Bochum-Harpen. Ein Bochumer Malerbetrieb hat einen Betrieb in Dortmund übernommen. Der Chef will in guten Zeiten für schlechte Zeiten vorbauen.
Weite Anfahrtswege haben die Mitarbeiter von Manuel Illerhaus in der Regel nicht. Ein Großteil der Kundschaft wohnt in Bochum, eine der aktuellen Baustellen ist sogar nur einige hundert Meter von dem Maler- und Lackiererbetrieb in Harpen entfernt. Seit kurzem hat sich der Einsatzradius allerdings verschoben – wegen einer Betriebsübernahme.
Bochumer Malerbetrieb will sich breiter aufstellen
„Wir wollen uns breiter aufstellen – sowohl räumlich, als auch in Bezug auf die Kundenstruktur“, sagt Manuel Illerhaus. Der 45-jährige Maler- und Lackierermeister ist seit 2011 selbstständig und führt einen der beiden Betriebe, die aus dem gemeinsamen Unternehmen von Vater Hermann und Onkel Rainer hervorgegangen sind. Vor allem für Privatkunden in Bochum hat seine Firma bislang gearbeitet. Nun will er sich mit den mittlerweile 18 Beschäftigten einen neuen Kundenkreis erschließen: in Dortmund und bei gewerblichen Kunden. Daher hat er den Malerbetrieb Timmerbrink aus Dortmund übernommen.
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Die Expansion kommt nicht von Ungefähr. „Wir haben sehr gute Jahre hinter uns. In der Corona-Zeit haben die Menschen sich ihr zu Hause schön gemacht, das Handwerk hat gut verdient. Und auch jetzt sind unsere Auftragsbücher voll.“ Die Firmenübernahme komme daher genau zum richtigen Zeitpunkt, um sich für schlechtere Zeiten aufzustellen. Höhere Kosten etwa für Miete und Energie könnten die Möglichkeiten der Kunden, Handwerker zu beauftragen, deutlich einschränken.
„Schlechtere Zeiten sehen wir im Moment allerdings gar nicht“, so Illerhaus. Das habe auch mit dem aktuellen Boom zu tun. „Schimmelsanierung“. Die habe deutlich zugenommen, denn: „Die Leute heizen weniger und sind auch wieder seltener zu Hause als in der Corona-Zeit, das heißt sie lüften nicht mehr so oft.“
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Weitere Expansion ist nicht ausgeschlossen
Größe spielt für einen Handwerksbetrieb nach Einschätzung des Bochumers, der nicht nur Meister, sondern auch Betriebswirt ist, eine wichtige Rolle. Ganz kleine Betriebe mit ein oder zwei Beschäftigen hätten gute Chancen. Und eben die Großen. Vor allem gewerblichen Kunden fragen oft, ob es denn genügend Mitarbeiter gebe, um etwa bei Erkrankungen in der Belegschaft Aufträge immer noch rechtzeitig fertiggestellt werden können.
Buntstifte sorgen für Ausbildung „plus“
„Weiterbildung ist ein Muss“, sagt Malermeister Manuel Illerhaus. Das fange bereits bei den Azubis an. Die werden nicht nur im Betrieb und in der Berufsschule ausgebildet, sondern auch in einer sogenannten Azubi-Akademie.
Die Akademie ist ein von Unternehmen getragener Verbund in mehreren europäischen Ländern. „Wir nennen uns die Buntstifte“, so Illerhaus. So fahren die Auszubildenden in diesem Jahr nach Luxemburg, um dort berufliche Erfahrungen zu sammeln.
Zum Programm der Akademie gehören auch Unternehmensbesuche, so etwa beim Tapetenhersteller Erfurt in Wuppertal und beim Farbenproduzenten Brillux in Münster. Ausbildung „plus“ sozusagen.
Eine weitere Expansion ist aus Sicht von Illerhaus daher auch nicht ausgeschlossen. „Aber jetzt gilt es erst einmal, den Dortmunder Betrieb zu integrieren.“ Damit hat er durchaus Erfahrung. Vor einigen Jahren wurden bereits zwei Firmen übernommen. Der 1920 gegründete Betrieb Timmerbrink werde weiter mit einer Werkstatt in Dortmund vertreten sein. „Ich freue mich sehr darauf, die Geschichte des Unternehmens und der Familie Timmerbrink weiterzuführen“, sagt Illerhaus „Auch bei der Manuel Illerhaus GmbH sind wir aus einer unternehmerischen Familiengeschichte heraus entstanden. Deswegen ist es uns besonders wichtig, Innovation und Tradition zusammenzubringen.“
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Suche nach Azubis hat sich radikal verändert
Dabei ist die Wandlungsfähigkeit im Handwerk womöglich noch nie so stark ausgeprägt gewesen wie aktuell. „Das betrifft natürlich die Materialien“, so Illerhaus. Und: „Wir arbeiten heute viel mehr mit Maschinen.“ Große Wandflächen etwa werden eher gespritzt als gerollt. Das stelle auch andere Anforderungen an die Belegschaft.
Und: Die Suche nach Auszubildenden hat sich radikal verändert. Sie geht zuerst digital über die Bühne. Selbst auf Facebook, dem angesagten sozialen Medium von gestern, brauche man es nach Erfahrung des Malermeisters gar nicht mehr versuchen. Da winken Jugendliche müde ab. Derzeit müsse man sich auf Instagram präsentieren. Der erste Kontakt, so Illerhaus’ Erfahrung, erfolge am besten in einem Videochat. „Das ist für uns auch ein Lernprozess, immer wieder mit anderen Generationen umzugehen.“