Bochum. Nicht nur in Bochum steigt die Vorfreude auf den Karneval. Doch wer Süßes liebt, muss eine bittere Nachricht verkraften: Es gibt weniger Kamelle.
„Schau’n wa ma“, lautet das Motto des Festausschusses Bochumer Karneval in der Session 2022/23. Bei den Umzügen in Linden und Wattenscheid könnten manche Narren in die Röhre gucken. „Voraussichtlich werden diesmal weniger Kamelle geworfen“, kündigt der Festausschuss-Präsident Bernd Lohof an.
Karnevalsumzüge in Bochum: Preise für Süßigkeiten sind deutlich gestiegen
40.000 Besucher in Linden, doppelt so viele in Wattenscheid: Die Erwartungen der Veranstalter sind hoch, wenn an den tollen Tagen erstmals seit fünf Jahren wieder beide großen Umzüge im Stadtgebiet starten – am Sonntag (19.) in der alten Hellwegstadt, am Rosenmontag (20.) auf der Hattinger Straße.
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Wer auf Süßes aus ist, muss sich wohl mit einer magereren Ausbeute als in den Vorjahren zufrieden geben. Denn: Das Wurfmaterial der Narren ist in Zeiten von Krieg, Krise und Inflation massiv teurer geworden. „Nach einem ersten Überblick sind die Preise für Süßigkeiten um mehr als 50 Prozent gestiegen“, sagt der Bochumer Ober-Karnevalist Lohof und nennt ein Beispiel: „Für eine große Tüte Gummibären werden im Großmarkt 6,99 Euro aufgerufen. Beim letzten Umzug 2020 in Linden haben wir noch 3,99 Euro bezahlt.“
Taschentücher und Plastikbälle füllen die Lücken
Zugleich ist das Budget der Karnevalsvereine im besten Fall stabil geblieben. Manche Ehrenamtler beklagen wegen des Mitgliederschwundes während der Corona-Pandemie sinkende Einnahmen. Die Folge: Zwar wird auf Bonbons, Popcorn oder Chips auch 2023 nicht verzichtet. „Das gehört quasi zum Kulturgut Karneval“, betont Bernd Lohof. Es kann halt nur weniger Süßes gekauft werden.
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Was aber nicht unbedingt heißt, dass das Narrenvolk darben muss. Die „Zwerge von Christ König“ zum Beispiel wollen in Linden mehr Non-Food-Präsente von ihrem Wagen werfen, etwa Taschentücher oder Plastikbälle. Die Wurf-Masse bliebe gleich. Nur für Naschkatzen wird’s enger. „Wobei die klassischen Klümpchen schon seit Jahren kaum noch gefragt sind“, beobachtet Lohof.
Wattenscheider Prinzenpaar hat Bestellung persönlich abgeholt
Und in Wattenscheid? Die Kamelle, die vom ausgefallenen Zug 2020 (Sturm, nicht Corona) vielleicht noch übrig wären, will das Stadtprinzenpaar Bodo und Alexandra natürlich nicht mehr werfen. Derartige Wiederverwertungen haben in Bochum eine höchst unappetitliche Geschichte. „Aber diesmal ist das Wurfmaterial tatsächlich schon wesentlich teurer“, bestätigt die Prinzessin. Einige Hersteller von Süßigkeiten hätten offenbar ihre Produktion gar nicht anlaufen lassen.
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„Wir haben unsere Bestellung sogar persönlich abgeholt, damit die ja hier ankommt“, bekräftigen die Wattenscheider Regenten vor dem Sonntag-Umzug durch Wattenscheid und dem in Höntrop am Rosenmontag. Natürlich sollte alles frisch sein und nicht gleich reif für die Kehrmaschine. Es sei aber schon schwierig gewesen, diesmal überhaupt an Kamelle zu kommen. „Außerdem darf man ja nicht vergessen, dass wir das aus eigener Tasche zahlen. Und alles andere ist auch teurer geworden.“
NRW-Orden für den Bochumer Festausschuss-Präsidenten Bernd Lohof
Derweil hatte der Bochumer Festausschuss schon in dieser Woche Grund zum Feiern. Im Rahmen des „Närrischen Landtages“ in Düsseldorf wurde Bernd Lohof mit dem Orden „Würdigung des Brauchtums“ ausgezeichnet. Seit 2009 ehrt der NRW-Landtag damit Bürgerinnen und Bürger, „die sich mit Herz und Seele der Brauchtumspflege verschrieben haben“, wie es in der Laudatio heißt.
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Bernd Lohof ist nicht nur Präsident des Festausschusses in Bochum, sondern zudem Vizepräsident des Bundes Ruhr-Karneval und Vorsitzender des Rechtsausschusses im Bund Deutscher Karneval.