Bochum. Wegen eines schweren bewaffneten Raubüberfalls steht ein 25-Jähriger in Bochum vor Gericht. Es geht um einen fiktiven Autoverkauf.
Was der Staatsanwalt in seiner Anklage vorliest, ist äußerst schwerkriminell. Es geht um einen vorgetäuschten Autoverkauf und überaus brutalen Raub von 7500 Euro in bar in Bochum-Hofstede.
Fünf Täter soll es gegeben haben, aber nur ein Mann wurde als Tatverdächtiger ermittelt: ein 25-jähriger Bochumer. Er steht seit Mittwoch vor der 7. Strafkammer in Bochum – und schwieg zum Prozessauftakt. Richter Jens Happe sagte ihm, dass er mit einem Schweigen auch keine entlastenden Umstände aufbieten könne, und dies bei einem Strafrahmen von fünf bis 15 Jahren. „Wir sitzen hier nicht vor dem Amtsgericht, sondern vor dem Landgericht. Wir verhandeln die großen Sachen.“ Und wenn sich die Vorwürfe bestätigen würden, „haben wir wenig Spielraum“. „Die Beweislage stellt sich für Sie ziemlich schlecht dar.“
Ein zum Schein inserierter BMW für 7500 Euro diente als Lockmittel für die Räuber
Der Anklagevorwurf: Am Mittag des 21. Oktober 2021 fuhr ein Wuppertaler (32) mit einem Bekannten zum Parkplatz eines Discounters an der Bochumer Poststraße, um einen 5er-BMW, Baujahr 2009, zu besichtigen und eventuell zu kaufen. Preis: 7500 Euro. Das Angebot stand auf Facebook. Vor Ort wurde den Kaufinteressenten aber von einem der vermeintlichen Verkäufer erzählt, dass der BMW noch kurz unterwegs sei. Die Wartezeit könne man bei einem Tee in einer Wohnung nur wenige Schritte entfernt überbrücken.
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In der Wohnung wurden die beiden Männer laut Anklage von fünf Tätern brutal ausgeraubt. Von einem Schlag mit einer Pistole auf den Kopf ist die Rede, von Tritten und Schlägen, von Messerschnitten ins Bein und den Fuß – und von der Drohung, beide zu töten. Die Räuber sollen auch Schusswaffen mit Schalldämpfern und eine Schere gehabt haben.
Verbrecher diskutierten: Die Opfer gehen lassen oder umbringen
Zwischenzeitlich sollen die Verbrecher diskutiert haben, ob die Opfer gehen dürfen oder ermordet werden. Nach dem Raub der Kaufsumme und einem Handy wurden sie gegen 19 Uhr freigelassen – mit einer Morddrohung für den Fall, dass sie die Polizei einschalten.
Tags darauf ging der 32-Jährige aber doch zur Polizei.
Der Angeklagte wurde als Einziger ermittelt, zeitnah. Drei Wochen saß er in U-Haft, seitdem ist er auf freiem Fuß. Ihm droht die Abschiebung in sein Heimatland Syrien, aus dem er Ende 2015 vor dem Bürgerkrieg geflüchtet war. Dort hatte er schon als Kind als Schneider gearbeitet.
Das 32-jährige Opfer sagte im Zeugenstand: „Die Leute haben mich entführt, hatten Pistolen und Messer dabei und mich zusammengeschlagen.“
Der Angeklagte ist zurzeit als Arbeiter beschäftigt. Er sagte über den Prozess: „Ich möchte das hinter mir haben, das belastet mich sehr. Ich möchte weiter arbeiten.“ Das Gericht hat zwei weitere Sitzungen bis 30. Januar angesetzt.