Bochum. Bochum soll angeblich die höflichste Großstadt in Deutschland sein, das ergibt eine Studie. Warum und ob da wirklich etwas dran ist?
Bochum ist die höflichste Großstadt in Deutschland. Das ergibt eine Studie der Sprachlernplattform Preply, die sich dabei auf eine in Auftrag gegebene Umfrage beruft. Eine direkte Nachbarstadt belegt den letzten Platz.
„Wir haben mehr als 1500 Einwohner und Einwohnerinnen in den größten Städten Deutschlands befragt, um herauszufinden, wie oft sie unhöfliches Verhalten beobachten“, erklärt Preply. Die Studie sei durch das Unternehmen Censuswide in den 20 größten Städten Deutschlands durchgeführt worden.
Studie ergibt: Bochum soll höflichste Stadt in Deutschland sein
Auf einer Skala von eins bis zehn stellt die Sprachlernplattform dar, in welchen Städten die Menschen am unhöflichsten sind. Der durchschnittliche Wert liegt in Bochum bei 5,17, wobei eins für „am höflichsten“ und zehn für „am unhöflichsten“ steht. Ebenfalls sehr höflich seien die Menschen in Bremen (5,35) und Hannover (5,49)
Den Titel „unhöflichste Stadt Deutschlands“ trägt nun übrigens Bochums Nachbarstadt Essen. Dass es zwischen den beiden Nachbarstädten einen solchen Unterschied gibt, bezeichnet Preply als Überraschung: „Schließlich braucht man mit dem Zug nur etwa acht Minuten von Bochum nach Essen – der unhöflichsten Stadt Deutschlands. Die geografische Lage scheint also keinen Einfluss auf diese Bewertung zu haben.“ Dortmund liegt als Ruhrgebietsstadt auf Rang 5, Duisburg auf 10.
Bochumer telefonieren in der Öffentlichkeit selten mit Lautsprecher
Insgesamt wurden in der Studie zwölf Verhaltensweise abgefragt, unter anderem ging es um die Höflichkeit im Straßenverkehr, das Smartphone oder Körpersprache: Die Bochumerinnen und Bochumer seien demnach vergleichsweise selten unhöflich gegenüber Servicepersonal und würden wenig Lärm in der Öffentlichkeit machen. Auch mit Lautsprecher würden sie eher nicht telefonieren, liegen hier mit großem Abstand vor allen anderen Städten auf Platz 1.
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Insgesamt ist Bochum Spitzenreiter in sechs Kategorien, liegt in gleich zwei auf dem zweiten Platz. Bei den Kategorien Trinkgeld geben und Warteschlangen umgehen, hat es Bochum lediglich ins Mittelfeld geschafft. Recht häufig würden die Menschen in der Stadt Videos mit lautem Ton ansehen, hätten außerdem eine recht verschlossene Körpersprache.
Was sagen die Bochumer zu der Studie?
Doch was sagen die Bochumerinnen und Bochumer zu der Studie? Monika Hohner (77) aus Linden kann der Aussage, dass es in Bochum besonders höflich zugeht, nur zustimmen. Sie findet, dass die Menschen sei es in der Innenstadt oder auch in Cafés oder Läden überwiegend sehr höflich und freundlich sind. Und warum? Silvia Kramer (61) aus Bochum-Mitte ist der festen Überzeugung, dass die Art und die Sprache im Ruhrgebiet ein Grund dafür sei: ,,Die Menschen sagen ehrlich, was sie denken und wirken wahrscheinlich vor allem auch wegen des Ruhrpott-Deutschs als besonders offen und höflich“, sagt sie.
Auch ihre Tochter Katharina Kramer (30), die mittlerweile in Bottrop lebt, sieht das ähnlich. Sie ist der Meinung, es komme immer auf die Menschen an, die man trifft, aber im Großen und Ganzen sei Bochum für auch für sie eine sehr höfliche Stadt.
Es gibt jedoch auch Gegenstimmen, zum Beispiel von Gerfried Harrer (74) aus Altenbochum. Zwar würden hier viele höfliche Menschen leben, aber ob Bochum die höflichste Stadt Deutschlands ist, bezweifelt er. Er sagt: „In den Bochumer Vororten, wie in Altenbochum sind die Menschen wesentlich höflicher als in der Innenstadt. Dort wird auf der Straße viel mehr gegrüßt und auch im Straßenverkehr deutlich mehr Rücksicht auf die Mitmenschen genommen“.
Studie sollte kritisch betrachtet werden
Gabi Weißkirchen (58) aus Wiemelhausen ist ähnlicher Meinung. Sie könne sich nicht vorstellen, dass Bochum die höflichste Stadt Deutschlands sein soll. Andere Städte, wie Freiburg oder München, seien offener und höflicher. Dennoch ist sie der Ansicht, dass es viele höfliche Menschen in Bochum gibt.
Wie dem auch sei: Tatsächlich sollte man die Studie mit einem etwas kritischeren Auge betrachten. Für die gesamte Studie sind deutschlandweit 1525 Menschen befragt worden. Das sind im Schnitt gerade einmal 76 Einwohnerinnen und Einwohner pro Stadt. Wirklich viel ist das nicht.
Die ganze Studie finden Sie hier: preply.com/de/blog/unhoflichste-stadte