Essen. Eine Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Menschen in Essen im Vergleich zu anderen Großstädtern am unhöflichsten sind. Eine steile These.
Essen ist die unhöflichste Stadt Deutschlands. Das behauptet zumindest die Sprachlernplattform Preply, die sich dabei auf eine in Auftrag gegebene Umfrage beruft. Unhöflichste Stadt Deutschlands? Das ist eine steile These. Zumal sich das Ergebnis auf eine dürftige Datengrundlage stützt. „Wir haben mehr als 1500 Einwohner und Einwohnerinnen in den größten Städten Deutschlands befragt, um herauszufinden, wie oft sie unhöfliches Verhalten beobachten“, teilt Reply trotzdem selbstbewusst mit. Die Studie sei durch das Unternehmen Censuswide in 20 Städten durchgeführt worden.
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Rechnet man aber 1525 – so viele Menschen wurden deutschlandweit genau befragt – durch 20, dann sind im Schnitt gerade einmal 76 Einwohnerinnen und Einwohner pro Stadt befragt worden. Wirklich viel ist das nicht.
Bochumer sollen deutlich höflicher als Essener sein
Wie dem auch sei, zumindest laut Preply trägt Essen den „wenig erfreulichen Titel der unhöflichsten Stadt Deutschlands“ – in den Top drei vor Dresden und Frankfurt. Dortmund liegt als Ruhrgebietsstadt auf Rang 5, Duisburg auf 10. Essens Nachbarstadt Bochum soll unter den 20 befragten Städten die höflichste sein (zu den Details). Letzteres kommentiert Preply so: „Bochum ist dabei eine große Überraschung. Schließlich braucht man mit dem Zug nur etwa acht Minuten von Bochum nach Essen – der unhöflichsten Stadt Deutschlands. Die geografische Lage scheint also keinen Einfluss auf diese Bewertung zu haben.“
Wie kommen die Umfrage-Macher zu so einem Ergebnis? „Um die höflichsten und unhöflichsten Städte zu ermitteln, haben wir die Teilnehmenden gefragt, wie oft sie in ihrem Wohnort zwölf typische unhöfliche Verhaltensweisen beobachten. Aus den Ergebnissen haben wir dann den Durchschnittswert für jede einzelne Stadt errechnet, um eine Rangfolge zu erstellen.“
Die zwölf abgefragten Verhaltensweisen waren:
- In der Öffentlichkeit ständig aufs Smartphone schauen
- Autos lassen anderen im Verkehr keine Vorfahrt
- Autos werden bei Fußgängern nicht langsamer
- Laut sein in der Öffentlichkeit
- Fremde werden nicht wahrgenommen
- Videos laut in der Öffentlichkeit ansehen
- In der Öffentlichkeit über den Lautsprecher telefonieren
- Verschlossene Körpersprache
- Missachtung des persönlichen Raums
- Unhöflichkeit gegenüber Servicepersonal
- Kein Trinkgeld geben
- Warteschlangen umgehen
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„Auf unserer ,Unhöflichkeits-Skala’ von eins bis zehn (zehn = am unhöflichsten) liegt der Durchschnittswert aller Städte zusammengenommen bei 5,84, der höchste bei 6,47 und der niedrigste bei 5,17“, führt Preply aus. Lediglich in zwei dieser Kategorien belegt Essen nicht die unrühmliche Spitzenposition. Nur in Dresden werde im Vergleich zu Essen in der Öffentlichkeit häufiger aufs Smartphone geschaut und gegenüber Servicepersonal unhöflich aufgetreten. Die Kategorie, dass Fremde nicht wahrgenommen würden, führt Essen zusammen mit Köln im negativen Sinne an.
Immerhin scheinen Essener viel Trinkgeld zu geben
Ein Indikator, den Preply bemüht, um Höflichkeit zu messen, ist das Trinkgeld. Auch in dieser Kategorie schneiden die Essenerinnen und Essener am schlechtesten im Vergleich zu den Einwohnern in den anderen deutschen Großstädten ab. Gleichwohl zeigt sich: Wenn Menschen aus Essen Trinkgeld geben, dann anscheinend ein vergleichsweise hohes. „Bremen ist mit Abstand die großzügigste Stadt Deutschlands“, heißt es seitens Preply – 9,8 Prozent würde das durchschnittliche Trinkgeld in der Weser-Stadt betragen. Es folgt nach München (8,94 Prozent) bereits Deutschlands „unhöflichste Stadt“: Essen, mit 8,79 Prozent.
Preply folgert: „Wenn du im Gastgewerbe arbeitest, solltest du also darüber nachdenken, dort (in Bremen) einen Job zu suchen. Aber erwarte nicht zu viel Dankbarkeit, wenn du in Dresden kellnerst.“ In der Landeshauptstadt von Sachsen werde nur 7,07 Prozent Trinkgeld gegeben. Nun denn...