Harpen. Ein Neubau des Amtshauses in Bochum-Harpen würde viel zu teuer. Kämmerin will städtische Mittel locker machen, um das Gebäude zu sanieren.

Seit vielen Jahren dreht sich im Bochumer Norden die Diskussion um die Zukunft des Amtshauses Harpen. Lange wurde etwa nach einem Standort für einen Neubau des Bürgertreffs im Stadtteil Harpen gesucht – ohne Erfolg. Dann vertiefte die Stadt Bochum die Variante, an der alten Adresse Harpener Hellweg 77 einen Neubau zu errichten. Jetzt steht fest: Es wird keinen Neubau geben.

Der Grund ist, dass die Kosten alle Erwartungen übersteigen würden. So gab es die Idee, im Neubau zehn Eigentumswohnungen unterzubringen. „Zur Querfinanzierung“, so erläuterte jetzt Kämmerin Eva Maria Hubbert in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Nord. Doch die Erschließungskosten wären so hoch, so dass die Wohnungen zu teuer würden. „Selbst eine kleinere Lösung erforderte einen zweistelligen Millionenbetrag.“

Vereine können Gebäude während der Sanierung nutzen

So soll nun das Bestandsgebäude erhalten und saniert werden, was mit vier Millionen Euro wesentlich günstiger wäre. Das, so Hubbert, sei das Ergebnis einer Studie, die extern vergeben worden war. Die Zentralen Dienste ermitteln nun die Kosten für Brandschutz und Dachsanierung. In der September-Sitzung hatte die Bezirksvertretung Nord beschlossen: Die Verwaltung wird aufgefordert, einen Zeit- und Maßnahmenplan für eine geordnete Instandsetzung und Sanierung aufzustellen.

Durch laufende Unterhaltungsmaßnahmen müsse sichergestellt werden, dass das Amtshaus Harpen bis zur endgültigen Fertigstellung nutzbar bleibe. Sowohl für die Sanierung und Instandsetzung als auch für die Unterhaltung seien ausreichende Mittel in den Haushaltsplan einzustellen. Die Anwohner und Vereine sollten in die Planung einbezogen werden.

Die Kämmerin bestätigte, das Amtshaus soll während des Umbaus in Betrieb bleiben. „Wir schnüren jetzt ein Päckchen. 100.000 Euro sind aktuell im Budget.“ Das größte Problem bereite die Dachkonstruktion. Deshalb will Hubbert zunächst eine Million Euro für das Dach und eine Grundsanierung für die nächsten zwei Jahre zur Verfügung stellen, dabei 200.000 Euro im nächsten Jahr.

Es gibt noch keine Grundsatzentscheidung

Ein Neubau hätte drei Jahre gedauert und neue Auflagen mit sich gebracht, etwa, dass um 22 Uhr das Haus komplett leer sein müsste. „Da lohnt sich keine Veranstaltung.“ Schon deshalb tendiere auch sie zur Modernisierung. „Ich hoffe, der Rat wird so beschließen.“ Denn eine Grundsatzentscheidung für Renovierung oder Neubau gebe es nicht, das hänge vom Haushaltsbeschluss ab.

Christian Schnaubelt (Die Grünen): „Wir freuen uns über die Zusage, dass die Vereine nun Planungssicherheit haben.“

Hubert Wegener (CDU-Fraktion): „Das Amtshaus ist nun seit 23 Jahren ein Dauerthema in Harpen. Als die Mängel festgestellt wurden, wurde von Jahr zu Jahr die Betriebsgenehmigung verlängert. Wenn es weiter so lange dauert, bis etwas passiert, ersparen wir uns in zehn Jahren die Abrisskosten. Da ist das Haus längst in sich zusammengefallen.“

Roland Mitschke, CDU-Ratsmitglied: „Ich wundere mich über die Geduld der Bezirksvertreter.“ Eva-Maria Hubbert räumte ein: „Es ist nicht gut gelaufen in der Vergangenheit.“

Hans Albert, Vorsitzender der Harpener Schützen und Mitglied im Förderverein Harpen, betonte: „Ich kämpfe seit 20 Jahren für den Erhalt des Amtshauses. Das Dach ist tatsächlich problematisch und sollte in der Instandsetzung vorgezogen werden. Sonst aber ist die Substanz des Gebäudes in Ordnung. Eine Sanierung ist wirklich die beste Lösung.“