Bochum. Kein Weihnachtsbaum vor dem Bochumer Rathaus: Das sorgt für Diskussion. Die Stadt bekräftigt ihre Entscheidung und spricht von einem Symbol.

Petra Weyh hat nachgerechnet. 26 Millionen Kilowattstunden, das sind 20 Prozent des bisherigen Bedarfs, will die Stadt Bochum in der Energiekrise einsparen. „Der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus würde über die gesamte Adventszeit ca. 8000 Kilowattstunden verbrauchen“, schreibt die WAZ-Leserin. Das hätte „so gut wie keinen Einfluss auf die Sparziele. Ohne erkennbaren Grund wird hier den Bürgern eine Tradition weggenommen“. Die Verwaltung verteidigt ihre Entscheidung und betont deren symbolische Bedeutung.

Keine Rathaus-Tanne in Bochum: „Ein Armutszeugnis“, heißt es auf Facebook

Die XXL-Tanne vor dem Rathaus ist für viele Bochumerinnen und Bochumer ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit. Erstmals seit Jahrzehnten soll es diesmal keinen Baum geben. Stromsparen sei jetzt wichtiger, argumentiert die Stadt. Und ein Baum ohne Lichter, allein mit Schmuck, wie es die CDU-Ratsfraktion vorschlägt, „würde keine weihnachtliche Stimmung verbreiten“.

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Die Meinungen auf der WAZ-Facebook-Seite sind eindeutig. „Traurig“ finden Anja Gecks und Evelyn Deiß die Entscheidung. Als „Armutszeugnis“ bewertet sie Frank Kesting. „Alles was schön ist und Freude macht wird den Menschen weggenommen, vor allem die Freude der Kinder. Die Pandemie hat schon vieles kaputt gemacht“, postet Edeltraut Kruza, während Sebastian Krüger ätzt: „Damit haben wir unsere Stromversorgung gesichert.“ „Was bringt es, wenn die Tanne fehlt, aber die ganze Stadt mit Lichtern geschmückt ist?“, fragt ein User auf Instagram.

Normalerweise wird der Weihnachtsbaum Mitte November vor dem Bochumer Rathaus aufgestellt (hier ein Archivbild). Dazu wird es in diesem Jahr nicht kommen.
Normalerweise wird der Weihnachtsbaum Mitte November vor dem Bochumer Rathaus aufgestellt (hier ein Archivbild). Dazu wird es in diesem Jahr nicht kommen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Stadt bekräftigt: „Ein ,Weiter so wie bisher’ funktioniert nicht

Die Stadt äußert „Verständnis für die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger“: Aber: „Wir erleben gerade eine Krise, in der alle aufgefordert sind, etwas zur Lösung beizutragen.“ Mit dem Votum gegen den Weihnachtsbaum solle auch ein Zeichen gesetzt werden: „Es geht weniger um die Energie oder das Geld, das dadurch eingespart wird, sondern darum, sehr deutlich zu machen, dass ein ,Weiter so wie bisher’ nicht funktioniert.“

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Dieses Signal werde auch bei der Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt gegeben. Sie wird erst um 16.30 Uhr statt um 16 Uhr eingeschaltet und nach dem 23. Dezember komplett ausgeschaltet. Da bereits alle Lichter aus LED bestehen, können so 20 Prozent der Energie eingespart werden, teilt die Bochum Marketing GmbH als Veranstalter des Weihnachtsmarktes mit.

BO-Marketing schmückt Weihnachtsmarkt mit 1100 Tannen

Der Markt mit seinen 200 Ständen werde dennoch „viele positive Emotionen“ wecken, verspricht Interims-Geschäftsführerin Sandra Gagliardi. Zwar habe man auf die Entscheidung über den Weihnachtsbaum vor dem Rathaus keinen Einfluss: „Das ist nicht unsere Fläche.“ In der City sollen ab dem 17. November jedoch 1100 Tannen festliche Atmosphäre verströmen – wenn auch ohne Licht.

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Nachhaltigkeit spiele auf dem Weihnachtsmarkt grundsätzlich eine große Rolle, bekräftigt BO-Marketing. Wie schon in den Vorjahren werde Ökostrom genutzt und versucht, die Stände möglichst plastikfrei zu halten. Die Initiative „Foodsharing“ sammelt bei den Ausstellern übrig gebliebene, aber noch verzehrbare Lebensmittel ein und verteilt sie an gemeinnützige Einrichtungen oder Privatpersonen.

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