Bochum. Zum 84. Mal jährt sich die Reichspogromnacht. Im Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus kamen viele Bochumer zusammen.

Bereits zum 84. Mal ist am Mittwochabend der Opfer der Reichspogromnacht gedacht worden. Vor der Bühne an der Ecke Harmoniestraße/ Dr.-Ruer-Platz kamen einige hundert Bochumerinnen und Bochumer zusammen und stellten den Beitrag der jüdischen Bevölkerung ins Zentrum. In diesem Jahr wurde die Geschichte der Familie Freimark besonders hervorgehoben.

Bochumer erinnern an Reichspogromnacht

Aaron Naor, Vorbeter der jüdischen Gemeinde in Bochum verlas zunächst in Hebräisch ein „Totengebet für die Opfer der Shoa“ – also des Holocaust. Musikalisch wurden die Reden von der Schülerband der Erich-Kästner-Schule abgewechselt, die „Imagine“ auf die Bühne brachten. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Veranstaltung maßgeblich organisiert und gestaltet.

Im Herbst 1938, insbesondere der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, wurde vielerorts von Nationalsozialisten jüdische Mitbürger beraubt, erniedrigt und verletzt. In seiner Rede betonte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch: „In dieser Novembernacht richtete sich der staatlich organisierte Terror gegen Juden beziehungsweise die Teile der Bevölkerung, die als jüdisch angesehen wurden.“

Jüdischer Vorbeter Aaron Naor sprach auf der Bühne ein Totengebet.
Jüdischer Vorbeter Aaron Naor sprach auf der Bühne ein Totengebet. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Eiskirch rezitierte aus Anne Franks Tagebuch: „Einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!“ Damals habe man in der Gesellschaft zwischen „Wir“ und „Ihr“ unterschieden. „Es ist an uns, die frühen Zeichen zu erkennen, wo Menschenfeindlichkeit ihren Anfang nimmt.“ Er habe die Sorge, dass aktuell „Kräfte“ die multiplen Krisen der letzten Jahre ausnutzten, um zu spalten und die Demokratie zu untergraben. „Das, was damals den Anfang genommen hat, darf nie wieder den Anfang nehmen.“

Moderatorin Ina Wilde vom Kinder- und Jugendring hob Hubert Schneider hervor, der viele Gedenktage in den letzten Jahren mitgestaltet hatte, im vergangenen Jahr aber gestorben ist. „Hubert Schneider hat sich fachlich engagiert und die Gedenkveranstaltungen maßgeblich mitgeprägt.“

Laut Polizei waren 150 Menschen für die Gedenkfeier angemeldet, letztlich seien 400 bis 500 Menschen gekommen, gibt die Polizei-Leitstelle an. Die Veranstaltung sei ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen.

Schülerinnen der Erich Kästner Schule sangen „Imagine“ von John Lennon.
Schülerinnen der Erich Kästner Schule sangen „Imagine“ von John Lennon. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch