Bochum. In Bochum gibt es zu wenig Kita-Plätze. Über tausend Kinder gehen 2023 leer aus. Bei den Kindern über drei Jahre ist fast jedes zehnte betroffen.
Es ist ein Problem, das weiterhin anhält: In Bochum, wie auch in anderen Kommunen, gibt es deutlich zu wenig Plätze in den Kitas. Aktuelle Zahlen zeigen nun: Es fehlen zum Kita-Jahr 2023/24 751 Plätze für Über-Dreijährige. Das hat die Kita-Bedarfsanalyse der Stadt Bochum ergeben. Fast jedes zehnte Kind zwischen drei und sechs Jahren ist demnach derzeit nicht versorgt, auch im U3-Bereich fehlt es an Plätzen.
Kita in Bochum: In diesen Stadtteilen fehlen besonders viele Plätze
Fast über das gesamte Stadtgebiet verteilt gibt es auch im kommenden Jahr zu wenig Ü3-Kita-Plätze. 222 fehlen im Bezirk Mitte, 8,1 Prozent der Kinder gehen so leer aus. 182 sind es in Wattenscheid (8,5 Prozent), 63 im Osten (4,1 Prozent), 172 im Südwesten (11,7 Prozent) und 116 im Süden (9 Prozent). Lediglich im Norden gibt es eine minimale Überversorgung – von vier Kita-Plätzen.
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Die SPD forderte diese Woche im Schulausschuss, dass es einen deutlichen Ausbau der Kita-Plätze im Ü3-Bereich geben müsse. „Mehr als 200 über dreijährige Kinder haben in Bochum dieses Jahr keinen Kindergartenplatz bekommen“, schildert Martina Schnell, Vorsitzende im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie. Die Zahl dürfte sich nach der Analyse der Stadt vervielfachen.
„Unser oberstes Ziel ist es, allen Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind wünschen, auch einen anzubieten. Davon sind wir momentan weit entfernt und müssen dringend etwas dagegen unternehmen“, so Schnell. Für Kinder, die älter als drei Jahre sind, soll es bis 2025 eine Versorgung von 100 Prozent geben.
47 Prozent der Kinder unter drei Jahren haben einen Kita-Platz
Während die Stadt Bochum für Kinder über drei Jahren anstrebt, dass jedes einen Platz in der Kita haben soll, gibt es für den U3-Bereich andere Berechnungen. „Für Kinder unter drei Jahren wird ein Ausbauziel von 60 Prozent bis zum Jahr 2030 und als Zwischenschritt von 50 Prozent bis zum Jahr 2025 zugrunde gelegt“, erklärt das Jugendamt.
Betrachtet man das 50-Prozent-Ziel, fehlen in Bochum perspektivisch 287 Plätze, beim Blick auf das 60-Prozent-Ziel sind es 1156. „Die Kita-Bedarfsanalyse gleicht den auf Basis der Bevölkerungszahlen bestimmten, rechnerischen Bedarf an Betreuungsplätzen mit dem bestehenden Angebot ab“, so die Erklärung.
47 Prozent der Kinder unter drei Jahren haben bisher einen Platz in der Kita oder aber bei Tageseltern – bei der jüngeren Gruppe wird beides zusammengewertet. Ab drei Jahren können die Kinder nicht mehr bei Tagesvater oder -mutter betreut werden.
Deutschlandweites Problem
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Zum Vergleich: Vergangenes Jahr hatten 43,8 Prozent der Unter-Dreijährigen einen Kita-Platz sowie 94 Prozent der Über-Dreijährigen. Die Zahlen zeigen, dass die Stadt das Ziel im U3-Bereich beinahe erreicht hat – wenn auch weiterhin Plätze fehlen. Rein theoretisch haben schon seit dem 1. August 2013 Eltern von Kindern ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Kita, für Kinder ab drei Jahren gilt er schon seit 1996.
Das Problem in Bochum ist kein Einzelfall. 2023 fehlen in Deutschland rund 384.000 Kita-Plätze. Das hat eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung ergeben. Insbesondere die westdeutschen Länder können demnach den Betreuungsbedarf von Eltern für ihre Kinder noch nicht decken. Doch es fehlt nicht nur an Plätzen, sondern häufig auch an einer kindgerechten Personalausstattung, gerade in Ostdeutschland. Um das zu ändern, braucht es viel mehr Fachkräfte. Das Problem: Genau die fehlen.