Bochum. Wieder schweigt die evangelische Kirche nach einem Missbrauchs-Verdacht in einer Bochumer Kita. Das ist beschämend, kommentiert Karoline Poll.

Es ist beschämend, wie der Kirchenkreis erneut versucht, schweigend unangenehme Fragen auszusitzen. Da wirkt eine Formulierung in der Einladung zum Elternabend im Nachhinein fast höhnisch: (...) Es ist uns wichtig, Ihnen die Situation transparent darzustellen.“ Wer an diesem Abend auf Aufklärung, auf offene Worte gehofft hatte, der wurde bitter enttäuscht.

Die Liste des Schweigens ist lang: Die „Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung“ kann viel bedeuten. Was genau ist überhaupt passiert? Was geschieht nun mit dem oder der Beschuldigten? Wie will die Kita solche Vorfälle in Zukunft verhindern? Und: Warum konnte das schon wieder passieren?

Sexueller Missbrauch in einer Bochumer Kita: Verdacht gab es schon einmal

Wie so oft in den vergangenen Jahren hüllt sich der evangelische Kirchenkreis in Bochum bei unliebsamen Fragen in Schweigen. Bereits 2020 – als es zum ersten Mal den Verdacht auf einen Missbrauch gegeben hatte – blieb der Kirchenkreis den Betroffenen und der Öffentlichkeit wesentliche Antworten schuldig. Und auch im Fall des erstickten Kita-Kindes – der tragische Fall ereignete sich ebenfalls in einem evangelischen Kindergarten – blieb der Kirchenkreis zurückhaltend.

Offensichtlich klärt man Probleme beim Kirchenkreis in Bochum lieber intern. Doch damit verspielt die Kirche ein Vertrauen, das in den vergangenen Jahren ohnehin gelitten hat. Die meisten Eltern werden ihre Kinder weiter in den Kindergarten schicken müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen. Aber macht das noch einer mit gutem Gewissen? Wie will man Vertrauen wieder zurückgewinnen? Oder ist das schlicht egal?

Wichtig: Bisher gibt es nur den Verdacht, dass ein Mensch sich falsch verhalten hat. Da ist es vollkommen richtig den Betroffenen zu schützen und keine Informationen zu seiner oder ihrer Person zu veröffentlichen. Abgesehen vom berechtigten Schutz der persönlichen Interessen des oder der Beschuldigten riecht aber alles andere verdächtig danach, dass die Kirche das unliebsame Thema vertuschen und weg-schweigen möchte.