Bochum. VfL-Fan Fabian Budde ist Groundhopper: Er besucht Fußballspiele in ganz Europa - ob 1. Liga oder Kreisklasse. Das erlebt er auf seinen Reisen.
Fabian Budde aus Bochum reist quer durch Europa, um Fußballspiele zu besuchen. Ihn als fußballverrückt zu bezeichnen, wäre untertrieben. Auf seinen Reisen erlebt er viel Abenteuerliches.
VfL-Bochum-Fan hat auf seinen Fußballreisen durch Europa schon viel erlebt
Fabian Budde kommt gerade aus Elversberg zurück. Dort hat sich der VfL im dichten Nebel ein 1:0 in der 2. Runde des DFB-Pokals erkämpft. Seit 1999 hat er nur zwei Spiele seines Herzensvereins verpasst. 498 Spiele in Folge hat er live vor Ort gesehen.
Der 43-Jährige hat schon aufregendere Fahrten als ins Saarland erlebt. Der WAZ hat er von den außergewöhnlichen Erlebnissen auf seinen Reisen und der Faszination Groundhopping erzählt.
Ein Schotte mit Wattenscheid-Tattoo und Benzin aus der Cola-Flasche
Bei 30 Urlaubstagen im Jahr muss man gut planen und eigentlich hat jeder Urlaub mit Fußball zu tun, sagt der kaufmännische Angestellte. Manchmal reist er gemeinsam mit Freunden, häufig aber auch alleine. Das Hobby ist kostspielig. Die Reisen sind oft beschwerlich und wenig komfortabel.
Viele würden fragen: warum? Er fragt sich: Wie kann ich innerhalb von einer Woche Fußballstadien in Malta, Nordmazedonien und dem Kosovo besuchen? Fabian Budde ist fasziniert davon, in den Alltag der Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturen einzutauchen, den Fußball aus ihren Augen zu sehen.
Im Sommer dieses Jahres war er in Georgien und Armenien unterwegs. Im Nachtzug von Tiflis nach Jerewan ist er einem Schotten in traditionellem Kilt begegnet, der das Vereinswappen der SG Wattenscheid 09 auf der Wade tätowiert hat.
Nach einem Fußballspiel in der armenischen Hauptstadt ging es mit dem Taxi wieder zurück nach Tiflis. Der Taxifahrer war nicht gegen Corona geimpft und durfte deshalb nicht in Georgien einreisen. An der Grenze musste deshalb ein Kollege übernehmen. Auf der Fahrt dorthin ist dem alten Wagen der Sprit ausgegangen. Gut, dass der Fahrer noch zwei Liter Benzin in einer Cola-Flasche mit dabei hatte. Über 300 Kilometer hat der VfL-Fan mit dem Taxi für umgerechnet 60 Euro zurückgelegt – und ist gut angekommen. Als Groundhopper findet er sich häufiger in seltsamen Situationen wieder.
Über 2000 Fußballspiele in 53 Ländern: Beim Groundhopping geht es auch ums Sammeln
Fabian Budde hat schon weit über 2000 Fußballspiele in 53 Ländern besucht. Innerhalb der UEFA (Union der Europäischen Fußballverbände) fehlen ihm mit Bosnien-Herzegowina, Serbien und Island nur noch drei Länder. Die will er so schnell wie möglich nachziehen. Darum geht es auch beim Groundhopping: Andere sammeln Briefmarken, Fabian Budde sammelt „Länderpunkte“.
Groundhopping
Als Groundhopper werden (Fußball-)Fans bezeichnet, die versuchen, möglichst viele verschiedene Stadien bzw. Sportplätze zu besuchen.
Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „ground“ (der Grund/Platz) und „to hop“ (hüpfen/springen) zusammen.
Die Bewegung ist in den 1970er-Jahren in Großbritannien entstanden. In den 1990er-Jahren wurde sie auch in Deutschland immer beliebter.
Seit 1993 gibt es die Vereinigung der Groundhopper Deutschlands. In den meisten Fällen sind Groundhopper aber unorganisiert und auf eigene Faust unterwegs.
Der Bochumer Junge ist in dem Jahr geboren, als das Ruhrstadion eröffnet wurde. Die Liebe zum VfL und zum Fußball wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Anfang der 2000er hat er damit angefangen, Fußballspiele in anderen Ländern zu besuchen: „Dann will man immer mehr sehen.“
Dem Vielreisenden ist bewusst, dass sein Hobby nicht gerade umweltfreundlich ist. Zur Weltmeisterschaft nach Katar fliegt er bei aller Fußballbegeisterung aber nicht. Nicht einmal im Fernsehen werde er sich die Spiele angucken, bekräftigt der Bochumer. Wenn Menschenrechte dem Geld untergeordnet werden, gibt es selbst für ihn eine Grenze.