Bochum. Eine Gruppe von Aktivisten hat ein leerstehendes Haus in Bochum-Hamme besetzt. Es gab einen großen Polizeieinsatz. Was wir bisher dazu wissen.
Eine Gruppe aus etwa 30 bis 50 Aktivistinnen und Aktivsten hat seit Samstag ein leerstehendes Haus an der Haldenstraße in Bochum-Hamme besetzt. Das Haus gehört der Diakonie und soll zu einem Behindertenwohnheim umgebaut werden. Die Besetzer wollen dort stattdessen einen „Gemeinschaftsort für die Nachbarschaft“ aufbauen, sagt Jessi Martens. Dass das Besetzen des Hauses eine Straftat darstellt, sei kein Hinderungsgrund. „Wir sehen das als legitimes Mittel an.“
Nach Hinweisen von Anwohnern hatte es am Samstag in Hamme einen großen Polizeieinsatz gegeben. Mit „starken Kräften“ war die Polizei vor Ort, um das Geschehen zu klären. „Wir haben aber keine Räumung durchgeführt“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff. Es handele sich zwar möglicherweise um einen Hausfriedensbruch, dieser müsse jedoch vom Eigentümer angezeigt werden. Das sei bisher nicht passiert, weshalb sich die Polizei wieder zurückgezogen habe.
Leerstehendes Haus in Bochum-Hamme besetzt: Diakonie berät sich
Bei der Diakonie ist man sich noch nicht sicher, wie man mit der Hausbesetzung umgehen soll. „Dazu können wir noch nichts Konkretes sagen“, sagt Sprecher Jens-Martin Gorny auf Nachfrage dieser Redaktion. Er rechne damit, dass man sich gegen Ende der Woche entschieden habe.
+++ 2017 hatten Aktivisten ein Haus an der Herner Straße besetzt. Mehr Infos dazu hier +++
Fest steht: Das Haus an der Haldenstraße gehört der Diakonie seit dem 1. April dieses Jahres. Das alte, baufällige Gebäude soll abgerissen und um einen Neubau ersetzt werden. In diesem soll dann ein Behindertenwohnheim mit insgesamt 24 Plätzen einziehen.
Das Heim soll – neben einem weiteren in Stiepel – die Plätze im Ruhrlandheim oberhalb des Kemnader Sees ersetzen. Eine dort notwendige Sanierung sei zu teuer. Außerdem sei die zentrale Lage in Hamme vorteilhaft für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner. „Baubeginn könnte im zweiten Halbjahr 2023 sein, die Fertigstellung Ende 2024 erfolgen“, teilt die Diakonie mit. Bisher habe die Diakonie noch keine Abriss- oder Baugenehmigung gestellt.
Anwohnerinnen und Anwohner zeigen sich zurückhaltend
Vermummte Aktivisten haben indes das Gebäude mit Transparenten geschmückt. Im verwilderten Garten werden Essen und Getränke serviert. Mit Namen möchten die meisten von ihnen nicht in der Zeitung stehen. Auch bleibt unbeantwortet, wie sich die Gruppe organisiert. Man sehe sich für die Aktion nach eigenen Angaben mit großen Sympathien aus Umgebung konfrontiert. „Die Anwohner waren begeistert und haben sich sofort mit uns solidarisiert“, sagt Jessi Martens.
Im Gespräch vor Ort zeigen sich allerdings Anwohner eher zurückhaltend. Viele haben den Polizeieinsatz am Wochenende mitbekommen. Was nun gerade an dem baufälligen Haus passiert, ist den meisten nicht bewusst. „Ich denke, dass es bessere Orte für einen Gemeinschaftstreff gibt“, sagt eine Passantin, die mit ihrem Hund an der Haldenstraße Gassi geht.
Wie es an der Haldenstraße in den kommenden Tagen weitergeht – ob es etwa zu einer Räumung durch die Polizei kommt oder ob Gespräche geführt werden – das ist noch unklar.