Bochum. Schickes Design und nachhaltige Technik: Beim Tag der offenen Tür des Vereins “BOSolarCar“ kurvte ein Weltrekordhalter durch Bochum.

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Das Team des Leuchtturmprojekts "SolarCar" der Hochschule Bochum gilt als Vorreiter nachhaltiger Ingenieursarbeit. Gründungsvater Friedbert Pautzke, erster Professor für Elektromobilität in Deutschland, baute das Projekt ab 1999 mit Studierenden der Hochschule Bochum auf. Seitdem entstanden bis heute sieben von den Studierenden an der Hochschule Bochum selbst designte und gebaute Solarfahrzeuge.

Beim ersten Tag der offenen Tür nach der Pandemie konnten interessierte Besucher am Samstag einige der Solar-Autos bewundern und als Beifahrer testen. In einer Tiefgarage am Gropiusweg präsentierte der Verein "BOSolarCar" außer selbst gebauter Sonnenautos auch einen umgebauten pinkfarbenen Trabanten. In einzelnen Parkboxen richteten die Tüftler und Techniker Werkstätten zum Warten, Reparieren und Weiterentwickeln ein.

Aerodynamik der Solar-Autos entscheidet über Energieverbrauch

Die Testfahrt ließ sich auch die WAZ-Berichterstatterin nicht entgehen, zumal der gelbe Flitzer "SolarWorld GT" schon bei Ankunft ihren Weg kreuzte. Futuristisch mutet das Design an. Vor allem die tief auf der Straße liegende Karosserie lässt eine fast schwebende Fahrweise vermuten. Das hat etwas mit der Aerodynamik zu tun. "Sie sind tief, windschnittig und leicht und haben so einen niedrigen Energieverbrauch", erläutert Fabian Jung.

Die Effizienz des Zweisitzers zahlte sich aus: Das erste SolarCar aus Bochum mit Straßenzulassung umrundete in den Jahren 2011 und 2012 die Welt und heimste sich damit einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde ein für die längste allein mit Sonnenkraft gefahrene Strecke von 30.000 Kilometern.

Leihgabe ans Deutsche Museum: Solar-Auto ist innen mit Ananasleder und Hanf-Laminat ausgestattet

Fabian Jung ist Master-Ingenieur für Maschinenbau und war am Bau des 2017er-Modells "thyssenkrupp blue.cruiser" beteiligt. Das Vorzeige-Modell gewann nicht nur den Vize-Titel bei der "World Solar Challenge" in Australien, der Weltmeisterschaft für Solarautos. Seine ausgefeilte Technik plus nachhaltige Innenausstattung mit Ananasleder und Hanf-Laminat verleihen dem Sonnenauto aus Bochum Star-Appeal. Aktuell ist der schnittige Viersitzer für fünf Jahre an das Deutsche Museum in Nürnberg ausgeliehen.

Dennoch gab es beim Tag der offenen Tür jede Menge zu sehen. Einer der Besucher war Santino (13). "Ich habe selbst Erfahrung mit dem Modellbau von ferngesteuerten Autos und finde es interessant, hier Fragen zu stellen", so der Nachwuchs. Nachdem er sich ein Bild von den Karosserien gemacht hatte, durfte auch er einmal Platz nehmen.
Und der Blick nach innen ist abermals überraschend. Obwohl das Außendesign wie ein Raumschiff fasziniert, ist der Innenraum relativ simpel gehalten.

"Nicht erschrecken, es wird gleich laut. Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, haben wir zum Beispiel auf Dämmung verzichtet. Und wegen der Aerodynamik gibt es keine Rückspiegel, sondern Rückfahrkameras", informiert Pilot Matthias Drossel. Der 34-jährige Elektrotechniker berichtete von idealer Fahrstrecke über glatte Straßen nach Südfrankreich, den Zelten und Schlafsäcken im Stauraum hinter den Sitzen. Bei voller Batterie fuhren sie 500 Kilometer am Stück mit bis zu 120/140 km/h der Sonne entgegen. Wenn die Sonne sie begleitete kamen 200 bis 300 Kilometer on top.

Ehemalige Studierende der Hochschule Bochum gründeten Verein "BOSolarCar"

Seit 2020 hat der neu gegründete Verein von rund 45 ehemaligen Studierenden einen Vertrag mit der Hochschule Bochum geschlossen, um die Solar-Autos eigenständig in Betrieb und instand zu halten.

Der Verein konnte in einer von Vonovia bereitgestellten Garage die Werkstätten einrichten, wo in der Regel samstags an den Fahrzeugen gearbeitet wird. Informationen zum Verein unter: www.bosolar.de.