Bochum. Toto & Harry sind die bekanntesten Polizisten Bochums. In seinem neuen Buch übt „Toto“ Heim Kritik – das Buch wird nun rechtlich überprüft.

Das neue Buch des durch die TV-Sendung „Toto & Harry“ bekannt gewordenen Polizisten Torsten Heim sorgt nach wie vor für Wirbel. Erst prangert der Autor Missgunst und Neid bei Kollegen an, jetzt überprüft das nordrhein-westfälische Landesamt für Personalangelegenheiten (LAFP) die Inhalte des Buches dienstrechtlich.

Der Bochumer Polizeisprecher Frank Lemanis bestätigte am Mittwoch auf WAZ-Anfrage, dass das Landesamt Kontakt zum Präsidium aufgenommen habe. Zu den Vorwürfen des Hauptkommissars gegen Mitarbeiter und die Polizeiführung werde sich das Präsidium weiterhin nicht öffentlich äußern, so Lemanis.

Toto & Harry in Bochum: TV-Serie mit Top-Einschaltquoten

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„Ich hab’ ein loses Mundwerk, bin offen, ehrlich und geradeaus“, sagt Torsten Heim. In besagtem neuen Buch gibt der TV-bekannte Bochumer Polizeihauptkommissar jede Zurückhaltung auf. Einer Abrechnung gleicht „Totos“ Kritik an Kollegen und Vorgesetzten. „Ich stehe zu jedem Wort“, bekräftigt er gegenüber der WAZ.

Torsten „Toto“ Heim und Thomas „Harry“ Weinkauf gelten bis heute als die bekanntesten Polizisten Bochums, wenn nicht des Reviers. „Wir sind in Bochum, hier herrschen Recht und Ordnung“: In 80 Folgen hatten sie sich zwischen 2001 und 2009 von Sat.1 bei ihren Tag- und Nachtdiensten filmen lassen. Bis zu vier Millionen Menschen schauten damals zu. 2014 schickte Kabel Eins „Die Zwei vom Polizei­revier“ erneut in Serie – diesmal als „Kultcops“ mit Reportagereisen rund um die Welt.

Polizist prangert Missgunst und Neid an

In seinem jetzt erschienenen Buch „Vom Leben und vom Überleben“ erzählen „Toto“ und die Co-Autorin Alexandra Huß über Heims Kindheit und Jugend, seine beruflichen Anfänge, Episoden aus dem Polizeialltag und die Dreharbeiten, die Toto & Harry bundesweit zu Fernsehstars machten.

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Obwohl ihn damals der Polizeichef persönlich gebeten habe, für die TV-Serie zur Verfügung zu stehen, und es keinerlei Bezahlung oder sonstigen Vorteile gegeben habe, sei er im Kollegenkreis immer wieder angefeindet worden, schildert Heim. Der 59-Jährige prangert „Missgunst und Neid“ an, berichtet von „hinterhältigen Intrigen“ und „anonymem Mobbing“. Es habe auch Morddrohungen gegeben. „Und das kam nicht nur aus Reihen der Bevölkerung.“

Als „Kultcops“ reisten Toto & Harry 2014 für eine TV-Serie um die Welt. Hier sind sie in Florida.
Als „Kultcops“ reisten Toto & Harry 2014 für eine TV-Serie um die Welt. Hier sind sie in Florida. © Kabell Eins

59-Jähriger schreibt: „Wir sind noch lange nicht fertig“

Auch mit der Polizeiführung geht Heim hart ins Gericht. Als ungerechtfertigt empfindet er ein (inzwischen abgeschlossenes) Disziplinarverfahren, das nach einer Rede bei einem Truckertreffen 2020 mit umstrittenen Aussagen über Ausländer und Kriminalität eingeleitet wurde.

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Vor allem nach einer lebensbedrohlichen Erkrankung vor zwei Jahren sei er „traurig, das man bis heute nicht mit mir spricht, und das schon seit so langer Zeit“, so Heim im WAZ-Gespräch. In seinem Buch schreibt er: „Es gab und gibt mehrere Strömungen im Haus. Die eine davon versucht mich wegzureißen. Manchmal denke ich, dass es sich um Psychospielchen handelt.“ Aber: „Abgerechnet wird ja bekanntlich am Schluss. Ich kann den hohen Herren nur sagen: Wir sind noch lange nicht fertig. Ein paar Monate habe ich ja noch.“

Dienstzeit auf der Wache Südost endet im Februar 2024

Bis Februar 2024 dauert seine reguläre Dienstzeit. Die wolle er im Wach- und Wechseldienst auf der Wache Südost an der Universitätsstraße ordentlich und engagiert zu Ende bringen. Denn bei den meisten Bürgern sei er beliebt wie eh und je: „Sie wissen, wenn ich zum Einsatz komme, werden sie korrekt behandelt, es passiert was und es gibt Gerechtigkeit.“

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Auf seine Toto & Harry-Zeit mit Ex-Streifenpartner Thomas Weinkauf (der 57-Jährige ist inzwischen als Bezirksbeamter in Altenbochum unterwegs) blicke er mit Stolz zurück: „Es haben sich viele der Jüngeren erst bei der Polizei beworben, als sie uns im TV gesehen haben (...). Ich glaube, dass wir einige Jahre sehr viel Gutes für die Werbung der Polizei tun konnten. Das fing auf Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür an und hörte im TV bei Schmidt, Kerner und Lanz auf.“

„Vom Leben und vom Überleben“ heißt das neue Bochum von Torsten „Toto“ Heim.
„Vom Leben und vom Überleben“ heißt das neue Bochum von Torsten „Toto“ Heim. © Hansanord

Polizei will Vorwürfe nicht öffentlich kommentieren

Das Polizeipräsidium nimmt auf WAZ-Anfrage nicht zu den Vorwürfen Stellung. „Die Inhalte des Buches sind hier nicht bekannt“, erklärt Sprecher Frank Lemanis. Der Verfasser sei zwar nach wie vor aktiver Polizeibeamter in Bochum. Das Buch habe er aber „in seiner Eigenschaft als Privatperson veröffentlicht. Selbst wenn wir die Inhalte kennen würden, würden wir sie grundsätzlich öffentlich nicht kommentieren“.

Torsten „Toto“ Heim, „Vom Leben und vom Überleben“, Hansanord-Verlag, 20 Euro.