Bochum. Groß ist die Bestürzung über die Polizistenmorde in der Pfalz – auch beim TV-Polizisten „Harry“. In Bochum gab es am Montag eine Mahnwache.
„Da habe ich um mein Leben gebangt“, sagt Thomas „Harry“ Weinkauf. Mit Schrecken erinnert sich der Polizeihauptkommissar an seinen bislang gefährlichsten Einsatz – und trauert mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Bochum um die beiden Beamten, die vor einer Woche in der Pfalz mit unfassbarer Kaltblütigkeit ermordet wurden.
Zusammen mit Torsten „Toto“ Heim zählt Thomas Weinkauf zu den bekanntesten Ordnungshütern in Deutschland. Jahrelang fuhren sie ab 2002 als „Toto & Harry“ Spitzenquoten auf Sat 1 ein. 2014 und 2015 kehrte das Duo als „Kultcops im Ausland“ auf den Bildschirm zurück.
TV-Polizist „Harry“ erinnert sich an seinen gefährlichsten Einsatz
Mit 56 Jahren ist „Harry“ Weinkauf inzwischen als Bezirksbeamter (durchaus respektvoll auch „Dorfsheriff“ genannt) in Altenbochum unterwegs. Ein vergleichsweise gefahrloser Job. Doch die Risiken, die der Wach- und Wechseldienst an jedem Tag, in jeder Nacht mit sich bringt, sind dem Bochumer noch allzu präsent. Vor allem ein Einsatz in den 90er Jahren.
„Wir wurden zu einer Ruhestörung gerufen. Das klang zunächst nach Routine“, schildert Weinkauf. In der Wohnung seien sein Kollege und er auf einen stark betrunkenen Mann, den „Störer“, gestoßen. „Plötzlich und ohne jede Vorwarnung tickte der Kerl aus.“ Mit einem Messer, „gut 30 Zentimeter lang“, sei er im Korridor auf die Beamten zugestürmt.
Messer und Schusswaffen sind eine tägliche Bedrohung
„Wir haben damals zum Glück die richtige Entscheidung getroffen“, berichtet Weinkauf. Für das Ziehen der Dienstwaffe hätte die Zeit womöglich nicht mehr ausgereicht. „Wir traten die Flucht an und konnten uns in den Hausflur retten. Das war verdammt knapp.“
Messer, aber auch Schusswaffen seien bei Straftaten heute immer häufiger im Spiel, beobachtet Weinkauf. „Auf der Straße ist es für uns Polizeibeamte noch gefährlicher geworden. Die Hemmschwelle zur Gewalt ist bei vielen Menschen deutlich gesunken. Es gibt immer häufiger brenzlige Situationen.“
Waffen-Kontrolle kann jederzeit gefährlich werden
Entsprechend vorsichtig gelte es zu agieren. Auch als Bezirksbeamter. „Zu meinen Aufgaben gehört das Kontrollieren von Waffen“, sagt Weinkauf. „Dafür muss ich in die Wohnungen der Waffenbesitzer.“ Bisher sei alles gut gegangen. „Aber man kann den Leuten immer nur vor den Kopf gucken.“
„Bestürzt“ sei er über die Morde in Rheinland-Pfalz. „Wir bei der Polizei sind eine große Familie. Bei solchen Taten ist man deshalb auch persönlich tief betroffen. Das geht bei allen Kolleginnen und Kollegen weit über Mitgefühl und Anteilnahme hinaus“, weiß Weinkauf.