Bochum-Süd. Die aktiven Spieler über 80 Jahre des TC Bochum-Süd geben Einblick in ihr Fitnessgeheimnis – nicht alleine der Sport ist wichtig.
Der Tennisfieber Anfang der 1970er Jahren packte Werner Lerch (82) und Dieter Besse (82). Sie gehörten im Oktober 1972 zu den Gründungsmitgliedern des Tennisclubs Bochum-Süd. Die beiden wollten damals unbedingt Tennis spielen, genauso wie ihre Vereinskollegen: Siegfried Sommer (87), Wilfried Schmieding (89), Heinz Bahn (86) und Erich Gehrke (85).
Es klingt verrückt, aber die sechs Senioren stehen bis heute wöchentlich miteinander auf dem Platz. Sie spielen zu viert im Doppel, sodass zwei Mitspieler an manchen Spieltagen Pause haben.
Hintergrund des Tennisbooms war damals die so genannte "Open Era" ab 1968. Der Tennissport wandelte sich. Profis wurden erstmals zu Turnieren zugelassen und das Ballspiel gewann großes Interesse in der Bevölkerung. Galt Tennis lange als elitärer Sport der gehobenen Gesellschaft zur Ertüchtigung und Erziehung, entwickelte es sich zunehmend zum Breitensport. Wobei der Tennissport, durch hohe dreistellige Aufnahmegebühren und langen Wartelisten in den Vereinen, auch noch in den 1970er Jahren eine gewisse Exklusivität ausstrahlte.
Engagement für den Verein und gesellschaftliches Miteinander spielt bis heute eine große Rolle im Leben
Zum Staunen ist es allemal, wie die Altvorderen des TC Bochum-Süd den Ball mit ruhiger Kraft fokussieren und über das Netz heben. Am liebsten spielen sie draußen auf Sand, weil es Gelenk schonender ist. Doch im Winter bleibt eben nur die Halle. "Der Antritt ist schon langsamer geworden", sagt Werner Lerch. Gegen zwickende Knie schwört der 82-Jährige auf Hyaluronsäure-Spritzen.
Und für die allgemeine Fitness hat jeder der Herren seinen Plan: Der ehemalige Personalleiter Dieter Besse geht seit 15 Jahren zum Rehasport und der pensionierte Zahnarzt Dr. Erich Gehrke schätzt den Skilanglauf. Wandern steht bei vielen hoch im Kurs. Doch keinem der Herren wurde der Tennissport in die Wiege gelegt. Alle haben erst mit über 30 bis über 40 angefangen. "Ich weiß noch, wie ich als Kind durch den Zaun beim Tennis zugeschaut habe", erinnert sich Heinz Bahn, der beruflich als Meister im Opel-Presswerk tätig war.
Es sind Männer, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Alle blicken auf ein erfolgreiches Berufsleben zurück. Siegfried Sommer etwa war als Bauingenieur unterwegs, was ihn nicht daran hinderte, acht Jahre den Vorsitz des TC Bochum-Süd zu übernehmen. "Morgens war ich dienstlich noch in St. Petersburg und abends habe ich im Verein die Jahreshauptversammlung geleitet", schildert der 87-Jährige.
Das gesellschaftliche Miteinander steht an erster Stelle, Vereinskollegen im Tennisclub kennen sich seit Jahrzehnten
Sie waren mal zwei Gruppen. Früher hatten sie auch eine Mannschaft, die bei Turnieren mitmischte. Mittlerweile sind einige Vereinskollegen gestorben. Werner Lerch, früher Pressesprecher bei der Stadt Bochum, hält eine aktuelle Trauerkarte hoch. Wieder wird ein Mitspieler zu Grabe getragen. Doch die Senioren, von denen einige verwitwet sind, lassen sich nicht hängen. "Wir machen irgendwie weiter", sagt Lerch. Zusammen beim Pils erscheint es auch leichter, so der Eindruck im Clubhaus des TC Bochum-Süd. Die Herren kennen sich seit Jahrzehnten und schätzen das Miteinander. Das Plaudern im gemütlichen Clubhaus gehört genauso dazu wie das Doppelspiel auf dem Platz.
Konditionen für Mitgliedschafft im TC Bochum-Süd
Für die Aufnahme im Tennisclub Bochum-Süd fällt keine Aufnahmegebühr an. Ein erwachsenes Vollmitglied zahlt 220 Euro Jahresbeitrag, Ehepartner 180 Euro, Jugendliche unter 14 zahlen 65 Euro, unter 18 Jahren 100 Euro, Azubis und Studenten über 18 zahlen 150 Euro (ohne Trainerstunden).