Bochum. Werden Wasser, Limo und Bier wegen Kohlensäure-Mangels teurer? Viele Produzenten sind besorgt. Die Brauerei Fiege aus Bochum aber nicht.
Viele Brauereien und Getränkehersteller klagen über den Kohlensäure-Mangel in Deutschland, die Getränke würden teurer, es drohe gar ein Produktionsstopp bei Bier, Mineralwasser, Limonade und Co., so heißt es aus Branchenkreisen.
Bei Bochums Traditionsbrauerei Fiege sieht man dem Problem jedoch recht gelassen entgegen und beschwichtigt: „Die Familienbrauerei Moritz Fiege hat aktuell keinen Engpass, auch dank einer eigenen CO2-Rückgewinnungsanlage, sagt Carla Fiege auf Nachfrage dieser Redaktion. Dennoch sei es derzeit geboten, regelmäßig und frühzeitig die Beschaffungssituation im Auge zu behalten.
Zum Hintergrund: Wegen der Gaskrise haben viele Düngemittelproduzenten ihre energieintensive Produktion eingestellt, dabei fällt aber als Abfallprodukt Kohlensäure an. Die ist nun viel weniger vorhanden – und dementsprechend teurer.
Brauer-Bund nennt Entwicklung „besorgniserregend“
Der Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, nannte die Entwicklung besorgniserregend. Brauereien benötigen Kohlensäure vor allem, um Tanks, Flaschen und Fässer „vorzuspannen“, damit das Bier beim Füllen nicht mit Luft in Kontakt komme.
Bereits seit 1984 ist die CO2-Rückgewinnungsanlage bei Fiege in Betrieb – also vollkommen unabhängig von Ukraine-Krieg und Energiekrise. „In der Anlage wird die während des Prozesses der alkoholischen Gärung natürlich entstehenden Kohlensäure aufgefangen, um diese im späteren Brauprozess wieder zu verwenden“, so heißt es auf Nachfrage von Fiege. Auch andere Brauereien in Deutschland setzen auf so ein Verfahren – und stehen dem CO2-Mangel recht gelassen gegenüber.
Firma Herzog Mineralbrunnen aus Bochum-Riemke sieht „gravierendes Problem“
Ganz anders sieht es beim Mineralwasser-Produzenten Herzog Mineralbrunnen in Bochum-Riemke aus. An der Riemker Straße 75-87 werden Mineralwasser in den Sorten „classic“, „medium“ und „naturell“ sowie verschiedene Fruchtsäfte und Limonaden produziert. „Für uns ist der Kohlensäure-Mangel ein gravierendes Problem“, sagt Ralf Schäfer (55) als geschäftsführender Gesellschafter. „Wir können überhaupt nicht einschätzen, wie lange das noch so geht. Wir sind zwar im engen Dialog mit unseren Lieferanten, aber auch die können ja schlecht Auskunft geben.“
Viele Lieferanten würden nun aus Not aufs Ausland ausweichen. Dort gebe es zwar noch Ware, aber der Einkauf habe auch gleich mehrere Nachteile. „Die Fracht bis nach Deutschland sei teurer und die von den Firmen benötigten Mengen seien dort nicht vorhanden.
Bei seinen Kundinnen und Kunden seien Getränke mit viel Kohlensäure besonders beliebt. Und: „Ohne Kohlensäure können wir auch gar nicht abfüllen“, sagt Ralf Schäfer. Er rechnet damit, dass die Getränke seiner Firma auch teuerer werden. „Wir verbrauchen in der Produktion viel Energie. Auch diese Mehrkosten werden wir schlucken müssen. Wir werden auf jeden Fall im Endverkauf mehr Geld für den Kasten Wasser verlangen müssen.“ Wie hoch die Preissteigerungen konkret werden, das sei aber noch gar nicht absehbar.