Bochum. Auf 500 m² testet die Stadt Bochum „Moderne Arbeitswelten“. So oder ähnlich soll die Verwaltung im Viktoria-Karree künftig organisiert sein.
Wenn im Frühsommer 2023, also im nächsten Jahr, rund 820 städtische Beschäftigte, immerhin ein Viertel aller in Büros arbeitenden, an den neuen Verwaltungsstandort ins Viktoria-Karree umziehen, dann tun sie das nicht unvorbereitet. Seit Anfang Juli lernen die Mitarbeitenden auf einer Testfläche ihre neuen und modernen Arbeitsflächen kennen.
Im Gebäude der Viactiv-Krankenkasse sind dafür extra auf rund 500 Quadratmetern Möbel und verschiedenste Accessoires für eine Verwaltung der Zukunft installiert worden. Etliches Mobiliar ist übrigens in der städtischen Schreinerei hergestellt worden. So oder ähnlich werden vom zweiten Quartal an im Viktoria-Karree, dann aber auf rund 15.000 Quadratmetern, die auf viereinhalb Etagen verteilt sind, Büros ausgestattet.
Untergebracht werden in dem neuen Quartier folgende Fachbereiche: Bußgeldstelle des Rechtsamtes, Ordnungsamt, Teile des Jugendamtes, Amt für Soziales, Referat für Sport und Bewegung, das kommunale Integrationszentrum, Referat für Gleichstellung, Familie und Inklusion, das Familienbüro und das kommunale Integrationszentrum.
Keine klassische Zellenstruktur mehr
Damit dieser Übergang von „der Zellenstruktur“ wie das klassische Verwaltungsbüro mit im Schnitt zwei bis drei Mitarbeitern funktioniert zu den „Modernen Arbeitswelten“ möglichst reibungslos über die Bühne geht, wurde bereits 2019 eine Projektgruppe unter der Leitung von Simone Russo und Stefan Wissmann gegründet. „Es geht darum, in dieser Testphase herauszufinden, wie wir in Zukunft arbeiten möchten. Was ist aktivitätsbasiertes Arbeiten, wie sichern wir Flexibilität, was ist ‘Desk-Sharing’, um ein paar Elemente zu nennen“, sagt Stefan Wissmann.
Auf der Test-Bürofläche stehen zwei überdimensionale Glasvitrinen, von denen die kleinere entfernt an eine Telefonzelle erinnert, die andere an ein gigantisches Aquarium. Die kleinere ist tatsächlich so etwas wie eine Telefonzelle, gedacht für vertrauliche Telefongespräche. Das „Aquarium“ ist übrigens ein geschützter Raum, in dem zwei Personen sprechen können, ohne andere zu stören - ein sogenannter „Think Tank“.
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Auch wenn in diesem Zusammenhang der Ausdruck „Großraumbüro“ nicht gern gehört wird, ist es doch ein großer Raum, in dem viel mehr Menschen zusammenkommen, als bisher. Dies ist auch dem Personalratsvorsitzenden Uwe Schmidt, der von Beginn an in den Prozess mit eingebunden ist, aufgefallen. „Im Viktoria-Karree wird es eine eigens abgestimmte Akustik geben, im Gegensatz zu dieser Testfläche“, erklärt Simone Russo.
Es gibt auch Vorbehalte gegen die neue Struktur
Gleichzeitig räumen die Projektleiter ein, dass es durchaus Vorbehalte aus den betroffenen Ämtern gibt. „Ja, es gibt Leute, die sich das noch nicht für sich vorstellen können“, sagen beide. Um auf Ängste oder Sorgen, die manchmal auch aufgrund mangelnder Informationen bestehen, einzugehen, gibt es Sprechstunden und eine sogenannte „Resonanzgruppe“.
Zwar gebe es das „Clean-Desk-Konzept“, also keine festen Arbeitsplätze. Gleichzeitig haben die Mitarbeiter jedoch persönliche Schließfächer, jeder und jede soll eine Art Tasche für persönliche Gegenstände bekommen. Außerdem dürfen sie Einfluss nehmen auf farbliche Akzente oder auch Wandschmuck wie Bilder oder Fotos.
Großes Interesse am Testzentrum
Das Interesse aus den betroffenen Verwaltungsbereichen ist riesig groß: Bis März kommenden Jahres sind sämtliche jeweils dreiwöchige Testintervalle ausgebucht. Bis dahin hat zumindest jeder, der sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, die Gelegenheit, sie sich einmal anzuschauen, die „modernen Arbeitswelten“, die einmal die Amtsstuben, wie sie sich heute noch im Rathaus oder andern städtischen Verwaltungsstellen finden, ablösen sollen.