Der warme Juli und der heiße August setzten dem Mais zu. Der Bochumer Landwirt Achim Heinrichs berichtet, was das für seine Pflanzen bedeutet.

Fast alle Maisblätter sind braun und trocken. In Kürze erntet Achim Heinrichs auch sein Feld in Sevinghausen ab. Denn ein Teil der Körner liegt bereits im Speicher auf seinem Hof Hinderfeld. Viel zu früh, wie der Landwirt weiß. Im April säte er auf 20 Hektar Körnermais aus. Und eigentlich wäre der erst in vier Wochen fällig gewesen. Doch der trockene Sommer hat Folgen für die Frucht. "Ich bin der Ansicht, im Juli hätte der Mais etwas mehr Regen vertragen. Für die Befruchtung braucht er Wasser", schildert der Landwirt.

Wetterdienst bestätigt trockenen Sommer

Nachdem die Pollen aus der Rispe der männlichen Blüte hinab gerieselt waren, über das Feld verwehten und an den klebrigen Fäden der weiblichen Blüte hängenblieben, schien die Sonne definitiv zu viel. Das bestätigt auch der Deutsche Wetterdienst: "Insgesamt fiel der Juli 2022 deutlich zu warm, erheblich zu trocken sowie sehr sonnig aus." 240 Sonnenstunden verzeichnete Nordrhein-Westfalen.

Die Folge zeigt Heinrichs an der etwas verkümmerten Spitze des Maiskolbens, an der sich keine Körner ausgebildet haben. Und auch die früh vertrockneten Blätter sind ein Symptom geschwächter Pflanzen. "Je länger eine Pflanze grün und vital ist, desto länger kann sie Fotosynthese machen, was nichts anderes heißt als Ertragsbildung", erläutert Heinrichs weiter.

Tiefgründige Lössböden erweisen sich bei Trockenheit als Vorteil für die Maisernte

Leider setzte der August noch einen darauf. Das Fazit des Deutschen Wetterdienstes lautet: "NRW meldete den wärmsten und den trockensten August seit Messbeginn. Verbreitet war der Rhein bis auf die Fahrrinne trockengelegt."
Für den Mais bedeutete das den Turbogang. "Der Abreifeprozess ist viel zu schnell vonstattengegangen. Ganz verkümmert ist er nicht, aber tendenziell kleiner", erläutert Heinrichs. Genau beziffern kann der Landwirt die erwartbaren Einbußen noch nicht, schätzen schon. Aktuell geht er von etwa 20 Prozent weniger Maisertrag aus.

Ein Glück in der Region seien die tiefgründigen Lössböden. Sie könnten viel Wasser nachliefern, solange noch genug Grundwasser vorhanden sei, so der Fachmann weiter. Eine Bewässerung der großen Flächen ist für Achim Heinrichs keine Option. "Keine Chance, wo soll das Wasser herkommen und dazu benötigt man Technik. Es muss ja wirtschaftlich bleiben", so Heinrichs.

Kartoffelernte ist noch abzuwarten – weniger Pilzbefall, aber flachere Wurzeln

Große Sorgen macht sich der Landwirt aktuell nicht um den Mais. Denn die Getreideernte ist abgeschlossen und lief gut, besonders beim Raps, der bei Heinrichs schädlingsfrei zur Blüte kam. Grundsätzlich bleibt die Erntezeit für ihn eine schöne Zeit im Jahr des Landwirtes. Wenn er auf seinen vier Meter hohen Mähdrescher steigt, sei ihm das eine Freude, sagt er und scherzt: "Die Ernte ist immer die Bestätigung der Arbeit. Die Pflanzen wachsen ja nicht einfach so."

Bald holt Heinrichs noch seine Lagerkartoffeln aus dem Boden. Bei dem Erdapfel verhält es sich so: Durch wenig Feuchtigkeit entwickeln sich nicht so schnell Pilzkrankheiten. Andererseits wurzeln sie nicht sehr tief. Sie brauchen demnach auch Wasser von oben. Aber mit etwas Glück kann er dann wieder die erfahrungsgemäß wohlschmeckenden Kartoffeln in seinem Hofladen verkaufen.

Ähnliche Tendenz in ganz NRW

In diesem Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen (NRW) bislang 3,93 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Das sind rund elf Prozent mehr als noch 2021.

Erträge von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben werden in NRW und vielen anderen Regionen wegen der Sommerhitze voraussichtlich geringer ausfallen.