Bochum-Altenbochum. Das Tofuhaus ist innerhalb von Bochum umgezogen. Familie Lee hatte eigentlich andere Pläne. Ausgerechnet wegen Corona gibt es nun einen Neustart.

Das Telefon stand einfach nicht still. „Wann gibt es wieder Feuertofu?“, wollten die Anrufer wissen. Manche beließen es nicht beim Griff zum Telefonhörer, sie schauten glatt bei den Lees persönlich vorbei. „Das war Wahnsinn, mehrere Leute standen bei uns vor der Haustür und fragten nach Feuertofu“, sagt He-Cha Lee und lacht. Nun gibt’s eine gute Nachricht für alle Fans des Tofuhaus in Bochum-Altenbochum: Die Inhaber öffnen bald wieder ihre Türen. Allerdings an einem neuen Standort und mit einem neuen Konzept.

Bochum: Beliebtes Tofuhaus in Altenbochum öffnet wieder – mit neuem Konzept

Dafür haben die Lees seit Januar 2021 den ehemaligen „Altenbochumer Hof“ an der Wittener Straße 236 umgebaut. Dass He-Cha Lee und ihr Mann Woo-Gul diesen Schritt mit über 70 Jahren noch wagen, haben ihre beiden Söhne kritisch beäugt. Dabei hatte einer der beiden, der evangelische Pfarrer Sam Il, seinen Eltern den Rat gegeben, das, was sie im Leben machen möchten, besser heute als morgen zu verwirklichen. „Wir haben deshalb nach mehr als 30 Jahren unser ehemaliges Geschäft an der Wittener Straße 224 geschlossen und wollten eine Weltreise machen“, berichtet He-Cha Lee. Westküste der USA, Israel, Donau-Rundfahrt – all das war schon geplant.

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„Wirklich geklappt hat dann nur die Amerika-Reise, weil Corona dazwischen kam“, bedauert die Bochumerin. Dreimal haben ihr Mann den Israel-Trip neu gebucht – und dreimal storniert. „Dann haben wir es irgendwann aufgegeben“, sagen die beiden. Nicht aber, um zu resignieren. Sondern, um etwas anderes zu machen, was sie schon immer mal machen wollten. „Wir eröffnen einen Imbiss nur mit unseren Spezialitäten“, kündigen die Lees jetzt für Anfang Oktober an.

Das heiß begehrte Feuertofu ist natürlich mit von der Partie. „Das ist eine Art Gulasch aus Tofu, das mein Mann selbst erfunden hat“, erklärt He-Cha Lee. Selbst herstellen wollen sie außerdem etwa Kimchi, einen asiatischen Weißkohlsalat, Frühlingsrollen, Sushi und Tofu. „Die Kegelbahn im Keller weicht unserer Tofu-Produktion“, erklärt die Inhaberin.

Tofuhaus in Bochum: Auf der früheren Kegelbahn wird Tofu gemacht

Ohnehin ist der frühere Altenbochumer Hof kaum wiederzukennen. Die Einrichtung haben die Lees komplett auf den Kopf gestellt und rustikalen, asiatischen Flair einziehen lassen. „Unser veganes und vegetarisches Bistro wird wie eine Art Kantine funktionieren“, erklärt Lee.

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Mit einem Tablett könne man an der Theke bestellen, dann bezahlen und sich im Anschluss einen Platz suchen. „Im Biergarten dekorieren wir mit Sonnenschirmen und wollen auch dort einen kleinen Stand installieren, auf dem Bratlinge direkt heiß geholt werden können“, kündigt sie an. Auch die Option, Essen mitzunehmen gibt es beim Tofuhaus, das seinem Namen treu geblieben ist. Nur ein neuer Schriftzug ziert das Bistro.

Tofuhaus in Bochum schwört auf GGG-Philosophie

„Ich wurde, gerade von älteren Menschen aus dem Stadtteil, schon gefragt, ob wir auch Eintopf zum Mitnehmen anbieten“, erzählt Lee. Sie konnte bejahen: Alle Speisen sind auch To-Go. „Unsere Philosophie kann man GGG nennen: gut, gesund, günstig“, sagen die Gastronomen. Die gläubigen Christen sind überzeugt, dass gesunde Ernährung auch der Seele gut tut. Zu teuer dürfe es nicht sein. „Natürlich müssen wir auch etwas verdienen, aber da wir keine Bedienung anbieten, sondern nur einen Imbiss, sind die Gerichte nicht so teuer“, verspricht Lee.

Aus Altenbochumer Hof wird Tofuhaus

Das Tofuhaus an der Wittener Straße 236 soll voraussichtlich Anfang Oktober eröffnen. Nach aktuellem Stand sind die Öffnungszeiten dienstags bis samstags von 12 bis 20 Uhr. Abweichungen sind möglich.

Der Altenbochumer Hof, das Vorgänger-Restaurant, hatte 2021 geschlossen. Die Wirte wagten aber einen Neuanfang mit „Emmas Restaurant“ in der Bochumer Innenstadt (Hellweg 28-30)

Zur Kundschaft der Lees gehören vor allem Stammkunden, sie hoffen aber, auch neue Fans zu gewinnen. Die Gäste sind den Lees ziemlich ans Herz gewachsen, schließlich stiegen sie auf Kundenwunsch einst ins Bio-Geschäft ein. Anfangs wussten die Inhaber nämlich gar nicht, was „dieses bio“, nach dem Kunden in ihrem Laden für asiatische Lebensmittel immer wieder fragten, überhaupt sein soll. Sie informierten sich und erfüllten die Kundenwünsche – in einem solchen Ausmaß, dass zuletzt 90 Prozent des Sortiments aus Bio-Lebensmitteln bestanden. „Für unsere frischen Gerichte verwenden wir keine Geschmacksverstärker und auch keine Zusatzstoffe, wie es in asiatischen Restaurants häufig der Fall ist“, sagt He-Cha Lee.

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Bis zu einem Alter von 80 Jahren wollen sie und ihr Mann das Bistro führen. „Das macht uns einfach Spaß“, sagt das Ehepaar. Wenn das irgendwann nicht mehr so sein sollte, oder die Arbeit doch zu anstrengend ist, hoffen die Lees, dass ihr zweiter Sohn Interesse am Bistro hat. „Er hat ostasiatische Wirtschaft studiert und arbeitet aktuell woanders“, verrät Lee. Vielleicht ändert sich das ja noch. Denn mit 80 wollen die Lees einen zweiten Anlauf für ihre Weltreise wagen.