Bochum. Der Bochumer ADFC-Vorsitzende Klaus Kuliga sieht bei dem geplanten Radschnellweg durch das Ruhrgebiet Schwierigkeiten im Westpark voraus. Er glaubt, dass die in einer Machbarkeitsstudie angedachte Trassenführung durch Bochum „so nicht machbar ist. Erst recht vor dem Hintergrund, dass das ein Pilotprojekt werden soll“.

Klaus Kuliga ist viel mit dem Rad unterwegs. Er macht das gerne und bisweilen auch qua Amt. Er ist Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs Deutschland Bochum. Fährt er Rad in der Stadt, ist er immer auch auf der Suche nach Gefahrenpunkten für Radfahrer. „Ich versuche die Strecken aus den Augen eines zehn- bis zwölfjährigen Kindes zu betrachren“, sagt er. „Wenn Kinder die Strecken problemlos bewältigen können, ist alles gut.“ Beim Radschnellweg ist nicht alles gut.

2020 soll er bereits fertig sein. und soll auch die Städte Essen, Bochum und Dortmund verbinden. „Das wäre gut für die Nahmobilität“, sagt Kuliga. „So eine Verbindung fehlt bislang.“ Auch den Zeitrahmen der Fertigstellung findet er gut, wenn auch „etwas ambitioniert. Aber dadurch kommt dann hoffentlich auch Schwung in die Sache“. Schwung, den er auch gar nicht bremsen will. Er glaubt aber, dass die in einer Machbarkeitsstudie angedachte Trassenführung durch Bochum „so nicht machbar ist. Erst recht vor dem Hintergrund, dass das ein Pilotprojekt werden soll. Da darf man nicht von Beginn an Einschränkungen hinnehmen. Das wäre kein Qualitätssprung“. Oder wie er es an anderer Stelle bereits gesagt hat: dann würde aus dem Rad-Schnell-Weg stellenweise ein Rad-Schleich-Weg.

Ortsbegehung an der Erzbahnschwinge

Was er meint wird bei einer Ortsbegehung klar. Die Erzbahnschwinge – eine Brücke, die über die ehemalige Erzbahn führt –, bietet gerade einmal Platz für zwei Radfahrer nebeneinander. Sie bietet aber eben nicht den erforderliche Platz für die beim Radschnellweg durchgängig angedachte Trennung von Fußgängern und Radfahrern. Sie ist schlicht zu schmal.

Kuliga hätte als „weitgehend höhengleiche und kreuzungsarme Alternativtrasse“ eine „Aktivierung“ der Straße Am Marbach. Sie wäre durch eine Rampe zu erschließen, der Radschnellweg könnte dann parallel zum Marbach zur Gahlenschen Straße geführt werden.

Den Planern beim RVR sind die Probleme auf Bochumer Boden bekannt. „Die Menschen, die sich bei uns um die Umsetzung kümmern“, sagt RVR-Pressesprecher Jens Hapke, „sind selber passionierte Radfahrer. Die achten schon darauf, dass es für die Radfahrer funktioniert.“ An besagter Stelle seien sich die Planer durchaus bewusst gewesen, „dass die Erzbahntrasse eine Engstelle ist. Das haben wir ganz bewusst in Kauf genommen, weil wir den Westpark und die Jahrhundert-Halle als Attraktion erhalten wollen“.

100 Kilometer für 183,7 Millionen Euro

Der rund 100 Kilometer lange Radschnellweg Ruhr soll u.a. die Städte Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Hamm miteinander verbinden. Er wäre der erste regional bedeutsame Radschnellweg in Deutschland.

In der Machbarkeitsstudie sind Investitionen in Höhe von 183,7 Millionen Euro vorgesehen. 2020 soll er fertig sein. Der RVR besteht dann 100 Jahre.

Gleichwohl sei die Streckenführung nicht in Stein gemeißelt. „Wir haben bereits Gespräche mit der Stadt geführt und werden weitere führen“, sagt Hapke. „Wir beschäftigen uns auch mit alternativen Linienführungen.“ Eine davon könnte die von Klaus Kuliga sein.

Der Radschnellweg Ruhr ist zu teuer für Bochum 

Das Projekt Radschnellweg wird vielerorts sehr positiv aufgenommen. Da aber geplant ist, dass sich die Kommunen an der Finanzierung beteiligen, äußert die CDU-Fraktion der Stadt auch Bedenken und fordert Geld von Bund und Land für den Radschnellweg. CDU-Ratsmitglied Dirk Schmidt sagt: „Der Radschnellweg Ruhr ist zu teuer für Bochum.“ Grundsätzlich sei ein Radschnellweg durch die Metropole Ruhr und damit mitten durch Bochum eine gute Idee. „Allerdings sichert die grundsätzliche technische Machbarkeit noch nicht die Finanzierung. Die Stadt kann sich den Bau der Trasse nicht leisten. Die 17 km durch Bochum sollen rund 28 Millionen Euro kosten, also etwas mehr als anderthalb Millionen pro Kilometer. Das halte ich für unverantwortlich angesichts der leeren Stadtkasse. Und in den Nachbarstädten steht es um die Finanzen auch nicht besser. Es müsste jetzt zunächst geprüft werden, in welchem Umfang sich der Bund und insbesondere das Land sich an der Realisierung beteiligen. Die mittelfristige Finanzplanung der rot-grünen Landesregierung bis 2017 enthält aber gar keine Pläne für Radschnellwege.“

WAZ-Leser Karl-Martin Lucks begrüßt ebenfalls das ein Radschnellweg geplant ist. Seiner Meinung nach aber stehe zu befürchten, dass ein derartiges Prestigeobjekt dazu führt, dass der Ausbau des ohnehin schlechten Fahrradnetzes in Bochum darunter leidet. „Sollte der Radweg aus einem entsprechend separaten Topf finanziert werden, der extra dafür vorgesehen ist, ist nichts gegen einen solchen Radweg einzuwenden.“

Es sei sicher in den vergangenen Jahren schon einiges zum Ausbau Radwegenetzes gemacht worden. Aus seiner Sicht fehlen aber insbesondere an den großen Ausfallstraßen durchgehende Radwege. „Der Radfahrer, der die Hattinger Straße von Hattingen nach Bochum und umgekehrt nimmt, hat ähnliche Probleme mit ständig endenden Radwegen. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn der Radweg als Parkplatz genutzt wird.“