Bochum/Palma de Mallorca. Ein Traumurlaub wird zum Alptraum: Ein Bochumer brach sich auf Mallorca mehrere Halswirbel. Ihm droht der Rollstuhl. Es gibt eine gute Nachricht.
Sie wollten seinen beruflichen Neustart feiern, eine Woche ausspannen, Spaniens Sonne genießen. Doch der Traumurlaub auf Mallorca wurde zum Alptraum. Nach einem Badeunfall musste Ruslan Ruslichenko einen Monat in einer Klinik in Palma behandelt werden. Erste Diagnose: Querschnittslähmung. Am Dienstag kann der Bochumer nach Deutschland ausgeflogen werden – dank einer Spendenaktion.
Badeunfall auf Mallorca: Rutschpartie findet furchtbares Ende
Es ist der 20. Juli, der das Leben der Familie Ruslichenko auf einen Schlag verändert. Am Vortag sind die drei Harpener auf Mallorca gelandet: Ruslan, der aus der Ukraine stammt, seit fünf Jahren in Deutschland lebt, überglücklich ist, seit Juni als Küchenbauer bei Möbel Hardeck zu arbeiten, und in El Arenal auf seinen 49. Geburtstag am 24. Juli anstoßen will; seine Ehefrau Ewgenija (38), auch sie eine Ukrainerin, auch sie bei Hardeck beschäftigt; und der dreijährige Sohn, der sich riesig auf Strand und Meer freut.
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Gegen 18 Uhr ist die Familie auf einem Tretboot unterwegs, ein Modell mit aufgebauter Rutsche. Ewgenija und Elias klettern hinaus ins seichte Meer. Das Wasser nah am Strand ist nicht tief. Das schätzt Ruslan offenbar falsch ein. „Er rutschte auf dem Bauch, mit dem Kopf nach vorn, vom Boot herunter“, schildert Lena Schulmann, eine enge Freundin der Familie.
Bochumer wimmerte: „Ich kann meine Beine nicht mehr spüren“
Ruslan knallt mit dem Kopf auf den Boden, womöglich gegen einen Felsen. Regungslos bleibt er im Wasser liegen. Ewgenija eilt zu ihrem Mann. Der wimmert: „Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.“
Rettungsschwimmer tragen Ruslan an den Strand. Ein Notarztwagen bringt ihn in eine Klinik. „Er wurde sieben Stunden operiert. Fünf der sieben Halswirbel waren deformiert, vermutlich gebrochen. Für zehn Tage wurde er ins künstliche Koma versetzt. Vor vier Tagen wurde ein Luftröhrenschnitt vorgenommen“, berichtet Lena Schulmann. Es drohe eine Querschnittslähmung, ein Leben im Rollstuhl.
Ewgenija und ihr Sohn bleiben die ganze Zeit auf Mallorca: erst im Hotel, danach in einer kurzfristig angemieteten Wohnung. Täglich ist Ewgenija in der Klinik, spricht ihrem Mann Mut zu.
Familie verzweifelt – Freunde in Bochum starten Spendenaktion
Derweil starten Freunde in Bochum eine Spendenaktion. Auf zwei Online-Portalen wird um Hilfe gebeten. „Die Familie ist total verzweifelt. Ich appelliere an das menschliche Mitgefühl“, heißt es dort.
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Geld wird dringend gebraucht. Denn das Ehepaar hat es versäumt, für wenige Euro eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. „Eigentlich ist Ruslan ein vorsichtiger Mensch“, sagt Lena Schulmann. „Aber er hätte nie gedacht, dass im Urlaub etwas passieren könnte.“
Rücktransport nach Düsseldorf ist für Dienstag geplant
Der Spendenaufruf stößt auf große Resonanz. 24.000 Euro werden benötigt. „Die hat das DRK uns in einem Kostenvoranschlag für den Krankentransport genannt“, so die Freundin. Binnen drei Wochen ist die Zielsumme erreicht. „Dafür sind wir alle unendlich dankbar.“
Spendenaktion für Bochumer Familie läuft weiter
Die Kosten für den Rücktransport des Bochumer Familienvaters sind zwar gedeckt. Die Spendenaktion laufe aber weiter, betont Lena Schulmann.
Geld werde vor allem für eine neue, behindertengerechte Wohnung benötigt. Derzeit lebe die Familie im siebten Stock eines Hochhauses in Harpen, berichtet die Freundin.
Wer helfen will: Auf www.spendenseite.de unter „Kampagne suchen“ die Stichworte Badeunfall/Rücktransport eingeben.
Für den heutigen Dienstag ist der Rücktransport in einem Spezialflugzeug von Palma nach Düsseldorf vorgesehen. Auch Ewgenija und ihr Sohn werden bis zum Abend in Bochum zurückerwartet. Ruslan wird im Bergmannsheil intensivmedizinisch weiterbehandelt, das mit seiner Chirurgischen Universitätsklinik auf die Versorgung von Wirbelsäulen- und Rückenmarkverletzungen spezialisiert ist. Bis zu 160 neue Patienten jährlich werden aufgenommen.
Bergmannsheil warnt auch vor Unfällen beim Obstpflücken
Zum Zustand von Ruslan Ruslichenko vermag der Leitende Arzt Dr. Mirko Aach noch nichts zu sagen. Badeunfälle zählten jetzt im Sommer aber zu den häufigsten Ursachen von schwersten Rückenmark-Verletzungen, so Aach. Die lange Trockenheit und die niedrigen Wasserstände in Flüssen und Seen ließen manche waghalsigen Sprünge in einer Katastrophe enden.
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Motorradunfälle fordern die BG-Klinik – neben Sport-, Reit-, Fahrrad- und Arbeitsunfällen – im Frühjahr und Frühsommer in besonderer Weise. Im Spätsommer häufen sich Leiterstürze, meist beim Obstpflücken. Auch hier berge die Trockenheit ein zusätzliches Risiko, warnt Mirko Aach. „Die Äste werden brüchiger und knicken schneller ab.“