Bochum-Mitte. Auf der Schmechtingswiese in Bochum-Mitte soll ein großer Containerplatz entstehen. Die Anwohner wehren sich aus Sorge um Mensch und Natur.
Etwa 25 Personen jeden Alters stehen gemeinsam an der Wildwiese der Schmechtingwiese in Bochum, auf einer Fläche, die mit rot-weißem Flatterband abgesperrt ist. In den Händen halten sie Schilder, auf dem eines kleinen Mädchens ist zum Beispiel zu lesen: „Bienen können kein Protestschild halten.“ Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: den Bau eines großen Containerplatzes dort auf der Wiese an der Wielandstraße zu verhindern.
Zehn neue Unterflurcontainer an der Schmechtingwiese – für ein besseres Stadtbild?
Die Anwohner zeigen sich entsetzt über die Pläne von Stadt und USB. Sie haben bereits Unterschriften gesammelt – 400 seien es bisher und es würden immer mehr. Geplant ist ein 350 Quadratmeter großer Containerplatz mit Unterflurcontainern für Glas und Papier entstehen.
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Das Vorhaben gehört zum Projekt „Stadtraumpflege“, ein Teil der „Bochum Strategie“. Seit 2020 werden konventionelle Sammelbehälter für Altglas gegen Unterflurbehälter ausgetauscht: für eine „geringere Geruchs- und Lärmbelästigung sowie einen aufgeräumt wirkenden Entsorgungsstellplatz“, erklärt Peter van Dyk, Pressesprecher der Stadt. Es seien bereits in jedem Bochumer Stadtteil solche Unterflurcontainer eingerichtet worden.
Im Stadtbezirk Mitte planen Stadt und USB auf der Schmechtingswiese auf einer Fläche von 90 Quadratmetern eine Anlage mit zehn Unterflurcontainern für Glas und Papier zu bauen. Dazu kommt eine neun Meter breite und rund 255 Quadratmeter große Lkw-Auffahrt. Die Gesamtfläche, die versiegelt werden soll, ist so knapp 350 Quadratmeter groß und soll der bisher größte Standort werden. Die Pläne dafür wurden erstmals im Oktober 2021 in der Bezirksvertretung vorgestellt und am 19. Mai zur Beschlussfassung vorgelegt.
„Wo ist Platz für Natur?“ Anwohner haben Angst vor Mülltourismus
Alle im Viertel sind sich einig: Die Schmechtingswiese ist nicht der geeignete Standort. Die Grünfläche sei zum einen Freizeitanlage und Rückzugsort für Anwohner und Besucher aus dem gesamten Stadtgebiet. Zum anderen sei die betroffene Wildwiese Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. „Der geplante Containerplatz reißt ein Loch ins Viertel und das Herz der Anwohner“, sagt einer von ihnen.
Außerdem ist die Angst vor Mülltourismus groß: So ein großer Standort würde in Zukunft viele Menschen anziehen, die dann mit dem Auto in die kleine Straße kommen und auf dem Bürgersteig, der Schulweg für viele Kinder ist, ihren Müll abladen würden. Das gleiche im kleinen Stil würden die Anwohner bereits jetzt bei den vorhandenen Containern am Straßenrand, ein paar Meter weiter, erleben.
„Die Schmechtingwiese ist der falsche Standort“
Das Anliegen der Bürger: Die Stadt soll den Containerplatz bauen, aber auf bereits versiegelten Flächen, die es in Bochum genug gebe. Sie schlagen eine Fläche direkt am Bergbaumuseum vor und verweisen auch auf den Standort am Riemker Markt, wo auf bereits betonierter Fläche ein Containerplatz entstanden ist, der gut funktioniere. Beton an Beton sei in Bochum ja nichts Neues, eine der letzten Grünflächen zu versiegeln ist für sie aber unverständlich. „Der Plan ist nicht enkelgerecht“, sagt der Anwohner Markus Heine, „gerne auf versiegelten Flächen, aber die Schmechtingwiese ist der falsche Standort.“
Die Stadt hat den Klimanotstand ausgerufen, plane aber unberührte Natur zu versiegeln, kritisieren die Anwohner und verdeutlichen: Nicht weit vom geplanten Containerplatz sei erst ein Bach angelegt worden, um die steigende Hitze zu entschärfen. „Wie passt das zusammen?“, fragen sie. Für die Lkw-Auffahrt müssten auch zwei junge Bäume weichen, die erst vor drei Jahren im Rahmen der „Bochum Strategie“ gepflanzt worden seien.
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Die Stadt entgegnet darauf, dass eine Vollversieglung der Wiese nicht geplant sei und die Bodenfunktion als Wasserhaushaltsspeicher trotz der Unterflurcontainer gewährleistet wird. „Zudem sollen in der Nähe der Schmechtingwiese geeignete Flächen als Ausgleich entsiegelt werden und die beiden Bäume versetzt und damit erhalten bleiben“, erklärt Stadtsprecher van Dyk.
Stadt Bochum prüft Vorschläge und Alternativen von Anwohnern
Im Moment prüft die Stadt die eingebrachten Vorschläge und Alternativen der Anwohner. Die Bürger fühlen sich trotzdem alleine gelassen, da es für sie schwierig gewesen sei, Verantwortliche zu erreichen: Am Montag, 15. August, um 16 Uhr soll deshalb ein Ortstermin mit der Stadt stattfinden, bei dem Vertreter aus Verwaltung und Politik für Fragen und Antworten zur Verfügung stehen. Die protestierenden Anwohner werden dann wieder vor Ort sein und dafür kämpfen, die Schmechtingwiese betonfrei zu halten.