Bochum-Mitte. Eine Sitzbank ziert nun den jungen Wald an den Schmechtingwiesen in Bochum. Sie steht auch für die vielfältigen deutsch-armenischen Beziehungen.

Die Zeit hat die Beziehungen etwas aus dem Blick gerückt, dabei sind die Verflechtungen zahlreich. Seit kurzer Zeit nun können Besucher auf einer besonderen Bank an den Schmechtingwiesen den Blick auf einen kleinen Wald genießen. Nicht umsonst verweist der Namenszug „Yerevan“ auf die armenische Hauptstadt, denn die ist Bochum längst nicht so fern. Hier wächst ein Freundschaftsgarten.

Platanen aus dem Kaukasus wurzeln in Bochum

Der kann dann sogar zum Forschungsobjekt werden, denn hier stehen unter anderem orientalische Platanen aus dem Kaukasus. Ohnehin für ihre Widerstandsfähigkeit als Straßenbäume geschätzt, könnten sie unter dem Klimawandel besondere Bedeutung gewinnen. Denn nicht unwahrscheinlich scheint, dass das Klima in Bochum dem heutigen in Armenien ähnlicher wird, also wärmer.

„Sie können bis zu 1500 Jahre alt werden“, erzählt Azat Ordukhanyan. Der Vorsitzende des armenisch-akademischen Vereins blättert die reiche Geschichte des Landes und der Beziehungen zu Bochum auf.

Das Wappen und der Schriftzug Yerevan verweisen auf der Bank auf die Stiftung des Armenisch-Akademischen Vereins und die freundschaftlichen Beziehungen.
Das Wappen und der Schriftzug Yerevan verweisen auf der Bank auf die Stiftung des Armenisch-Akademischen Vereins und die freundschaftlichen Beziehungen. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

155 Bäume stehen als ein Zeichen dafür. 1860 wurde der Verein in Leipzig gegründet, seit 2001 ist der Verein in Bochum beheimatet. 155 Jahre später traten die 155 Bäume ihre Reise aus dem Kaukasus an, „ein Dank für die Unterstützung und die große Hilfsbereitschaft aus West- und Ostdeutschland nach dem verheerenden Erdbeben im Norden unserer Republik 1988“, erinnert der passionierte Historiker, „und besonders für unsere Wahlheimat“.

Gegengeschenk für Erdbeben-Hilfe

Denn nach den Verheerungen des Sturms Ela zu Pfingsten 2014 galt es auch in Bochum wieder aufzuforsten, außerdem brachte der Verein so die Erinnerung an den Völkermord in Armenien wieder etwas ans Licht der Betrachtung. „Das lag 2015, zur Pflanzung der Bäume, genau 100 Jahre zurück“, erzählt Ordukhanyan.

Heute pflegen die Mitglieder des Vereins, in Bochum etwa 130, ehrenamtlich und in Abstimmung mit dem Grünflächenamt, das wachsende Wäldchen an der gerade aufgestellten Bank. „Dort ist auch eine Anlaufstelle für die Armenier aus der Umgebung und auch von weiter weg etwa einmal im Monat, je nach Wetter“, berichtet er. Stifter des Sitzmöbels ist der Düsseldorfer und Vereinsmitglied Aram Petrosyan.

Armenische Prinzessin als Patronin

Die 155-stämmige Stiftung wurzelt nicht nur im Boden der Schmechtingwiese, sondern weiter verteilt unter anderem auch am Tierpark, an der Stadtakademie oder in der Nähe der Naturfreunde-Niederlassung an der Theodor-Körner-Schule

„Der deutsch-armenische Garten soll später den Namen Theophanu tragen; der armenischen Prinzessin auf dem deutschen Thron. Noch im 10. Jahrhundert sprach die spätere Kaiserin davon, wie wichtig es sei, ein vereintes Europa zu haben“, führt Ordukhanyan aus. Der deutsch-armenische Garten steht unter der Schirmherrschaft des Bochumers und früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert

Im Kulturprogramm hält die Armenierin Astghik Saribekyan am Mittwoch, 26. Juni, um 18.30 Uhr einen Vortrag zum Thema „Sergej Paradschanows Kunst im Kontext der Weltkultur“, anschließend wird Paradschanows Film „Die Farbe des Granatapfels“ gezeigt, beides im Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, Eintritt frei.