Bochum. Geburten allein mit Hebammen, ein Arzt kommt nur im Notfall hinzu: Das ist bald in Bochum möglich. Das „Elli“ hat einen vierten Kreißsaal.
Das Augusta-Krankenhaus richtet im Herbst den ersten Hebammen-Kreißsaal in Bochum ein. Das Interesse sei riesig, sagt Benedikt Gottschlich, leitender Arzt der Klinik für Geburtshilfe: „Die Eltern rennen uns die Bude ein.“ Auch für das St. Elisabeth-Hospital gibt es entsprechende Planungen.
Geburten in Bochum: Im Hebammen-Kreißsaal hilft der Arzt nur im Notfall
Werdende Mütter mussten sich in der Vergangenheit entscheiden: für eine Hausgeburt in Begleitung einer Hebamme oder einen ärztlich geleiteten Kreißsaal in einer Klinik. Der Hebammen-Kreißsaal bietet eine Alternative. Das Baby kommt im Krankenhaus zur Welt. Die Geburt wird aber ausschließlich von Hebammen begleitet. Ein Arzt wird nur bei Komplikationen hinzugerufen.
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Die Augusta-Klinik zählt zu den 20 Krankenhäusern, in denen das Land in diesem Jahr die Schaffung von „hebammengeleiteten Kreißsälen“ fördert. Davon gibt es in NRW bisher nur neun. „Wir sehen dafür bis zu acht neue Stellen für Hebammen vor“, kündigt Benedikt Gottschlich an. Fortbildungskurse seien im Gange, Anmeldungen ab September möglich.
St. Elisabeth-Hospital hat vierten Kreißsaal eröffnet
Auch im Katholischen Klinikum Bochum (KKB) werde über das neue Betreuungsmodell nachgedacht, erklärt Geschäftsführer Prof. Christoph Hanefeld. Zwar ist das KKB-eigene Elisabeth-Hospital nicht Teil des NRW-Förderprogramms. Mit 18 Hebammen wäre die Geburtshilfe aber gut für einen Hebammen-Kreißsaal gewappnet, so Hanefeld. Ausreichend Sicherheit – „bei werdenden Eltern das entscheidende Kriterium“ – gewährleisteten die Fachärzte vor Ort mitsamt der Intensivabteilung für Früh- und Risikogeburten.
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Mit 1450 Geburten 2021 und 803 Geburten seit Jahresbeginn 2022 knüpft das „Elli“ an die Aufwärtstendenz der Vorjahre an. Es wurde Zeit für bauliche Veränderungen und Erweiterungen. Ein ehemaliger Ambulanzraum wurde zu einem weiteren Kreißsaal umgebaut – der vierte an der Bleichstraße, hell und freundlich gestaltet, mit Magnolien-Motiven an der Wand.
Kreißsäle und Ambulanz sind nun räumlich getrennt
Zwei Vorteile macht die leitende Hebamme Dagmar Benning aus. Der Kreißsaal-Trakt sei nun räumlich von der Ambulanz mit ihrer oft hektischen Betriebsamkeit getrennt. Der vierte Saal biete größere Flexibilität bei der Planung der Geburten. Täglich vier sind es durchschnittlich, mitunter aber auch mehr. Unvergessen ist der Ostersamstag 2021 mit elf neuen Erdenbürgern binnen 24 Stunden.
Geburtenzahlen steigen seit 2019
Die Geburtenzahlen in Bochum steigen seit drei Jahren.
2019 wurden 3111 neue Erdenbürger gezählt, 2020 waren es 3236, im vergangenen Jahr 3252 (davon 1674 Jungen und 1578 Mädchen).
Die Entwicklung seit Jahresbeginn im St.-Elisabeth- und Augusta-Krankenhaus deutet darauf hin, dass die Baby-Bilanz auch 2022 positiv ausfällt.
Die besten räumlichen Bedingungen helfen wenig, wenn es – wie aktuell in nahezu allen Kliniken – an Personal mangelt. Klinikum-Chef Hanefeld ist voller Lob und Respekt für das Geburtshilfe-Team. Einschränkungen seien im Elisabeth-Hospital, das bei der Hebammen-Ausbildung mit der Bochumer Hochschule für Gesundheit (HSG) kooperiert, bislang nicht notwendig gewesen. Anders als zum Beispiel im Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen, das die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Juni aufgrund fehlender Ärzte und Hebammen außer Betrieb nehmen musste.
Augusta steuert 2022 auf neuen Baby-Rekord zu
Mit dem vierten Kreißsaal schließt das Elisabeth-Hospital zur Augusta-Klinik auf. Auch an der Bergstraße stehen vier Kreißsäle zur Verfügung – „und werden dringend benötigt“, betont Leiter Benedikt Gottschlich. Wie das „Elli“ verzeichnet das Augusta einen steten Zuwachs. 1029 Geburten gab es im Jahr 2020, 1307 waren es im Jahr 2021. Seit Januar wurden knapp 800 Babys gezählt. „Bis zum Jahresende wollen wir auf 1400 Geburten kommen“, sagt Gottschlich. Der neue Hebammen-Kreißsaal könnte zu dem Rekordergebnis beitragen.