Essen. Essens Krupp-Krankenhaus erlebt die längste Kreißsaal-Schließung seit Jahren. Coronabedingt fallen viele Ärzte aus, Ersatz ist nicht zu bekommen.

Das Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus muss seinen Kreißsaal so lange schließen wie wohl nie zuvor: Kam es in den vergangenen Jahren schon mal zu tageweisen Ausfällen, gibt es aktuell eine Schließung von mehr als zwei Wochen. Mehr noch: Die coronabedingten Personalausfälle führen auch dazu, dass die gesamte Gynäkologie bis Montag, 25. April, keine Patientinnen aufnimmt. Intern könne man die fehlenden Ärztinnen nicht ersetzen, erklärt Sprecherin Anette Ehrke-Schön. Und der Markt an externen Medizinern, die man für Notfälle zeitweise engagieren könne, sei leer gefegt.

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„In den letzten Jahren hat es noch nie einen so langen Aufnahmestopp gegeben“, räumt Ehrke-Schön offen ein. Der Kreißsaal ist bereits seit dem 9. April geschlossen, die Klinik für Gynäkologie folgte am 14. April, weil das ärztliche Team dort besonders stark von Corona-Infektionen und Corona-Quarantänen betroffen ist. Bei den Hebammen gebe es aktuell zwar nur zwei Krankheitsausfälle, doch in Krankenhäusern werden Entbindungen immer gemeinsam von Hebammen und Ärzten begleitet. Sprich: „Ohne kontinuierliche ärztliche Begleitung dürfen keine Geburten stattfinden.“

Angebot an Leasing-Fachärzten ist begrenzt

Die Sprecherin betont, dass die saisonal und coronabedingten Krankenstände im „Krupp“ grundsätzlich nicht höher seien als in anderen Essener Krankenhäusern, die ebenfalls mit der raschen Verbreitung der Omikron-Variante zu kämpfen haben. „Dank der großen Flexibilität und des unermüdlichen Einsatzes aller unserer Mitarbeiter sind die Ausfälle von uns immer noch gut zu managen.“ So müssten geplante Eingriffe in anderen Abteilungen zur Zeit nicht abgesagt werden, auch wenn man den Fokus klar auf die „Durchführung von dringlichen Operationen und die Notfallversorgung“ lege.

Die Lücken im 14-köpfigen Ärztinnenteam in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe ließen sich allerdings derzeit nicht schließen, sagt Anette Ehrke-Schön. So sei die Nachfrage nach externen Ersatzkräften coronabedingt erheblich gestiegen: „Im Moment ist es nicht einfach, einen der wenigen Leasing-Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe zu finden.“ Zumal das Fachgebiet sehr spezifisch, und das Angebot entsprechend, qualifizierter Ärzte begrenzt sei. Auch eine Vertretung durch eigene Ärzte sei nicht möglich: „Aufgrund der hohen fachlichen Spezialisierung kann in der Gynäkologie – anders als zum Beispiel in einer internistischen Abteilung – die Klinik auch nicht hausintern von ärztlichen Kollegen unterstützt werden.“

Patientinnen, Praxen, Feuerwehr über Schließung informiert

Das Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid hatte wegen Personalmangels den Kreißsaal zunächst von Samstag, 9. April, bis einschließlich Montag, 18. April, geschlossen. Werdende Mütter, die sich im „Krupp“ angemeldet hatten, wurden vor der Schließung informiert, um auf andere Kliniken ausweichen zu können.

Am 14. April teilte eine Sprecherin des Krankenhauses dann mit, dass die Kreißsaal-Schließung wegen „aktueller, neu aufgetretener Corona-Infektionen im ärztlichen Team“ bis Montag, 25. April, 10 Uhr, verlängert werde. Überdies könne auch die Abteilung für Gynäkologie in dieser Zeit keine Patientinnen aufnehmen. Um die Versorgung der Patientinnen zu gewährleisten, habe man Feuerwehr, Rettungsdienst, umliegende Kliniken, niedergelassene Frauenärzte und Notärzte informiert.

Eine fachärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung könne man aktuell so nicht sicherstellen. Zum Schutz der Patientinnen habe man sich daher zur zeitweiligen Schließung der Gynäkologie entschieden. „Die betroffenen Frauen wurden informiert und haben mit großem Verständnis reagiert. Die Operationen, die verschoben werden konnten, wurden neu geplant.“ Die werdenden Mütter hätten sich zum Teil ohnehin in mehreren Kliniken angemeldet, alle anderen müssten nun auf benachbarte Häuser ausweichen. Legt man die monatlichen Geburtenzahlen im Krupp-Krankenhaus zugrunde, dürfte es sich um etwa 30 Geburten handeln. Man sei dankbar für die große Solidarität unter den Geburtskliniken, betont Ehrke-Schön.

Ärztinnen haben sich nicht bei werdenden Müttern angesteckt

Bei den Gebärenden haben sich die jetzt erkrankten Ärztinnen übrigens nicht angesteckt: Wenn eine werdende Mutter an Corona erkrankt sei, greife das mit dem Gesundheitsamt entwickelte Hygienekonzept, erklärt die Sprecherin. „Diese Schutzmaßnahmen sind sehr effektiv. Eine interne Übertragung hat es bisher nicht gegeben.“