Bochum. Kanadagänse sorgen für Ärger bei zahlreichen Menschen in Bochum. Was andere Städte in der Umgebung tun und wie das Problem gelöst werden könnte.
„Dieser Zustand ist nicht länger tragbar.“ Da sind sich zahlreiche Bochumerinnen und Bochumer einig. Die Kanadagänse und ihre Hinterlassenschaften sorgen für mächtig Ärger im Stadtgebiet. Doch was tun? In den Städten in der Umgebung geht man die Problematik jedenfalls unterschiedlich an.
Kanadagänse in Bochum: Was andere Städte tun?
In Essen wird den Tieren der Zugang zu Brutstellen versperrt – im Universitätsviertel beispielsweise werden die Schilfinseln bereits vor der Brutzeit geflutet und mit Draht bespannt. Im Grugapark nutzt man proteinarme Grassorten, die gemieden werden. „Grundsätzlich besteht kein Jagdverbot auf Kanadagänse in Essen innerhalb der Jagdzeit“, heißt es zudem von der Stadt.
Herne hatte ebenfalls den Abschuss der Tiere erlaubt, dann nach massiver Kritik aus der Bevölkerung 2019 aber wieder gestoppt. Duisburg und Düsseldorf sammeln während jeder Brutsaison die Eier der Vögel ein. „Gänsemanagement“ heißt das und wird in Duisburg seit zwölf Jahren von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet begleitet. „Zumindest ist die Zahl der Gänse nicht gestiegen“, heißt es in Duisburg.
Stadt Bochum beobachtet die Situation
Und in Bochum? Die Stadt beobachtet derzeit weiterhin die Situation. „Sollten sich doch noch sinnvoll erscheinende Maßnahmen ergeben, wird die Stadt Bochum dazu berichten“, sagte Sprecherin Karolin Breitschädel vor etwa zwei Wochen auf Anfrage der WAZ. Das sorgt für Ärger in der Bevölkerung: „Es müssten jetzt schon fürs nächste Frühjahr, wenn der neue Nachwuchs ansteht, Maßnahmen überlegt werden. Die Umsetzung dauert bei solchen Angelegenheiten sowieso Monate, wenn überhaupt was daraus wird, so ganz zuversichtlich bin ich ehrlich gesagt nicht“, schildert uns eine Bochumerin, die nahe des Kemnader Sees wohnt.
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Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die mindestens dafür sorgen könnten, dass die Population sich verkleinert – vielleicht sogar schrumpft. Mathias Krisch, erster Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Bochum nennt drei, die sich kombinieren ließen. „Man müsste ein Fütterungsverbot einführen und auch kontrollieren“, sagt er. Je mehr die Tiere gefüttert werden, desto mehr gebe es von ihnen.
Helfen könne es auch, den Rasen an betroffenen Stellen konsequent länger wachsen zu lassen, sodass die Kanadagänse auf andere Flächen ausweichen. Dafür könnten Ausgleichsflächen zum Beispiel mit kurzem Rasen geschaffen werden, solche, auf denen die Tiere niemanden stören.
Ein „Gänsemanagement“ könnte helfen
Aufwändiger wäre das Einführen eines sogenannten „Gänsemanagements“. Krisch: „Dabei müsste man konsequent hergehen und zum Beispiel die Eier gegen Gipseier austauschen. Es reicht allerdings nicht, das ein oder zwei Jahre zu machen.“ Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, wäre eine Dauer von zehn Jahren nicht unrealistisch. Was seiner Meinung nach nichts bringt: Gänse zu bejagen. „Dann trifft man ein oder zwei, die Tiere verziehen sich und kommen wieder“, erklärt Krisch.
Population der Kanadagänse in Bochum: Keine Zahlen
Augenscheinlich hat sich die Population der Kanada-Gänse in Bochum in den vergangenen Jahren deutlich vermehrt. Zahlen gibt es allerdings nicht. „Da keine Zählungen stattfinden“, heißt es von der Stadt. Laut Biologischer Station habe eine punktuelle Zählung zudem keine Aussagekraft.
Bundesweit gebe es Zahlen, so Mathias Krisch vom Nabu in Bochum. Und theoretisch wäre wohl auch eine Zählung in Bochum möglich. Wenn an allen betroffenen Orten im Stadtgebiet und bestenfalls sogar darüber hinaus zur selben Zeit viele Zähler unterwegs wären.
Auch Sabine Schemmann hat in einem Leserbrief an unsere Redaktion angemerkt: „So wie sich Bürger an den jährlichen Nabu-Singvogelzählungen beteiligen, finden sich bestimmt auch reichlich genervte Bürger, die die Gänse zählen.“
Wäre es sinnvoll, die Kanadagänse zu bejagen? Eine konkrete Antwort auf diese Frage kann man bei der Kreisjägerschaft in Bochum nicht geben. Viel mehr wünscht man sich, dass sich die Fachleute aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch setzen, gemeinsam nach Lösungen suchen. „Wir sind an jeder Stelle gesprächsbereit und selbstverständlich bereit, zu helfen“, sagt Herbert Noack, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft.
Klar ist aber: Irgendetwas muss passieren. „Für Anwohner des Stadtparks stellt sich die von der Stadt Bochum geradezu achselzuckend abgetane Verschmutzungssituation von Wegen und Wiesen durch Gänsekot als ekelerregend dar. Es ist kaum noch ein Rasenstück zu finden, auf dem es sich ohne Gänsekot unter der Decke und in Sichtweite picknicken ließe“, schreibt Ute Traunsberger, ebenfalls in einem Leserbrief.