Bochum. In zwei Jahren ist die Zahl der Studienanfänger in Bochum um 15 Prozent gesunken. Die Hochschulen nennen Gründe dafür und – geben eine Prognose.

Immer weniger Menschen beginnen ein Studium an einer der Hochschulen in Bochum. Das geht aus Zahlen hervor, die Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) als Statistisches Landesamt veröffentlicht hat. Die Zahl der Neuanfänger ist innerhalb von zwei Jahren um 15 Prozent zurückgegangen. Die Hochschulen in Bochum nennen einen Hauptgrund.

Weniger Studienanfänger in Bochum: Nur an einer Hochschule sieht es anders aus

Haben vor Corona – zum Studienjahr 2019/20 – noch rund 9000 Menschen mit einem Studium an den Hochschulen in Bochum begonnen, waren es zwei Jahre später nur noch 7700. Mit Ausnahme der Hochschule für Gesundheit, hier ist die Zahl in dem Zeitraum auf 279 (+14) gestiegen, geht die Zahl der Neueinschreibungen überall zurück.

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In absoluten Zahlen ist der Unterschied an der Ruhr-Universität am gravierendsten, so das Statistische Landesamt. 5367 Menschen haben vergangenes Wintersemester ein Studium begonnen (-13 Prozent). Allerdings gibt es an der RUB auch mit Abstand die meisten Studierenden im Stadtgebiet.

An der Hochschule Bochum ist die Zahl innerhalb von zwei Jahren von 1350 auf 1056 neue Studierende (-22 Prozent) gesunken. Gut ein Viertel weniger Neuanfänger gibt es an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA), ein Rückgang von 15 bzw. 11 Prozent sind es an der Evangelischen Hochschule bzw. der EBZ Business School.

Studierendenzahlen gehen insgesamt zurück

Aufgrund der sinkenden Neueinschreibungen geht die Zahl der Studierenden in Bochum auch insgesamt zurück. Studierten zum Wintersemester 2019/2020 laut IT.NRW noch rund 58.700 Menschen an den sechs Hochschulen im Stadtgebiet, waren es zwei Jahren später 57.500.

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Diese Entwicklung zeichnet sich in ganz NRW ab – wenn auch nicht so enorm. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr gibt es 12,7 Prozent weniger Studienanfänger. Der Hauptgrund: „Vor allem coronabedingt ist die Zahl der Studierenden in einigen Bereichen zurückgegangen. Verständlicherweise!“, erklärt Ann-Kristin Masjoshusmann, Sprecherin der Hochschule Bochum. Der Schritt von Schule zu Studium sei so schon ein recht großer für die jungen Menschen. In einer solchen pandemischen Situation herrsche zusätzliche Unsicherheit, viele könnten sich nicht mit digitaler Lehre anfreunden.

Diese Ursache bestätigen auch die Evangelische Hochschule und die THGA. An Letzterer studieren viele in Teilzeit, also neben dem Beruf. „Hier ist anzunehmen, dass die Sicherheit am Arbeitsplatz während der Corona-Pandemie für viele wichtiger war als das Bedürfnis nach einer weiteren beruflichen Qualifikation“, erklärt Sprecherin Svenja Kloos. Hinzu komme, dass die Zahl der Studierenden in den sogenannten Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) an den Hochschulen insgesamt rückläufig sei.

Wie entwickelt sich die Studierendenzahl künftig?

In welchen Studiengängen gibt es Zuwächse?

Während an der Hochschule Bochum die Studierenden-Zahlen bei den Mechatronik-Studiengängen eher rückläufig sind, seien die Prognose bei den nachhaltigen Studiengängen und in den Bereichen „Informatik“, „Wirtschaftsinformatik“, „Wirtschaftsingenieurwesen Bau“ sowie „Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau“ positiv. Mehr Bewerber als Plätze gebe es wie auch in den vergangenen Jahren im Fachbereich Architektur.

Stand Ende Juli verzeichnet die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) bei den meisten Studiengängen einen leichten Zuwachs, Spitzenreiter seien die Bachelorstudiengänge „Elektrotechnik“, „Informationstechnik und Digitalisierung“ sowie „Geotechnik und Angewandte Geologie, Bau- und Umweltgeotechnik“. Einen Rückgang habe es im vergangenen Wintersemester vor allem im Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen gegeben, dieser Trend setze sich aber nicht fort.

Die Evangelische Hochschule erwartet im kommenden Semester einen leichten Rückgang bei den Einschreibungen im Bachelorstudiengang „Gesundheits- und Pflegemanagement“, weil sich die Nachfrage in den neuen Studiengang „Pflegepädagogik“ verschieben könnte. Im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit sowie in den Masterstudiengängen gebe es deutlich mehr Bewerbungen als Plätze.

Wie viele Studierende zum kommenden Wintersemester (2022/23) ihr Studium in Bochum beginnen, lässt sich nicht komplett absehen. „Die Einschreibungen haben gerade erst begonnen, laufen bis Ende September/Anfang Oktober“, so Ann-Kristin Masjoshusmann für die Hochschule Bochum. An der THGA gebe es sechs Prozent mehr Bewerber für die Bachelor-Studiengänge, so die vorläufigen Zahlen vor Ende der Frist Mitte August. Die Evangelische Hochschule erwartet aufgrund der vorliegenden Bewerbungen einen leichten Rückgang bei den neuen Studierenden.

Sprecherin Julia Gottschick ergänzt: „Ob der gegenwärtige Rückgang der Studierendenzahlen ein langfristiger Trend bleibt, ist schwer einzuschätzen, aufgrund der Prognosen zum demografischen Wandel aber zu erwarten“. Die Evangelische Hochschule reagiere auf die Herausforderungen zum Beispiel durch die Schaffung neuer Studienangebote wie der Pflegepädagogik. An der Hochschule Bochum rechnet man bis 2030 mit ähnlichen Studienanfängerzahlen wie aktuell. Das besage eine Prognose der Kultusministerkonferenz.

Eine Hochschule will Studierendenzahl fast verdoppeln

Anders ist die Lage an der Hochschule für Gesundheit. „Da wir nach wie vor wachsen und neue Studiengänge an den Start bringen, werden wir gegen den Trend weiter zunehmende Studierendenzahlen haben“, erklärt Sprecherin Judith Merkelt-Jedamzik. Das selbstgesteckte Ziel: Bis 2026 sollen hier 3000 Menschen studieren – statt aktuell rund 1700.